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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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man zehn Schuppenpanzer kaufen können, und jeder einzelne seiner Ringe hätte genug Geld für einen guten Langbogen und ein Pony eingebracht. Ich musste mir in Erinnerung rufen, dass ich jetzt um neue Einsätze spielte. Das gleiche alte Spiel, mit neuem Einsatz. Nicht höher, aber anders.
    Das sanfte Stimmengewirr wurde mal leiser, mal lauter, als wir uns näherten: ein Durcheinander aus messerscharfen Kommentaren, ätzendem Sarkasmus und honigsüßen Beleidigungen. Hier ein zischender Atemzug angesichts eines Prinzen, der es wagte, in Straßenkleidung vor den Thron zu treten, dort ein spöttisches Lachen, halb verborgen hinter einem seidenen Taschentuch.
    Ich gestattete mir, den König anzusehen.
    Vier Jahre hatten meinen Vater nicht verändert. Er saß auf dem Thron mit der hohen Rückenlehne, in einen Wolfsfellumhang mit silbernem Besatz gehüllt. Den gleichen Umhang hatte er an dem Tag getragen, als mein altes Leben zu Ende gegangen war. Die Krone von Ankrath ruhte auf seinem Haupt: eine Kriegerkrone, ein mit Rubinen besetztes eisernes Band, das schwarzes Haar zurückhielt, durchsetzt von einigen Strähnen, grau wie das Eisen. Links, auf dem Platz der Gemahlin, saß die neue Königin. Sie ähnelte Katherine, aber ihre Züge waren weicher, und ein Netz aus Silber und Mondsteinen zähmte ihr Haar. Alle Anzeichen der Schwangerschaft verbargen sich unter dem elfenbeinfarbenen Stoff ihres Gewands.
    Zwischen den Thronen wuchs ein prächtiger Baum ganz aus Glas, mit Blättern so grün wie Katherines Augen, breit, dünn und zahlreich. Fast drei Meter hoch ragte dieser Baum auf, die Äste und Zweige knotig und durchsichtig, braun wie Karamell. Ein solches Gebilde hatte ich nie zuvor gesehen. Ich fragte mich, ob es die Aussteuer der Königin war. Kostbar genug war es bestimmt.
    Sageous stand neben dem gläsernen Baum, im gesprenkelten grünen Licht unter seinen Blättern. Er trug nicht mehr das schlichte Weiß unserer ersten Begegnung, sondern ein schwarzes Gewand mit hohem Kragen und am Hals eine Schnur mit Obsidianscheiben. Ich begegnete seinem Blick, als wir uns dem Podium näherten, und rang mir ein Lächeln für ihn ab.
    Die Höflinge wichen vor uns zurück. Makin ging ganz vorn, gefolgt von Katherine und mir Hand in Hand. Die Wohlgerüche der Lords und Ladys prickelten mir in der Nase: Lavendel und Orangenöl. Auf der Straße hat Scheiße den Anstand zu stinken.
    Nur zwei Stufen unter dem Thron stand ein großer Ritter in prächtiger Rüstung, das Eisen mit Feuerbronze veredelt. Der Brustharnisch zeigte zwei Drachen umgeben von scharlachroten Flammen.
    »Sir Galen«, flüsterte mir Makin zu.
    Mein Blick huschte zu Katherine und entdeckte ein undeutbares Lächeln auf ihren Lippen. Galen beobachtete uns mit heißen blauen Augen. Ich mochte ihn ein wenig mehr, weil er seine Feindseligkeit so offen zeigte. Er hatte das blonde Haar eines Teutonen und ein kantiges, attraktives Gesicht. Offenbar war er recht alt. So alt wie Makin. Mindestens dreißig Sommer.
    Sir Galen wich nicht vor Makin beiseite. Wir blieben fünf Stufen weiter unten stehen.
    »Vater«, sagte ich. Hundertmal hatte ich mir die Worte zurechtgelegt, aber es gelang dem alten Mistkerl, sie mir von der Zunge zu stehlen. Die Stille zwischen uns verdichtete sich. »Ich hoffe …«, begann ich erneut, aber er unterbrach mich.
    »Sir Makin«, sagte Vater, ohne mich anzusehen. »Als ich den Hauptmann der Palastwache auf die Suche nach einem zehnjährigen Kind schickte, rechnete ich mit seiner Rückkehr bis zum Abend. Einige weitere Tage hätten auch für einen besonders schwer zu entdeckenden Jungen genügen müssen.« Vater hob die linke Hand von der Armlehne des Throns, nur ein oder zwei Zoll, aber genug, um seinem Publikum ein Zeichen zu geben. Ein Kichern kam von den Damen und hörte sofort auf, als Vaters Finger auf das Eisenholz der Armlehne zurückkehrten.
    Makin neigte den Kopf und sagte nichts.
    »Ein oder zwei Wochen für die Bewältigung einer solchen Aufgabe wäre schlicht ein Zeichen von Unfähigkeit gewesen. Mehr als drei Jahre sprechen von Verrat.«
    Da sah Makin auf. »Niemals, mein König! Niemals Verrat.«
    »Einst hatten wir Grund zu der Annahme, Euch fürs hohe Amt geeignet zu halten, Sir Makin«, sagte Vater, seine Stimme so kalt wie die Augen. »Welche Erklärung habt Ihr mir anzubieten?«
    Schweiß glänzte auf Makins Stirn. Vermutlich hatte auch er sich Worte zurechtgelegt, und jetzt verlor er sie ebenso wie ich.
    »Der Prinz hat den ganzen

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