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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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hervor.
    Ein langer Moment verstrich, bevor die grünen Würmer erneut über die Rückwand marschierten und es unter dem Staub zu einer Flut aus Licht kam. »Eintausendeinhundertelf Jahre.«
    »Was verlangst du dafür, die Tür zu öffnen? Geld? Blut?«
    »Ihren Namen und das Passwort.«
    »Ich heiße Honorous Jorg Ankrath, und mein Passwort ist Gottesgnadentum. Öffne jetzt die verdammte Tür.«
    »Ich erkenne Sie nicht.« Etwas an der Ruhe des Geistes machte mich rasend. Wenn er sich gezeigt hätte, wäre ich auf der Stelle durch ihn gelaufen.
    »Seit elfhundert Jahren erkennst du nichts weiter als die Rückwand dieses Hohlraums.« Um meinen Worten Nachdruck zu verleihen, trat ich nach der von Gorgoth gelösten Tafel.
    »Sie sind nicht für Raum Zwölf autorisiert.«
    Ich sah die Brüder an und suchte nach einer Idee. Gesichter, die weniger Inspiration präsentierten, konnte man sich kaum vorstellen.
    »Elfhundert Jahre sind eine lange Zeit«, sagte ich. »War es nicht einsam im Dunkeln in all diesen Jahren?«
    »Ich war allein.«
    »Du warst allein. Und du könntest wieder allein sein. Wir könnten das Fach schließen, und niemand fände dich.«
    »Das stimmt.« Die Stimme sprach weiterhin ruhig, aber die Lichter an der Rückwand blinkten schneller.
    »Oder wir könnten dich befreien.« Ich ließ mein Schwert sinken.
    »Es gibt keine Freiheit.«
    »Was willst du dann?«
    Keine Antwort. Ich beugte mich in den Hohlraum, so weit, dass ich die Rückwand mit den Fingern erreichen konnte. Die Oberfläche unter dem Staub fühlte sich gläsern und kalt an.
    »Du warst allein«, sagte ich. »Gefangen in tausendjähriger Dunkelheit, nur in Gesellschaft deiner Erinnerungen.«
    Was hatte er beobachtet, dieser alte, von den Erbauern eingesperrte Geist? Er hatte den Tag der Tausend Sonnen erlebt und überlebt. Er hatte das Ende des größten Reiches gesehen, den Schrei von Millionen gehört.
    »Mein Schöpfer gab mir Bewusstsein, für ›eine flexible und robuste Antwort auf unvorhergesehene Situationen‹, sagte der Geist. »Bewusstsein hat sich bei anhaltenden Phasen der Isolation als Schwäche erwiesen. Speicherbegrenzungen schränken das Erinnerungsvermögen ein.«
    »Erinnerungen sind gefährlich. Man dreht sie hin und her, bis man sie von allen Seiten kennt, aber trotzdem findet man gelegentliche ein scharfe Kante.« Ich sah in meine Dunkelheit. Ich wusste, was es hieß, gefangen zu sein, Chaos und Verderben zu sehen. »Mit jedem Tag werden die Erinnerungen etwas schwerer. Jeden Tag ziehen sie einen etwas tiefer. Man wickelt sie um sich, jeweils nur einen Faden, und man knüpft sich das eigene Leichentuch. Man hüllt sich in einen Kokon, und der Wahnsinn wächst.« Die Lichter pulsierten unter meinen Fingern, eine Ebbe und Flut im Takt meiner Stimme. »Du sitzt hier mit all den Geistern, die du erlebt hast. Du fühlst, wie sie sich hinter dir drängen, und verfluchst jene, die dir Leben gaben.«
    Adern aus Licht breiteten sich im Glas unter meiner Hand aus, kleine Blitze, die ihr Gitterwerk über die Rückwand streckten. Meine Finger prickelten, und für ein oder zwei Sekunden fühlte ich so etwas wie Bereitschaft.
    »Ich weiß, was du willst«, sagte ich. »Du willst ein Ende.«
    »Ja.«
    »öffne die Tür.«
    »Die EM-Verriegelung versagte vor sechshundert Jahren. Die Tür ist nicht verschlossen.«
    Ich stieß das Schwert in die Rückwand. Das Glas zerbrach, und jähes Licht vertrieb die Dunkelheit aus dem Hohlraum.
    Tiefer stieß ich das Schwert, fühlte etwas Weiches, das wie Fleisch nachgab, und Dinge, die wie Vogelknochen knirschten und knackten. Etwas traf mich an der Brust, und ich taumelte zurück. Makin hielt mich fest. Als die Nachbilder von meinen Augen verschwanden, sah ich mein Schwert, das dampfend und geschwärzt aus der Rückwand ragte.
    »Öffnet die verdammte Tür!« Ich schüttelte Makins Hände ab.
    »Aber …«, begann Burlow, aber ich unterbrach ihn sofort.
    »Sie ist nicht verschlossen. Gorgoth, Rike, zieht an ihr, mit all eurer Kraft. Burlow, hinüber mit dir. Lass dein Fett endlich mal für uns arbeiten.«
    Sie stapften los und machten sich an die Arbeit, mit insgesamt über tausend Pfund Muskeln. Für einen Moment geschah nichts. Ein weiterer Moment verstrich, und dann, mit dem Hauch eines Flüsterns von den Angeln, geriet die große Tür in Bewegung.

 

     
    Die Straße mag endlos sein, aber für uns gilt das nicht. Wir
    ermüden, wir zerbrechen. Das Alter stellt verschiedene Dinge
    mit

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