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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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verschlangen die Klamm, und die Stille wurde so dicht, dass der Wind sie kaum bewegen konnte. Makins Hand sank auf meine Schulter. Ich zuckte zusammen und verscheuchte die Furcht mit kurzem Zorn, der meiner eigenen Schwäche galt, und Makin, weil er sie mir zeigte.
    »Dort oben.« Er nickte zur linken Seite.
    Licht kam aus einer der Höhlen. Ein einzelnes Auge beobachtete uns durch die dunkler werdende Nacht.
    »Das ist kein Feuer«, sagte ich. Jenem Licht fehlte warmes Flackern.
    Wir beobachteten, wie sich die Lichtquelle bewegte und scharfe Schatten über den Hang warf.
    »Eine Laterne?« Der Fette Burlow trat an meine Seite und blähte verwundert die Backen auf. Die anderen Brüder versammelten sich um uns.
    Die seltsame Laterne erschien am Hang, und Dunkelheit tilgte die Höhle dahinter. Das Licht leuchtete wie das eines Sterns, ein kaltes Licht, das in tausend hellen Linien von seinem Ursprung ausging. Eine einzelne Gestalt warf den Keil eines Schattens in seinen Schein: der Laternenträger.
    Wir beobachteten, wie er langsam zu uns herabkam. Der Wind suchte mit eisigen Fingern nach meinem Leib und zog am Mantel, um meine Aufmerksamkeit zu gewinnen.
    »Ave Maria, gratia plena, dominus tecum, benedicta tu in mulieribus.« Irgendwo in der kalten Nacht murmelte Pater Gomst seine Ave-Marias.
    Schleichendes Entsetzen breitete sich zwischen uns aus.
    »Mutter Gottes!« Makin spuckte die Worte, als wollte er sich auf diese Weise von der Angst befreien. Wir alle spürten sie, als sie über in der Finsternis verborgene Felsen kroch.
    Unter anderen Umständen hätten die Brüder vielleicht die Flucht ergriffen, aber wohin sollten sie fliehen?
    »Fackeln, verdammt! Los!« Ich schüttelte die Lähmung von mir ab, erschrocken darüber, dass ich so lange tatenlos dagestanden hatte, während sich uns Gefahr näherte.
    »Los!« Ich zog mein Schwert. Daraufhin setzten sich die Brüder in Bewegung. Sie eilten zur Glut des Feuers und stolperten auf dem felsigen Boden.
    »Nubier, Row, Burlow, stellt fest, ob sich etwas vom Fluss nähert.« Noch während ich diese Worte sprach, wusste ich, dass wir flankiert waren.
    »Da! Hinter der Anhöhe!« Der Nubier winkte mit seiner Armbrust. Er hatte etwas gesehen – von ihm kam so schnell kein falscher Alarm. Wir hatten das seltsame Licht beobachtet und den Ungeheuern dadurch Gelegenheit gegeben, in unseren Rücken zu gelangen. Ein alter Trick. Und wir waren darauf hereingefallen. Wie auf dem Markt: Man lenke jemanden mit einem hübschen Gesicht ab, während jemand anders ihn von hinten bestiehlt.
    Fackeln wurden entzündet. Die Brüder holten ihre Waffen.
    Das Licht kam näher, und wir sahen seinen Ursprung: ein Kind, dessen Haut strahlte. Ein Mädchen war’s, und es ging in aller Ruhe, leuchtete dabei die ganze Zeit über wie flüssiges Silber. Die Lumpen, die es trug, schienen sich in dem Licht in Schatten zu verwandeln.
    »Ave Maria, gratia plenal« Pater Gomst sprach lauter und hob das Gebet wie einen Schild.
    »Gegrüßet seist du, Maria«, fügte ich seinen Worten hinzu. »Voll der Gnade, ja.«
    Die Augen des Mädchens brannten silbern, und die Geister von Flammen huschten über seine Haut. Ihm haftete eine fragile Schönheit an, die mir den Atem raubte.
    Hinter ihm stapfte ein Ungeheuer. Unter normalen Umständen hätte es sofort alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Es wirkte wie die Parodie eines Menschen und teilte Adams Gestalt, wie eine Kuh die Gestalt eines Pferds teilt. Das Licht des Mädchens zeigte deutlich alle grässlichen Einzelheiten seines Körpers. Das Monstrum ragte mindestens sieben Fuß hoch auf und war sogar noch etwas größer als unser Kleiner Rikey.
    Lügner hob seinen Bogen, mit Abscheu im Gesicht. Ich ergriff seinen Arm, als er auf das Ungeheuer anlegte.
    »Nein.« Ich wollte sie sprechen hören. Außerdem sah es aus, als hätte ein Pfeil unseren neuen Freund nur verärgert.
    Unter der ledrigen roten Haut des Wesens wölbte sich eine Brust wie ein Hundert-Gallonen-Fass. Einige Rippen durchstießen die Haut und schienen sich über dem Herz treffen zu wollen.
    Das Licht des Mädchens berührte uns mit einem kalten Kuss, und ich fühlte es im Geiste. Die junge Dame sprach, und ihre Stimme schien aus den Felsen zu kommen. Ich hörte ihre Schritte in den Fluren meiner Erinnerung.
    Es gibt Orte, an denen Kinder nicht unterwegs sein sollten.
    Ich begegnete dem silbernen Blick des Mädchens, und Schatten huschten über sein Gesicht.
    »Willkommen in unserem Lager«,

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