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Darf's ein Küsschen mehr sein?

Titel: Darf's ein Küsschen mehr sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Gibson
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mochte.
    Sie ging zur Verandatür und schaute auf den See hinaus.
Sie dachte über Mick und seine Schwester nach und fragte sich, warum er darauf bestand, dass sie nicht mit Meg sprach. Warum bloß? Meg war eine erwachsene Frau. Eine allein erziehende Mutter, die den Lebensunterhalt für sich und ihren Sohn selbst bestritt. Wovor hatte Mick Angst?
    »Miau.«
    Maddie senkte den Blick. Hinter der Glastür hockte ein kleines Kätzchen. Es war schneeweiß und hatte ein blaues und ein grünes Auge. Sein Kopf war für seinen Körper fast zu groß, als wäre es durch Inzucht entstanden. Maddie zeigte warnend auf es und befahl ihm: »Geh nach Hause.«
    »Miau.«
    »Ich hasse Katzen.« Katzen waren scheußliche Geschöpfe. Sie verteilten ihr Fell auf allen Klamotten, zerfetzten die Möbel mit ihren Krallen und schliefen den ganzen Tag.
    »Miau.«
    »Vergiss es.« Entschlossen wandte sie sich ab und lief durchs Haus ins Schlafzimmer. Ihre Laken und Bettbezüge lagen in einem Haufen auf dem Boden, und sie trug sie in den Wäscheraum hinter der Küche. Sie musste alle Erinnerungen an Mick im Haus beseitigen. Keine Dellen in ihren Kissen. Keine leeren Kondompackungen auf dem Nachttisch. Mit Mick ging es ihr wie mit Käsekuchen, und sie durfte nichts um sich haben, was sie daran erinnerte, wie sehr sie Käsekuchen liebte und vermisste. Besonders wenn er so gut war, dass sie sich am Abend zuvor ins Koma geschlemmt hatte.
    Sie stopfte die Laken und Bettbezüge in die Waschmaschine, füllte Waschpulver ein und schaltete sie an. Als sie den Deckel schloss, klingelte es an der Tür, was sie kurz
aufschrecken ließ. Bisher hatte nur ein Mensch an ihrer Tür geklingelt. Sie versuchte, ihr Magenflattern und ihr plötzliches Herzrasen zu ignorieren, als sie in den vorderen Teil des Hauses lief. Kritisch blickte sie auf ihr grünes Nike-T-Shirt und ihre schwarzen Shorts. Beides war alt und bequem und nicht gerade sexy, aber das waren auch das Sweatshirt und die Hose nicht gewesen, die sie gestern Abend getragen hatte, und Mick hatte es scheinbar nichts ausgemacht.
    Sie spähte durch den Spion, aber es war nicht Mick. Auf der Veranda stand Meg mit einer dunklen Sonnenbrille, und Maddie fragte sich, woher sie wusste, wo sie wohnte. Vielleicht von Travis. Sie fragte sich auch, was um alles in der Welt Meg an einem Sonntagnachmittag von ihr wollte. Die naheliegende Antwort lautete, dass sie mit Maddie über das Buch sprechen wollte. Doch Meg sah ihrer Mutter so ähnlich, dass Maddie noch eine andere Möglichkeit einfiel: Sie war auf eine Konfrontation aus. Maddie fragte sich, ob sie ihren Elektroschocker herausholen sollte, doch sie würde Meg nur ungern mit fünfzigtausend Volt niederstrecken, wenn sie nur vorbeigekommen war, um über die Ereignisse von vor neunundzwanzig Jahren zu reden. Das wäre nicht besonders nett und kontraproduktiv dazu, da sie schließlich hören wollte, was Meg zu sagen hatte. Also öffnete sie die Tür.
    »Hallo, Madeline. Hoffentlich störe ich nicht«, fing Meg an. »Aber ich hab gerade Pete nebenan abgesetzt, und da hab ich mich gefragt, ob ich Sie vielleicht kurz sprechen kann.«
    »Sind die Allegrezzas so schnell schon wieder zurück?«
    »Ja. Sie sind heute Morgen nach Hause gekommen.«

    Eine leichte Brise spielte mit Megs dunklen Haarspitzen, doch sie kam ihr nicht aufgeregt oder verrückt vor, und Maddie trat einen Schritt zurück. »Kommen Sie herein.«
    »Danke.« Meg schob ihre Sonnenbrille hoch und trat ein. Sie trug einen khakifarbenen Rock und eine kurzärmlige schwarze Bluse. Sie sah ihrer Mutter so ähnlich, dass es schon gespenstisch war, aber vermutlich war es genauso ungerecht, sie nach dem Verhalten ihrer Mutter zu beurteilen wie Maddie nach dem ihrer.
    »Wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte Maddie, während die beiden ins Wohnzimmer gingen.
    »War mein Bruder gestern Abend hier?«
    Maddies Schritte stockten, bevor sie weiter durchs Wohnzimmer lief. Dass Meg hier sein könnte, um über die Ausschweifungen der letzten Nacht zu sprechen, hätte sie beim besten Willen nicht gedacht. Vielleicht bräuchte sie den Elektroschocker doch noch. »Ja.«
    Meg seufzte. »Ich hab ihm doch gesagt, dass er nicht herkommen soll. Ich bin eine erwachsene Frau und kann auf mich selbst aufpassen. Er macht sich Sorgen, dass es mich zu sehr aufwühlt, wenn ich mit Ihnen über Mom und Dad rede.«
    Maddie lächelte erleichtert. »Bitte setzen Sie sich«, flötete sie und deutete auf die Couch. »Möchten Sie etwas zu

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