Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit
ihnen. Eine Art von Stolz.
Wir machten uns wieder auf den Weg. Ich ließ Burlow die Armbrust des Nubiers tragen. Ein Prinz muss schließlich gewisse Privilegien haben. Wir gingen mit brennenden Fackeln aus Knochen und Teer, und Gorgoth übernahm die Spitze und suchte einen Weg für uns.
Der Weg, den Gorgoth fand, führte meilenweit durch kastenförmige Räume und Säle, breite Korridore und schmale Tunnel. Ich schätze, als die Erbauer ihr Höllenfeuer von Luzifer kauften, müssen sie mit ihrer Fantasie dafür bezahlt haben.
Die Große Treppe überraschte mich.
»Hier.« Gorgoth blieb an einer Stelle stehen, wo ein natürlicher Tunnel den Korridor untergrub.
Die Große Treppe war weniger groß, als ich gedacht hatte. Ihre Breite ging an keiner für mich erkennbaren Stelle über zehn Meter hinaus. Zumindest schien sie weitgehend natürlichen Ursprungs zu sein. Meine Augen hatten sich nach gewölbten Linien gesehnt, und hier konnten sie sich endlich erholen. Irgendein alter Fluss hatte sich durch eine Bruchlinie gegraben und war dann stufenweise in die Tiefe gesprungen. Von jenem Fluss war nur mehr ein Rinnsal übrig, und sein Wasser tropfte in eine Rinne so steil und verdreht, wie man sich nur vorstellen konnte.
»Offenbar liegt eine Kletterpartie vor uns«, sagte ich.
»Diese Stufen sind nicht für die Lebenden bestimmt.« Ein Nekromant schob sich in den schmalen Zugang. Er kam aus den Schatten gekrochen, die wie Spinnweben an ihm klebten, und hätte ein Zwillingsbruder der Schlampe sein können, die den Nubier überwältigt hatte.
»Um Himmels willen!« Ich zog mein Schwert und schwang es sofort in einem Bogen. Der Kopf des Nekromanten fiel von den Schultern. Ich ließ mich vom Bewegungsmoment tragen, drehte mich und brachte die Klinge mit ganzer Kraft auf den pulsierenden Halsstumpf herab. Der Hieb erwischte den Nekromanten, bevor er fiel, und spaltete sein Brustbein.
»Ich bin nicht interessiert!«, rief ich der Leiche zu, als ich mich von ihrem Gewicht zu Boden ziehen ließ. Wie bei so vielen anderen Dingen im Leben ist der Tod nur eine Frage des richtigen Moments. Bei der Nekromantin – Chella – hatte ich den Fehler gemacht, ihr einige Sekunden Zeit zu geben, und die hatte sie genutzt. Jane hätte mir sagen sollen, sie sofort anzugreifen. Von wegen weglaufen. Wenn ich Chellas erste Worte mit meinem Schwerthieb beantwortet hätte, wäre der Nubier vielleicht noch unter uns.
Mit einem Ruck drehte ich das Schwert und riss dem Nekromanten die Brust auf. In meinem Stiefel steckte ein kleiner Dolch, mit verteufelt scharfer Klinge. Ich zog ihn, und während die Brüder stumm zusahen, schnitt ich Chellas Zwillingsbruder das Herz heraus. Das Ding zuckte warm in meiner Hand – ihm fehlte sowohl die Hitze des Lebenden als auch die Kälte des Toten. Auch dem Blut mangelte es an einer gewissen Vitalität. Wenn man jemandem das Herz aus der Brust schneidet, und hier spreche ich aus Erfahrung, so kann man erwarten, von Kopf bis Fuß scharlachrot zu werden. Das Blut des Nekromanten wirkte violett im Fackelschein und reichte mir kaum weiter als bis zu den Ellenbogen.
»Wenn noch mehr von euch Mistkerlen meine Zeit mit dummem Melodram vergeuden wollen, so stellt euch bitte ordentlich in einer Schlange auf.« Ich ließ meine Stimme durch die Korridore und Tunnel hallen.
Der Nubier hatte mir einmal von einem Stamm in Nuba erzählt, der Herz und Gehirn seiner Feinde aß. Die Stammesangehörigen glaubten, damit Kraft und Schläue ihrer Widersacher aufzunehmen. Ich habe den Nubier nie bei so etwas beobachtet, aber er wies jene Vorstellungen nicht zurück.
Ich hob das Herz des Nekromanten zum Mund.
»Prinz!« Makin kam auf mich zu. »Das ist böses Fleisch.«
»Es gibt nichts Böses, Makin«, erwiderte ich. »Es gibt Liebe, die bestimmten Dingen gilt: Macht, Bequemlichkeit, Sex. Und Männer sind bereit, alles zu tun, um diese Bedürfnisse zu erfüllen.« Ich trat nach der Leiche des Nekromanten. »Hältst du diese traurigen Kreaturen für böse? Glaubst du, wir sollten sie fürchten?«
Ich nahm einen Bissen, einen möglichst großen. Rohes Fleisch ist schwer zu kauen, aber das Herz des Nekromanten war weich, wie ein Wildvogel, der so lange gehangen hatte, dass er fast vom Haken fiel. Die bittere Schärfe des Bluts brannte in meiner Kehle. Ich schluckte den Bissen, und er rutschte hinunter, langsam und herb.
Ich glaube, Burlow sah mir zum ersten Mal ohne die grünen Augen des Neids beim Essen zu. Den Rest des
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