Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence

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hatte der alte Fluss bei seinem Sturz in die Tiefe eine Pause eingelegt und eine Mulde ins Gestein gewaschen, durchsetzt von kleinen Löchern wie Dolinen und geschmückt mit den kalten Filigranmustern von Steinen, wie sie es nur an tiefen Orten der Welt gibt.
    »Scheiß drauf.« Der Fette Burlow sank wie eine knochenlose Gallertmasse zu Boden und rührte sich nicht mehr.
    Der Rote Kent setzte sich an einen Stalagmiten, mit einem Gesicht, das offenbar bestrebt war, seinem Namen gerecht zu werden.
    Neben ihm spuckte Elban in eine Pfütze und wischte sich Schleim von den faltigen Lippen. »He, du siehst wie einer der Röter aus, Kent!«
    Kent warf ihm nur einen finsteren Blick zu.
    »So.« Makin holte tief Luft und versuchte es erneut. »So, Prinz, wir sind auf dem Weg nach oben. Schön und gut. Aber wenn es weitergeht mit dem Aufstieg, erreichen wir die Rote Burg.« Er schnappte erneut nach Luft. Das kommt von einem langen Aufstieg in einer Rüstung. »Es dürfte sie ziemlich überraschen, wenn wir aus den Gewölben unter ihnen kommen, aber wir sind noch immer nur zwei Dutzend gegen neunhundert.«
    Ich lächelte. »Das ist ein Dilemma, nicht wahr, Bruder Makin? Kann Jorg noch einmal Wunder wirken?«
    Das brachte mir die Blicke aller Brüder ein. Mit Ausnahme von Burlow. Nach dem Aufstieg hätte er für nichts in der Welt den Kopf gedreht, es sei denn vielleicht für die Wiederkunft des Herrn.
    Ich stand auf und verbeugte mich kurz. »Dieser Jorg, dieser Prinz Jorg, er hat was Verrücktes in sich. Die Vernunft ist ihm fremd, und vielleicht hat er sich ein bisschen in den Tod verliebt?«
    Makin runzelte die Stirn und wollte offenbar, dass ich schwieg.
    Ich wanderte umher. »Der junge Jorg, er versteht sich darauf, alles aus einer Laune heraus wegzuwerfen und die ganze Bruderschaft selbst dann aufs Spiel zu setzen, wenn die Chancen gering sind. Aber irgendwie … irgendwie kriegt er’s immer richtig hin.«
    Ich legte die Hand auf Rikes schmierigen Kopf, und die Augen in seinem verquollenen Gesicht starrten mich finster an.
    »Ist es Glück?«, fragte ich. »Ist es vielleicht eine Art königlicher Magie?«
    »Neunhundert von den Rötern sin da oben in der blöden Roten Burg, Jorg.« Elban deutete mit dem Daumen zur Decke. »Wir haben nichts, womit wir sie vertreiben könnten. Nicht mal mit zehnmal so vielen Männern könnten wir was gegen sie ausrichten.«
    »Die Weisheit des Alters!« Ich ging zu Elban und legte ihm den Arm um die Schultern. »Oh, meine Brüder! Ich mag unseren Priester weggegeben haben, aber es bekümmert mich, dass ihm euer Vertrauen in mich so schnell folgt.«
    Ich führte Elban zur Treppe und fühlte Anspannung in ihm, als wir uns der Stelle näherten, wo sich der Boden absenkte. Er erinnerte sich an den Kommandeur der Waldwache.
    Ich deutete über die vom Fluss geschaffenen Stufen nach oben. »Dort liegt unser Weg, alter Mann.«
    Ich ließ ihn los, hörte sein Seufzen und wandte mich dann wieder den Brüdern zu. Gorgoth ließ mich nicht aus seinen Katzenaugen, und Gog, halb hinter einer Steinsäule, beobachtete mich mit seltsamer Faszination.
    »Ich denke gerade, dass ich finden werde, was ich suche, noch bevor wir die Kellergewölbe der Roten Burg erreichen.« Ich legte ein bisschen Eisen in meine Stimme. »Aber wenn sich herausstellt, dass wir uns einen leisen Weg in Herzog Merls Schlafzimmer töten müssen, und dass ich mein Schwert in ihn stecken muss wie eine Nadel in eine Puppe, damit er mir seine Burg überschreibt …« Mein Blick strich über die Brüder, und diesmal sah sogar Burlow auf. »Dann …« Ich sprach lauter, damit meine Stimme die Höhle füllte, und sie hallte wundervoll von den Wänden wider. »Dann werden wir genau das machen, verdammt, und der erste Bruder, der an meinem verdammten Glück zweifelt, wird der Erste sein, der unsere kleine Familie verlässt.« Ich ließ keinen Zweifel daran, dass es ein schmerzvoller Abschied sein würde.
    Wir kletterten weiter, und als wir die Große Treppe hinter uns ließen, erwarteten uns wieder die kastenförmigen Säle der Erbauer. Gorgoths Wissen reichte nur bis zum Fuß der Treppe, und deshalb übernahm ich die Führung. Linien tanzten vor meinem inneren Auge. Rechtecke, Quadrate, gerade Tunnel, alles in verbranntes Plastik geritzt. Eine Abzweigung, ein Raum auf der linken Seite. Und mit plötzlicher Gewissheit – wie eine von Lehrer Lundists Flüssigkeiten, die plötzlich kristallisierte, als er ihr auch nur ein Körnchen hinzufügte