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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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nubischer Götter. Etwas von dem, was er dort sah, schien seine Einwände beiseite zu schieben.
    »Pass auf diese beiden auf«, wies er einen Wächter an, der im Schatten des Wachhauses stand. Und dann ging er los und hielt die Armbrust, als könnte sie ihn beißen, wenn er ihr Gelegenheit dazu gab.
    Das Nieseln wurde stärker, zu einem richtigen Guss. Wir saßen auf den Pferden und ließen den Regen auf uns herabprasseln.
    Ich dachte an Rache. Wie sie mir zurückgeben sollte, was ich verloren hatte. Und ich dachte daran, dass es mir gleichgültig war. Man halte etwas lange genug fest, ein Geheimnis, einen Wunsch, vielleicht eine Lüge, und es formt einen. Das Verlangen lag in mir und ließ sich nicht beiseite stellen. Aber das Blut des Grafen konnte es fortwaschen.
    Die Nacht kam, und die Wächter zündeten Laternen an, im Wachhaus und in Nischen neben dem Tor. Ich sah die Zähne von zwei Fallgattern, die man sofort senken würde, wenn ein Feind heranstürmte, während das Tor offen war. Ich fragte mich, wie viele Soldaten meines Vaters gestorben wären, wenn er sein Heer geschickt hätte, um meine Mutter zu rächen. Vielleicht war es so besser. Vielleicht war es besser, dass ich allein kam. Persönlicher. Immerhin war sie meine Mutter. Vaters Soldaten hatten ihre eigenen Mütter.
    Der Regen tropfte von meiner Nase und lief mir über den Hals. Aber ich hatte es warm genug – es brannte ein Feuer in meinem Innern.
    »Er ist bereit, euch zu empfangen.« Der Wächter war zurückgekehrt und hob eine Laterne. Der Federbusch klebte an der Rückseite seines Helms, und er sah jetzt ein bisschen müde aus. »Jake, nimm ihre Pferde. Nadar, begleite mich, wenn ich diese Burschen hineinbringe.«
    Und so gelangten wir zu Fuß in Graf Renars Burg, so nass, als hätten wir einen Burggraben durchschwommen.
    Corions Quartier befand sich im Westturm, direkt neben dem Hauptteil der Burg, in dem der Graf Hof hielt. Wir stiegen eine schmutzige Wendeltreppe hinauf – alles um uns herum wirkte ein wenig vernachlässigt.
    »Sollen wir unsere Waffen abgeben?«, fragte ich.
    Ich sah das Weiße in den Augen des Nubiers, als er mir einen Blick zuwarf. Einer der beiden Wächter lachte. Der Mann hinter mir klopfte auf das Messer an meinem Gürtel. »Willst du Corion mit diesem Ding pieksen, Junge?«
    Ich gab keine Antwort. Der erste Wächter blieb vor einer großen, mit eisernen Nieten beschlagenen Tür stehen. Jemand hatte ein komplexes Symbol ins Holz gebrannt, eine Art Piktogramm. Ich bekam eine Gänsehaut davon.
    Der Wächter klopfte an die Tür, zweimal kurz hintereinander.
    »Wartet hier.« Er drückte mir seine Laterne in die Hand, warf mir einen Blick zu, schürzte die Lippen und trat dann am Nubier vorbei. »Komm mit, Nadar«, sagte er und kehrte zur Treppe zurück.
    Beide Männer waren hinter der Treppenkurve außer Sicht geraten, als wir hörten, wie ein Riegel beiseite geschoben wurde. Stille folgte. Der Nubier legte die Hand auf den Knauf seines Schwerts. Ich stieß sie beiseite, schüttelte den Kopf und klopfte an die Tür.
    »Herein.«
    Ich dachte, mich allen meinen Ängsten gestellt zu haben, doch hier war eine Stimme, die meine Entschlossenheit mit einem Wort schmelzen konnte. Der Nubier fühlte es ebenfalls. Ich sah es in seinem Gesicht und auch in seiner Haltung – er spannte die Muskeln, wie bereit zur Flucht.
    »Komm, Prinz der Dornen, komm aus deinem Versteck, komm ins Unwetter.«
    Die Tür wich fort, von Dunkelheit verschlungen. Ich hörte Schreie, seltsame Schreie, wie von Beute, die mit gebrochenem Rücken den Krallen des Jägers zu entkommen versucht. Vielleicht stammten die Schreie von mir, vielleicht vom Nubier.
    Und dann sah ich ihn.

 
37
     
    Von der Roten Burg blieben keine Ruinen übrig, die man betrachten konnte – es blieben nur die Ruinen des Berges, auf dem sie gestanden hatte. Wir traten schneller als sonst den Rückzug an, dankbar dafür, dass der Wind uns entgegenwehte, anstatt uns den Rauch und das Gift von Gelleth zu bringen. In jener Nacht schliefen wir in der Kälte, und niemand von uns hatte Hunger, nicht einmal Burlow.
    Die Straße von der Roten Burg zur Hohen Burg ist lang, und unsere Rückkehr schien sie noch länger zu machen. So waren wir auf dem Hinweg geritten, und jetzt mussten wir zu Fuß gehen. Und all die Meilen führten nach unten. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich an einem Berg lieber nach oben klettern als nach unten. Der Weg die Hänge hinab brachte eine andere Art von Schmerz

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