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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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dienten. Mehrere Meter waren sie breit, und so tief wie ein Mann groß. Am Zugang des Stollens befand sich ein hölzerner Pferch mit Gittern aus Seilen. Zwei Kinder hockten darin, zwei Leucrota. Gorgoth öffnete die Tür des Käfigs.
    »Heraus.«
    Keins von beiden war älter als sieben Sommer, wenn man, was die dunklen Höhlen der Leucrota betraf, überhaupt von »Sommer« sprechen konnte. Nackt kamen sie aus dem Käfig, zwei dünne Jungen, offenbar Brüder, der kleinere von ihnen etwa fünf Jahre alt. Von allen Leucrota, die ich bisher gesehen hatte, schienen diese am wenigsten monströs. Ihre Haut zeigte schwarzweiße Streifen, ein Muster wie bei den Tigern von Indus. Dunkle Dornen aus Horn ragten aus den Ellenbogen, und die Finger endeten in Krallen. Der ältere der beiden Jungen sah mich mit völlig schwarzen Augen an – es gab nichts Weißes darin, auch keine Iris oder Pupille.
    »Wir wollen eure Kinder nicht«, sagte Makin. Er griff in die Tasche und warf den Brüdern ein Stück Trockenfleisch zu.
    Es blieb vor den Füßen des älteren Jungen liegen, der den Blick auf Gorgoth gerichtet hielt. Der Kleinere beäugte das Fleisch hungrig, rührte sich aber nicht von der Stelle. Sie waren so mager, dass ich ihre Rippen unter der Haut zählen konnte.
    »Sie sind für die Nekromanten bestimmt. Verschwendet euer Essen nicht an sie.« Gorgoths Grollen war so dumpf, dass ich die Ohren spitzen musste, um ihn zu verstehen.
    »Ein Opfer?«, fragte der Nubier.
    »Sie sind bereits tot«, erwiderte Gorgoth. »Die Stärke der Leucrota wohnt nicht in ihnen.«
    »Mir scheinen sie recht wacker zu sein«, sagte ich. »Mit der einen oder anderen Mahlzeit. Bestimmt seid ihr neidisch auf sie, weil sie nicht so hässlich sind wir ihr anderen.« Eigentlich war es mir gleich, was Gorgoth mit den beiden Kleinen anstellen wollte. Mir gefiel es nur, ihn ein wenig zu verspotten.
    Gorgoth bewegte die Finger seiner großen Hände, und die Knöchel knackten wie Scheite im Feuer.
    »Esst.«
    Die beiden Jungen fielen über Makins Trockenfleisch her und knurrten wie Hunde.
    »Die Leucrota sind rein geboren. Wir bekommen unsere Gaben, während wir wachsen.« Gorgoth deutete auf die beiden Jungen, die den Rest des Fleischs vom Stein leckten. »Diese beiden sind halb so alt wie die Wandlungen von Leucrota, die sie in sich tragen. Ihre Gaben werden schneller wachsen als sie selbst, und solche Veränderungen kann niemand ertragen. Ich habe es schon einmal beobachtet. Derartige Gaben stülpen eine Person um, von innen nach außen.« Etwas in den Katzenaugen teilte mir mit, dass sie es tatsächlich gesehen hatten. »Es ist besser, wenn sie uns als Bezahlung für die Nekromanten dienen, damit sie sich von unseren Höhlen fernhalten. Es ist besser, wenn die Toten diese nehmen, anstatt nach Opfern zu suchen, die gelebt hätten. Sie werden einen schnellen Tod und langen Frieden finden.«
    »Wie du meinst.« Ich zuckte die Schultern. »Lasst uns den Weg fortsetzen. Ich bin gespannt auf die Begegnung mit diesen Nekromanten.«
    Wir stapften hinter Gorgoth durch den Stollen. Die beiden Kinder schlossen sich uns an, und ich sah, wie der Nubier getrocknete Aprikosen aus den Tiefen seiner Jacke holte.
    Makin kam an meine Seite und fragte leise: »Wie sieht dein Plan aus?«
    »Hmm?« Ich beobachtete, wie der jüngere Knabe Lügners gut gezieltem Tritt auswich.
    »Die Nekromanten … Wie ist dein Plan?« Makin sprach ganz leise.
    Ich hatte keinen Plan, aber das war nur ein weiteres Hindernis, das es zu überwinden galt. »Es gab einmal eine Zeit, als die Toten tot blieben«, sagte ich. »Ich habe in Vaters Bibliothek davon gelesen. Über Äonen hinweg wandelten die Toten nur in Geschichten. Selbst bei Platon befanden sie sich in sicherer Entfernung, auf der anderen Seite des Flusses Styx.«
    »Das hat man von all dem Lesen«, kommentierte Makin. »Ich erinnere mich an die Straße durch den Sumpf. Jene Geister kannten deine Bücher nicht.«
    »Nubier!«, rief ich. »Nubier, komm her und sag Sir Makin, warum die Toten nicht mehr ruhen.«
    Er kam zu uns, die Armbrust auf der Schulter und nach Nelkenöl riechend. »Die Weisen von Nuba sagen, dass die Tür offen steht.« Er zögerte, und ich beobachtete, wie eine rosarote Zunge über seine weißen Zähne strich. »Es gibt eine Tür zum Tod, einen Schleier zwischen den Welten, und wir passieren ihn, wenn wir sterben. Aber am Tag der Tausend Sonnen drängten so viele Menschen durch die Tür, dass sie zerbrach. Der Schleier

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