Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit
mich verwirrt an.
»Das über den Nubier«, sagte ich. Rike hatte wirklich vergessen, worum es ging.
»Oh.« Zweifel furchte seine Stirn. Er versuchte, sich auf die Armbrust zu konzentrieren. »Ich nehme es zurück.«
»Beim blutenden Christus!« Schweißgebadet sackte ich in mich zusammen. Um uns herum kam Bewegung in die Brüder, als sie ihre Wetten bezahlten und den Moment Wiederaufleben ließen, als Rike gegen die Säule geprallt war. Ich merkte mir, wer auf mich gesetzt hatte: Burlow, Lügner, Grumlow, Kent, die älteren Männer, die über den Horizont der Jugend sahen. Makin machte sich sogar die Mühe aufzustehen. Er legte mir die Hand auf die Schulter. »Du und der Nubier, ihr habt die Nekromantin erwischt?«
Ich nickte.
»Ich hoffe, sie ist schreiend zur Hölle gefahren«, sagte Makin.
»Sie starb einen schweren Tod«, sagte ich. Es war eine leichte Lüge.
»Der Nubier …« Makin suchte nach Worten. »Er war besser als der Rest von uns.« Ich musste nicht suchen. »Ja.«
Während meines Kampfes gegen Rike hatte sich Gorgoth nicht gerührt. Er saß auf dem kalten Stein, die Beine übereinandergelegt. Hier und dort hatte das Geisterfleisch von Knochenfingern weiße Stellen an ihm hinterlassen, wie tödliche Fingerabdrücke. Er bewegte sich nicht, beobachtete mich aber mit seinen Katzenaugen.
Neben Gorgoth, ein oder zwei Meter entfernt, bemerkte ich einen dunklen Haufen. Gog und Magog hockten dort, die Arme umeinander geschlungen.
»Ein guter Kampf, Junge«, sagte ich zu Gog. »Du hast nicht zu viel versprochen.«
Gog sah zu mir auf. Magogs Kopf kippte nach hinten und rollte auf einem von weißen Linien durchzogenen Hals – weiße Linien des Todes in seinen Tigerstreifen.
Ich kniete neben ihnen. Gog knurrte, als ich seinen Bruder berührte, versuchte aber nicht, mich daran zu hindern. Magog fühlte sich leicht an in meinen Händen, eine sonderbare Mischung aus knochiger Auszehrung und kindlicher Weichheit.
»Dein Bruder«, sagte ich. Für einen langen Moment wusste ich sonst nichts zu sagen, als hätte meine Kehle alle Worte weggeschlossen. »So klein.« Ich erinnerte mich daran, wie er die endlose Treppe hinaufgelaufen war. Schließlich musste ich auf meine gebrochenen Rippen drücken, damit mich stechender Schmerz aus der Dummheit holte.
Ich setzte das Kind ab und stand auf. »Du hast für ihn gekämpft, Gog. Das war dumm, aber vielleicht findest du Trost darin.« Vielleicht folgen dir seine Vorwürfe nicht für den Rest deines Lebens.
»Wir haben ein neues Maskottchen!«, rief ich den Brüdern zu. »Gog gehört jetzt zu unserer fröhlichen Schar.«
Das bewirkte eine Reaktion bei Gorgoth. »Die Nekromanten …«
Ich trat auf ihn zu, bevor er aufstand, und richtete die Armbrust des Nubiers auf ihn. Nur drei Zoll trennte ihr eisernes Ende von Gorgoths höckriger Stirn. »Hast du irgendwelche Einwände?«, fragte ich.
Er sank zurück.
Ich wandte mich ab. »Wir verbrennen die Toten. Ich möchte nicht, dass sie zurückkehren, um uns einen Gruß aus dem Jenseits zu bringen.«
»Womit sollen wir sie verbrennen?«, fragte der Rote Kent.
»Knochen brennen schlecht, Jorg.« Wie um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, spuckte Elban Schleim in den nächsten Knochenhaufen.
»Wir werden trotzdem ein Feuer anzünden«, sagte ich. »Auf dem Weg zurück hierher habe ich Teer gesehen.«
Wir trugen die Knochen dorthin, wo das schwarze Zeug langsam und stinkend aus einem Riss im Erbauer-Stein sickerte. Nacheinander beschmierten wir sie damit und bildeten einen großen Haufen für Roddat und die anderen, und einen kleinen für den Leucrota-Jungen. Elban baute die Scheiterhaufen so wie für Könige in den teutonischen Ländern.
Ich zündete das Feuer mit Makins Fackel an. »Gute Nacht, Jungs«, sagte ich. »Diebe und Abschaum von der Straße seid ihr gewesen, allesamt. Richtet dem Teufel von mir aus, dass er sich gut um euch kümmern soll.«
Ich gab die Fackel Gog. »Lass ihn brennen. Du möchtest bestimmt nicht, dass die Nekromanten mit seinen Knochen spielen.« Hitze kam von dem Jungen, als sei ein Feuer in ihm erwacht. Noch heißer, und er hätte den Haufen ohne Fackel in Brand setzen können.
Er entzündete den kleineren Haufen, und wir wichen vor dem Rauch zurück. Teer brennt nie sauber, aber ich bedauerte den Schleier nicht, den uns der Qualm gab. Gog gab mir die Fackel zurück. Seine schwarzen Augen hüteten ihre Geheimnisse noch besser als die des Nubiers, aber trotzdem sah ich etwas in
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