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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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mich auch packen und mir einfach den Kopf abreißen können. Seine Armschiene traf meinen Brustkorb. Wenn ich nicht den Brustharnisch getragen hätte, wären vermutlich alle meine Rippen gebrochen, und so brachen nur zwei. Die Wucht des Hiebs riss mich von den Beinen, und ich rutschte über die Knochensplitter auf dem Boden. Mit einem schmerzvollen Scheppern stieß ich gegen eine der Säulen.
    Ich hätte mein Schwert ziehen können. Das wäre die einzige vernünftige Entscheidung gewesen. Natürlich hätte ich damit gegen die ungeschriebenen Regeln verstoßen. Ich hatte mit einem Schlag begonnen, und auf diese Weise sollte die Sache enden. Aber wenn man den Gesichtsverlust bei den Brüdern dagegen abwog, dass einem Rike das Gesicht tatsächlich abriss, so fiel die Entscheidung eigentlich leicht.
    Ich richtete mich wieder auf. »Komm her, du dicker Schweinehund.«
    Die Worte fragten nicht um meine Erlaubnis, bevor sie den Mund verließen. Der Zorn sprach aus mir. Zorn darüber, die Beherrschung verloren zu haben, mehr noch als der Zorn darüber, dass Rike den Nubier einen Feigling genannt hatte. Ich musste Rike nicht blutig schlagen, um zu beweisen, dass der Nubier kein Feigling gewesen war. Mein Zorn galt dem eigenen Zorn – wenn das kein Wurm ist, der sich in den eigenen Schwanz beißt und sich selbst frisst. Ich hätte Oroboros in meinem Familienwappen haben sollen.
    Rike stürmte mit seinem wortlosen Heulen auf mich zu. Er wurde ziemlich schnell. Nicht viele Burgtore hätten unseren Kleinen Rikey aufhalten können, wenn er auf volle Geschwindigkeit gekommen war. Ziemlich erschreckend, es sei denn, man wusste, dass er kaum die Kurve kriegte.
    Ich trat im letzten Augenblick beiseite und verfluchte meine Rippen. Rike knallte gegen die Säule und prallte ab, wobei sich einige Brocken lösten. Ich hob einen ordentlichen, stabilen Schenkelknochen auf und schmetterte ihm das Ding an den Kopf, als er aufzustehen versuchte. Der Knochen zerbrach fast ganz, was ich zum Anlass nahm, noch einmal zuzuschlagen, mit dem Ergebnis, dass ich zwei Keulen in der Hand hielt.
    Was am Kampf gegen Rike besonders deprimierend war: Er blieb einfach nicht unten und kam immer wieder auf die Beine. Er näherte sich erneut und taumelte ein bisschen, knurrte grässliche Drohungen und meinte jede von ihnen ernst.
    »Ich stopfe dir das Maul mit deinen Augen, Junge.« Er spuckte einen Zahn aus.
    Ich tänzelte hin und her und schlug ihn mit der längeren meiner beiden Keulen, woraufhin er einen weiteren Zahn spuckte. Ich musste lachen. Der Zorn verließ mich, und es fühlte sich gut an.
    Rike wankte also hinter mir. Ich wich ihm immer wieder aus und briet ihm was mit meinen Knochenkeulen über, wenn ich Gelegenheit bekam. Es war wie eine jener Vorstellungen, bei denen ein Bär gereizt wird, der immer wieder knurrt, mit seinen Pranken aber nur ins Leere schlägt. Ich bekam einen Lachanfall, was alles andere als ratsam war, denn es genügte ein falscher Schritt, dann hatte er mich. Wenn er mich zu fassen bekam … Wahrscheinlich stopfte er mir dann wirklich die Augen in den Mund. Er machte solche Sachen.
    Die Brüder begannen damit, Wetten abzuschließen und zu klatschen.
    »Ich reiße dir die Gedärme aus dem Leib.« Rike schien über einen endlosen Vorrat an Drohungen zu verfügen.
    Leider schien er auch über endlos viel Kraft zu verfügen, und mein Tänzeln näherte sich allmählich dem Ende – Müdigkeit machte mich immer schwerfälliger.
    »Ich breche jeden kleinen Knochen in deinem hübschen Gesicht, Jorgy.«
    Wir kehrten dorthin zurück, wo er den ersten Schlag von mir bekommen hatte.
    »Ich reiße dir deine dünnen Arme aus den Gelenken.« Mit dem Blut, das ihm übers Kinn lief, sah Rike fürchterlich aus.
    Ich erkannte meine Chance, lief direkt auf ihn zu und überraschte ihn erneut. Eigentlich hätte ich genauso gut versuchen können, eine Säule umzustoßen, aber der verblüffte Rike wankte zumindest einen Schritt zurück, und das genügte. Er stieß gegen Makins Beine, stolperte und ging zu Boden. Ich schnappte mir die Armbrust des Nubiers und war damit über Rike, bevor er wieder auf die Beine kommen konnte. Ganz vorn an der Armbrust befand sich ein schwerer eiserne Falke, und den ließ ich dicht über Rikes Gesicht schweben.
    »Und nun, Kleiner Rikey?«, fragte ich. »Ich glaube, ich kann deinen Schädel zertrümmern, bevor du mich zu fassen kriegst. Sollen wir es darauf ankommen lassen? Oder willst du es zurücknehmen?«
    Er starrte

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