Darf's ein Küsschen mehr sein?
Job war, Meg dazu zu bringen, ihr Innerstes nach außen zu kehren. Maddie hielt sich das Aufnahmegerät vor den Mund, gab Megs Namen und das Datum an und stellte es an den Rand des Couchtisches.
Meg warf einen Blick auf das Gerät und fragte: »Wo soll ich anfangen?«
»Wenn es Ihnen nicht zu viel wird, fangen Sie doch mit Ihren Erinnerungen an Ihre Eltern an.« Maddie lehnte sich in ihrem Sessel zurück und legte die Hände entspannt in den Schoß. Geduldig und harmlos. »Mit den guten Zeiten.«
Und wenn Meg darüber geredet hatte, würden sie zu den schlechten kommen.
»Sie haben sicher schon gehört, dass meine Eltern gestritten haben.«
»Ja.«
»Sie haben sich nicht immer gestritten, aber wenn sie es taten …« Sie verstummte und senkte den Blick auf ihren Rock. »Meine Großmutter hat immer gesagt, dass sie leidenschaftlich waren. Dass sie leidenschaftlicher stritten und liebten als andere Menschen.«
»Glauben Sie das auch?«
Eine kleine Falte zerfurchte ihre Stirn, und sie presste auf dem Schoß die Hände ineinander. »Ich weiß nur, dass mein Dad eine Frohnatur war. Er war immer gut drauf. Hatte immer ein Lied auf den Lippen. Alle liebten ihn, weil er das gewisse Etwas hatte.« Sie sah wieder auf und schaute mit ihren grünen Augen in Maddies. »Meine Mutter blieb zu Hause bei Mick und mir.«
»War Ihre Mutter denn auch fröhlich?«
»Sie … sie war manchmal traurig, aber das bedeutet nicht, dass sie eine schlechte Mutter war«, erklärte Meg und erzählte von wunderschönen Picknicks und Geburtstagspartys. Von großen Familienfeiern und wie Rose ihnen Gutenachtgeschichten vorgelesen hatte, sodass sie wie die reinste Bilderbuchfamilie klangen.
Blödsinn. Nachdem Maddie dreißig Minuten zugehört hatte, wie Meg sich die Rosinen herauspickte, fragte Maddie: »Was passierte, wenn Ihre Mutter traurig war?«
Meg lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Tja, es ist kein Geheimnis, dass Gegenstände zu
Bruch gingen. Sheriff Potter hat Ihnen sicher von dem Zwischenfall erzählt, als meine Mutter die Kleider meines Vaters angezündet hat.«
Das hatte der Sheriff nicht erwähnt. »Ja, beiläufig.«
»Sie hatte das Feuer unter Kontrolle. Die Nachbarn hatten keinen Grund, die Feuerwehr zu rufen.«
»Vielleicht waren sie besorgt, weil dieses Gebiet ein Waldgebiet ist und es nicht viel braucht, um es in Brand zu setzen.«
Meg zuckte mit den Schultern. »Das war im Mai. Also ziemlich unwahrscheinlich. Die Feuersaison fängt erst später an.«
Was nicht hieß, dass das Feuer nicht ernsthaften Schaden hätte anrichten können. Doch Maddie hielt es für sinnlos und kontraproduktiv zu widersprechen, und es war an der Zeit, die Dinge voranzutreiben. »Was wissen Sie noch von der Nacht, in der Ihre Eltern starben?«
Meg warf einen Blick durchs Zimmer auf den leeren Fernsehbildschirm. »Ich weiß noch, dass es an dem Tag heiß war und dass Mom mit Mick und mir zum Schwimmen an den öffentlichen Strand gefahren ist. Normalerweise kam mein Dad mit, aber an dem Tag nicht.«
»Wissen Sie, warum?«
»Nein. Vermutlich war er bei der Kellnerin.«
Maddie sparte sich die Mühe, sie zu erinnern, dass die Kellnerin einen Namen hatte. »Was passierte, nachdem Sie am Strand gewesen waren?«
»Wir fuhren nach Hause und aßen zu Abend. Dad war nicht da, aber das war nicht ungewöhnlich. Er war bestimmt in der Arbeit. Ich weiß noch, dass wir »Egal-was«-Abend hatten, was bedeutet, dass wir essen durften, was wir wollten.
Mick aß Hot Dogs und ich Pizza. Später haben wir noch Eis gegessen und uns Donny & Marie im Fernsehen angeschaut. Das weiß ich noch, weil Mick echt sauer war, dass er sich Donny und Marie Osmond ansehen musste. Aber später durfte er zu Der unglaubliche Hulk umschalten und bekam wieder bessere Laune. Meine Mom hat uns ins Bett gebracht, aber irgendwann um Mitternacht wurde ich wach, weil ich sie weinen hörte. Ich stieg aus dem Bett und ging in ihr Zimmer, und sie saß auf der Bettkante und war vollständig angezogen.«
»Warum hat sie geweint?« Maddie beugte sich interessiert vor.
Meg wandte sich Maddie zu und sagte: »Weil mein Vater wieder einen Affäre hatte.«
»Hat sie Ihnen das gesagt?«
»Natürlich nicht, aber ich war damals zehn. Ich wusste von den Affären.« Meg kniff die Augen zusammen. »Daddy hätte uns wegen ihr nicht verlassen. Das weiß ich genau.«
»Alice glaubte es aber.«
»Das glaubten sie alle.« Meg lachte zynisch. »Fragen Sie sie. Fragen Sie
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