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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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Fette Burlow sah auf und atmete so mühevoll wie durch einen Strohhalm.
    Ich nahm die Hand vom Knauf meines Schwerts. Es ist ein Fehler, zu viele Bauern zu opfern. Nur ein Dutzend Schritte trennten Rike von mir. Ich schwang mich aus Gerrods Sattel, klopfte seine Schnauze und kehrte dabei dem Ort den Rücken zu.
    »Es gibt mehr als nur eine Art von Gold in Norwood«, sagte ich laut genug, aber nicht zu laut. Dann drehte ich mich um und ging an Rike vorbei. Ich sah ihn nicht an. Man gebe einem Mann wie Rike einen Moment, und er nimmt ihn.
    »Komm mir diesmal bloß nicht mit irgendwelchen Bauerntöchtern, du kleiner Mistkerl!«, brüllte er und folgte mir. Sollte er die Wut aus sich herausschreien. Derzeit war er nur viel Lärm, weiter nichts. »Der Scheißgraf verbrennt sie gerade auf dem Scheiterhaufen.«
    Ich ging zur Mittelstraße, die von der Marktwiese zum Haus des Bürgermeisters führte. Als wir an Bruder Gains vorbeikamen, sah er von dem Kochfeuer auf, das er angezündet hatte. Er richtete sich auf und folgte, um sich den Spaß anzusehen.
    Der Kornturm hatte nie viel hergegeben, und jetzt wirkte er noch kümmerlicher, verbrannt, die Steine in der Hitze geborsten. Die Getreidesäcke hatten auf der Falltür gestanden, als sie verbrannt waren. Ich fand sie nach kurzer Suche. Die ganze Zeit über knurrte und brummte Rike hinter mir.
    »Öffne die Falltür.« Ich deutete auf den Ring in der Steinplatte.
    Ich musste es Rike nicht zweimal sagen. Er bückte sich und hob die Platte, als sei sie federleicht. Und dort waren sie, die Fässer. Dicht gedrängt im Dunkeln standen sie.
    »Der alte Bürgermeister bewahrte das Festtagsbier unter dem Kornturm auf. Alle Einheimischen wissen das. Ein kleiner Bach fließt dort unten und hält alles hübsch kühl. Wie viele sind es? Zwanzig? Zwanzig Fässer goldenes Festtagsbier.« Ich lächelte.
    Rike erwiderte das Lächeln nicht. Er blieb auf Händen und Knien und ließ seinen Blick über die Klinge meines Schwerts wandern. Ich stellte mir vor, wie es an seiner Kehle kitzelte.
    »He, Bruder Jorg, ich wollte nicht …«, begann er. Selbst mit meinem Schwert an seinem Hals brachte er es fertig, gemein auszusehen.
    Makin kam rasselnd zu uns und blieb neben mir stehen. Ich hielt das Schwert weiterhin an Rikes Kehle.
    »Es mag eine Kleinigkeit gewesen sein, aber ich bin kein Schweinehund«, sagte ich sanft, mit meiner Todesstimme. »Stimmt das nicht, Pater Gomst? Wenn ich ein Schweinehund wäre, müsstest du nicht Leib und Leben dabei riskieren, jetzt die Toten für mich zu durchsuchen, oder?«
    »Prinz Jorg, überlass es Hauptmann Bortha, diesen Wilden zu töten.« Irgendwie war es Gomst gelungen, sich wieder zu fassen. »Wir reiten weiter zur Hohen Burg, und dort wird dein Vater …«
    »Mein Vater kann verdammt noch mal warten!«, rief ich. Den Rest hielt ich zurück, zornig auf meinen Zorn.
    Rike vergaß das Schwert für einen Moment. »Was zum Teufel soll der Scheiß mit dem Prinzen? Und was zum Teufel soll der Scheiß mit Hauptmann Bortha? Und wann kann ich endlich das Scheißbier trinken?«
    Inzwischen hatten wir volles Publikum. Alle Brüder waren um uns herum versammelt.
    »Nun«, sagte ich, »da du so nett fragst, Bruder Rike, werde ich es dir verraten.«
    Makin sah mich an, wölbte die Braue und schloss die Hand um den Griff seines Schwerts. Ich gab ihm mit einem Wink zu verstehen, dass er sich beruhigen sollte.
    »Der Scheiß mit Hauptmann Bortha bedeutet, dass Makin Hauptmann Makin Bortha von der Kaiserlichen Wache von Ankrath ist. Der Scheiß mit dem Prinzen bedeutet, dass ich der geliebte Sohn und Erbe von König Olidan aus dem Haus Ankrath bin. Und jetzt können wir uns das Bier vornehmen, denn heute ist mein vierzehnter Geburtstag, und wie sonst solltet ihr auf meine Gesundheit trinken?«

 

     
    Jede Bruderschaft hat ihre Hackordnung. Bei Brüdern
    wie den meinen möchte man nicht ganz unten sein.
    Dann muss man damit rechnen, zu Tode gehackt zu werden.
    Bruder Jobe hat genau die richtige Mischung aus geschlagenem
    Hund und Tollwut, um dort am Leben zu bleiben.

 
8
     
    So saßen wir auf den Trümmern des Bürgermeisterhauses und tranken Bier. Die Brüder tranken viel und riefen meinen Namen. Manche nannten mich »Bruder Jorg«, andere »Prinz Jorg«, aber sie alle sahen mich mit neuen Augen. Rike beobachtete mich, mit Bierschaum in seinem Stoppelbart und einem von meinem Schwert stammenden Kratzer am Hals. Ich sah, wie er das Für und Wider gegeneinander abwog –

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