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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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stärker und klang unsicher, als müssten ihn all die Jahre erst noch lehren, dass der Zweck die Mittel heiligte.
    »Helden?« Ich zuckte die Schultern. »Wir kehren als Sieger heim, und drauf kommt es an.«
    Die letzte Meile legten wir im Dunkeln zurück. Die Wächter am Tor der Unteren Stadt stellten mir keine Fragen. Vielleicht erkannten sie den Prinzen. Oder sie wussten meinen Gesichtsausdruck zu deuten, woraufhin ihr Selbsterhaltungstrieb sie zu Rücksicht gemahnte. Jedenfalls passierten wir das Tor, ohne dass sich uns jemand in den Weg stellte.
    »Bruder Kent, wie war’s, wenn du zur Unteren Stadt gehst und für die Jungs etwas zu trinken suchst? Zum Beispiel im Gefallenen Engel.« Sir Makin und ich würden den Weg zum Hof fortsetzen. Die übrigen Brüder wären in der Hohen Burg nicht willkommen gewesen.
    Mit Makin an meiner Seite ging ich zur Oberen Stadt und verdrängte meine Müdigkeit, als wir durchs Dreifache Tor kamen. Wir überquerten den Vortragsplatz in der Düsternis der beginnenden Nacht.
    Als wir die Tafelritter vor Vaters Tür erreichten, fühlte ich neue Kraft in mir. Zuerst hielt ich nach Sageous Ausschau, suchte ihn neben dem König und dann in der prachtvollen Menge. Ich überließ es dem Herold, uns vorzustellen, und noch einmal glitt mein Blick umher, auf der Suche nach dem Heiden. Ich fand Katherine neben der Königin, eine Hand auf der Schulter ihrer Schwester. Für den armen Jorgy hatte sie nur einen strengen Blick übrig. Ich ließ die Stille noch etwas länger andauern.
    »Wo hast du deinen bemalten Heiden versteckt, Vater? Wie gern hätte ich den alten Vergifter meiner Träume wieder gesehen.«
    Erneut strich mein Blick über das Meer aus Gesichtern.
    »Die Dienste für die Krone haben Sageous von uns fortgeführt.« Das Gesicht meines Vaters blieb ausdruckslos, aber mir entging nicht, dass er einen kurzen Blick mit der Königin und ihrer Schwester wechselte.
    »Wenn er zurückkehrt, werde ich es nicht versäumen, ihn zu begrüßen.« Der Heide war also vor mir weggelaufen.
    »Wie ich hörte, bist du ohne die Waldwache zurückgehumpelt.« Königin Sareth sprach an der Seite meines Vaters, mit den Händen auf ihrem großen Bauch. »Müssen wir daraus schließen, dass du hohe Verluste erlitten hast?« Ein Lächeln entkam der geraden Linie ihres Munds. Und es war ein außergewöhnlich hübscher Mund, muss ich sagen.
    Ich schenkte ihr eine kleine Verbeugung. Eine für meinen Halbbruder, der versuchte, aus ihrem Schoß zu kriechen. »Lady, es gibt Verluste bei der Waldwache, das kann ich nicht leugnen.«
    Vater neigte den Kopf, als sei die Krone auf seinem Haupt zu schwer geworden. Die blassen Augen unter den dichten Brauen beobachteten mich aufmerksam. »Wir wollen die Einzelheiten dieser großen Niederlage erfahren.«
    »Lord Vincent de Gren kam ums Leben …« Ich zählte ihn am Zeigefinger ab.
    Die versammelte Aristokratie schnappte erschrocken nach Luft.
    »Sogar der Kommandeur der Wache!« Königin Sareth mühte sich auf die Beine. »Er hat sogar den Kommandeur der Wache verloren! Und dieser Junge strebt nach unserem Thron?«
    »Lord Vincent de Gren«, fuhr ich fort. »Ich musste ihn die Temus-Kaskade hinunterstoßen. Coddin ist jetzt der Kommandeur, von niederer Geburt, aber zuverlässig.«
    »Jed Willox.« Ich zählte einen zweiten Finger. »Bei einem Messerkampf über ein Kartenspiel ums Leben gekommen, als die Grenze von Gelleth zwei Tagesreisen hinter uns lag.«
    »Mattus von Lee.« Ich zählte einen dritten Finger. »Offenbar urinierte er versehentlich auf einen Bär. Das legendäre Waldgeschick der Waldwache scheint ein wenig übertrieben zu sein. Und … das war’s.«
    Ich hielt die drei Finger auf Armeslänge über meinem Kopf, drehte mich nach links und rechts und behielt dabei mein Publikum im Auge.
    »Die Verluste unter meinen eigenen Leuten waren ähnlich groß, aber zu unserer Verteidigung muss gesagt werden, dass das Schleifen einer Burg mit neunhundert gellethianischen Veteranen eine recht gefährliche Angelegenheit ist. Mir standen nur zweihundertfünfzig leicht bewaffnete Waldsoldaten zur Verfügung, und den Dingen, die damit ohne Verluste erreicht werden können, sind Grenzen gesetzt.«
    »Der Feigling hat die Rote Burg nie erreicht!« Die Königin zeigte auf mich – für den Fall, dass jemand nicht verstanden hatte, wen sie meinte –, und ihre Stimme wurde zu einem Kreischen.
    Ich lächelte und blieb ruhig. Frauen neigen dazu, die Perspektive zu verlieren, wenn

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