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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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versteckt sich in den Resten der Gerberei. Wer auch immer aus jener Richtung kommt, lasst sie vorbei und erledigt sie dann. Makin ist unser Späher und warnt rechtzeitig. Der gute Pater hier und ihr fünf da, ihr bleibt bei mir und helft mir dabei, sie herzulocken.«
    Die Brüder brauchten keine weiteren Erklärungen. Das heißt, Jobe brauchte welche, aber Rike zog ihn schnell genug vom Bier weg und war dabei nicht besonders sanft.
    »Beute!«, rief Rike. »Fangt an, Fallgraben auszuheben, ihr Scheißkerle!«
    Sie wussten, wie man einen guten Hinterhalt vorbereitete, o ja, das wussten die Jungs. Damit kannten sie sich aus. Und niemand wusste besser, wie man in Ruinen kämpfte. Oft kämpften sie in Ruinen, die sie selbst geschaffen hatten, bei anderen Gelegenheiten in fremden Trümmern.
    »Burlow, Makin!« Ich rief sie zu mir, als die übrigen Brüder sich an die Arbeit machten. »Ich brauche dich nicht als Späher, Makin«, sagte ich und sprach leise. »Ich möchte, dass ihr zum Dickicht am Fluss geht. Ich möchte, dass ihr euch versteckt. So gut sollt ihr euch verstecken, dass sich ein Mistkerl auf euch setzen könnte, ohne euch zu bemerken. Verbergt euch dort und wartet. Ihr werdet wissen, was es zu tun gilt.«
    »Prinz … Bruder Jorg«, sagte Makin. Er hatte tiefe Falten in der Stirn und sah die Straße hinunter zum alten Gomsty, der vor der ausgebrannten Kirche betete. »Was bedeutet dies alles?«
    »Du hast gesagt, dass du mir folgst, wohin auch immer«, antwortete ich. »Es beginnt hier. Wenn man die Legende schreibt, wird dies die erste Seite sein. Irgendein alter Mönch wird dabei erblinden, diese Seite zu verzieren, Makin. Hier beginnt alles.« Ich wies nicht darauf hin, dass das Buch vielleicht sehr dünn sein würde.
    Makin verbeugte sich auf seine Weise – ein halbes Nicken – und ging mit langen Schritten los. Der Fette Burlow eilte ihm nach.
    Und so gruben die Brüder die Fallen, legten ihre Pfeile bereit und versteckten sich in dem, was von Norwood übrig war. Ich beobachtete sie und verfluchte ihre Behäbigkeit, blieb aber ruhig. Nach einer Weile waren nur noch Pater Gomst, meine fünf ausgewählten Männer und ich zu sehen. Alle anderen, gut zwei Dutzend, verbargen sich in den Ruinen.
    Pater Gomst trat noch immer betend an meine Seite. Ich fragte mich, mit welcher Inbrunst er beten würde, wenn er wusste, was bevorstand.
    Ich hatte jetzt einen Schmerz im Kopf wie von Haken hinter beiden Augen, spitzen Haken, die an mir zerrten. Der gleiche Schmerz war in mir entstanden, als der Anblick von Pater Gomst Gedanken an die Rückkehr nach Hause gebracht hatte. Ein vertrauter Schmerz, einer, den ich nicht selten auf der Straße gespürt hatte. Oft hatte ich mir von ihm den Weg weisen lassen. Aber ich wollte nicht länger ein Fisch am Haken sein. Ich biss zurück.
    Den ersten Späher sah ich eine Stunde später auf dem Moorweg. Kurz darauf zeigten sich andere und ritten zu ihm. Ich vergewisserte mich, dass sie uns sechs auf der Treppe des Bürgermeisterhauses sahen.
    »Wir kriegen Besuch«, sagte ich und deutete auf die Reiter.
    »Scheißverdammt!« Bruder Elban spuckte auf seine Stiefel. Ich hatte Bruder Elban gewählt, weil er nach nicht viel aussah: ein alter grauer Strich in einem rostigen Kettenhemd. Er hatte weder Haar noch Zähne, aber trotzdem einen gewissen Biss. »Es sind keine Räuber. Seht euch die Ponys an.« Er lispelte ein wenig, weil ihm die Zähne fehlten.
    »Wisst ihr, da könnte Elban Recht haben«, sagte ich und schenkte ihm ein Lächeln. »Ich würde sagen, sie sehen eher wie Haussoldaten aus.«
    »Gott steh uns bei«, murmelte der alte Gomsty hinter mir.
    Die Späher wichen zurück. Elban nahm seine Sachen und wollte zur Marktwiese, auf der die Pferde grasten.
    »Das würde ich an deiner Stelle nicht tun, alter Mann«, sagte ich ruhig.
    Er drehte sich um, und ich sah die Furcht in seinen Augen. »Du willst mich doch nicht töten, Jorg, oder?« Den Namen sprach er noch undeutlicher aus als den Rest. Wahrscheinlich brauchte man Zähne, um »Jorg« mit der richtigen Schärfe auszusprechen.
    »Nein, ich töte dich nicht.« Ich mochte Elban fast. Ohne guten Grund würde ich ihn nicht umbringen. »Wohin willst du fliehen, Elban?«
    Er deutete über den Kamm hinweg. »Das ist der einzige Weg. Sonst bleibt man im Dickicht stecken. Oder schlimmer noch, man gerät in den Sumpf.«
    »An deiner Stelle würde ich nicht über den Kamm reiten, Elban«, sagte ich. »Vertrau mir.«
    Und das tat er.

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