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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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sagte ich.
    Ich trat vor, um die Neuankömmlinge zu begrüßen, ließ die Brüder hinter mir zurück und erreichte die strahlende Aura des Kinds. Das Ungeheuer lächelte mich an, ein breites Lächeln, das mir die Zähne eines Wolfs zeigte. Das monströse Geschöpf hatte die Augen einer Katze, im Licht zusammengekniffen.
    Ich trat an der Schönen vorbei und blieb vor dem Biest stehen. Einige Sekunden lang musterten wir uns gegenseitig. Ich betrachtete die Muskelhaufen über den Knochen, durchzogen von pulsierenden Adern und harten Höckern aus Narbengewebe. Eine Hand des Ungeheuers hätte ich als Teller für eine Mahlzeit benutzen können. Beide Hände verfügten über drei Finger und einen Daumen, dick wie der Arm des Mädchens. Das Biest hätte meinen Kopf in eine Hand nehmen und zerquetschen können.
    »Warum?« Das Mädchen wirkte verwirrt. Es neigte den Kopf, und Schatten strömten über seine Gestalt.
    »Weil.« Ich schnappte nach Luft, als sich das Monstrum aufrichtete.
    Warum? Für einen Moment wusste ich es nicht.
    »Weil … weil, zum Teufel auch. Weil das Monstrum hier so verdammt groß ist.« Ich vertrieb das Grinsen aus meinem Gesicht. Weil es mich hatte innehalten lassen. Weil es in mir das Gefühl weckte, winzig zu sein.
    Ich sah auf das Mädchen hinab. »Ich bin größer als du. Fürchtest du dich deshalb vor mir?«
    »Ich fürchte dich«, erwiderte das Mädchen. »Nicht wegen deiner Größe, Jorg. Wegen der Linien, die sich um dich sammeln. Wegen der Linien, die sich dort treffen, wo ich sie nicht sehen kann. Wegen des Gewichts, und der Messerschneide, auf der es sitzt.« Es sprach in einem Singsang, mit hoher, süßer Stimme.
    »Du gibst ein gutes Orakel ab, Mädchen«, sagte ich. »Die Mischung aus Tiefgründigkeit und Leere hast du genau richtig hingekriegt.« Mit einem Ruck schob ich das Schwert in die Scheide zurück. »Du kennst also meinen Namen. Was ist mit deinem? Haben die Leucrota Namen?«
    »Ich bin Jane«, sagte das Mädchen. »Und dies ist Gorgoth, ein Oberhaupt des Volkes unter dem Berg.«
    »Ich bin entzückt.« Ich deutete eine Verbeugung an. »Vielleicht könnten deine Freunde hinter den Felsen hervorkommen. Dann fühlen sich meine Brüder weniger versucht, auf Schatten zu schießen.«
    Gorgoths schmale Katzenaugen starrten, und ein wilder Blick traf mich.
    »Kommt her!« Seine Stimme war noch tiefer und grollender, als ich sie mir vorgestellt hatte. Und ich hatte sie mir sehr tief und grollend vorgestellt.
    Um unser Lager herum richteten sich andere Ungeheuer auf, manche von ihnen erschreckend nah. Wenn sich die Wasserspeier und Grotesken aller großen Kathedralen losgerissen und ein Heer gebildet hätten – die Leucrota wären, Fleisch geworden, dieses Heer gewesen. Sie waren alle unterschiedlich und sahen aus wie auf das Gerüst von Menschen gespannt, doch von ungeschickter Hand. Keins dieser Monstren war so groß und gesund wie Gorgoth. Die meisten von ihnen hatten wässernde Wunden, verkümmerte Gliedmaßen oder wild wuchernde Ansammlungen von Warzen und Geschwüren.
    »Jesus, Gorgoth! Neben deinen Freunden wirkt der Kleine Rikey fast hübsch«, sagte ich.
    Makin kam zu mir, schirmte sich die Augen vor Janes Licht ab und musterte Gorgoth von Kopf bis Fuß.
    »Und dies ist Sir Makin«, sagte ich. »Ritter vom Hofe des Königs Olidan, Schrecken der …«
    »Ein Mann, der Vertrauen verdient«, unterbrach mich Jane. »Wenn er dir sein Wort gibt.«
    Sie richtete ihre silbernen Augen wieder auf mich, und ich fühlte, wie sich meine Vergangenheit in mir drängte. »Du willst zum Herz des Berges«, sagte Jane.
    »Ja.« Das konnte ich nicht leugnen.
    »Du bringst Tod, Prinz von Ankrath«, sagte sie.
    Gorgoth knurrte bei diesen Worten. Es klang nach aneinander reibenden Felsen. Das Kind legte ihm eine glühende Hand auf den Unterarm. »Tod bei unserer Zustimmung, und auch Tod bei Ablehnung.« Es hielt den Blick auf mich gerichtet. »Was hast du für freies Geleit anzubieten?«
    »Ich habe ein Geschenk mitgebracht«, sagte ich. »Aber wenn es euch nicht gefällt, kann ich euch das eine oder andere versprechen. Sir Makin wird es euch ebenfalls versprechen, und er ist ein Mann, der sein Wort hält.« Ich lächelte auf das Mädchen hinab. »Als ich diesen Ort auf der Karte sah …« Ich zögerte und erinnerte mich mit einer gewissen Zärtlichkeit an die Umstände.
    »Sally …«, flüsterte das Kind und erinnerte sich mit mir an die Taverne.
    Das verblüffte mich für einen Moment. Mir

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