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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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sie schwanger sind. Ich sah, wie Katherine Sareth drängte, sich wieder zu setzen.
    »Ich habe dir befohlen, die Rote Burg anzugreifen.« Vaters Worte enthielten eine Andeutung von Ärger und klangen dadurch noch drohender.
    »Das hast du.« Ich näherte mich dem Thron und ließ Sir Makin hinter mir. »Gib mir Gelleth, hast du gesagt.«
    Nur noch ein Meter trennte uns voneinander, mehr nicht, als der erste Palastwächter seine Armbrust hob. Vater bewegte einen Finger, und wir hielten inne, ich und der in seinem Kettenhemd schwitzende Wächter.
    »Gib mir Gelleth, hast du gesagt. Und du warst so großzügig, mir dafür die Waldwache zu geben.«
    Ich griff in den Straßenbeutel an meiner Hüfte und schenkte den auf mich gerichteten Armbrüsten und den Fingern, die sich um ihre Abzüge krümmten, keine Beachtung.
    »Hier ist Merl Gellethar, Lord von Gelleth, Herr der Roten Burg.« Ich öffnete die Hand, und Staub rieselte mir durch die Finger. »Und hier …« Ich holte einen Stein hervor, nicht größer als eine Walnuss. »Hier ist der größte Stein, der von der Roten Burg übrig geblieben ist.«
    Ich ließ den Stein fallen, in Stille. Natürlich waren weder Stein noch Staub das, was ich behauptete, aber dennoch lag dort die Wahrheit auf dem Boden des Thronraums. Merl Gellethar war Staub im Wind, seine Burg zerstört.
    »Wir haben sie alle getötet. Jeder Mann in der Burg ist tot.« Ich sah zur Königin. »Und jede Frau. Alle Frauen, Küchenjungen, Arbeitssklaven und Huren.« Mein Blick fiel auf ihren Bauch. »Auch alle Kinder und Säuglinge in ihren Krippen.« Ich hob die Stimme. »Jedes Pferd und jeder Hund, jeder Falke und jede Taube. Jede Ratte und jeder Floh, bis hin zum letzten. Nichts lebt dort mehr. Dieser Sieg ist keine halbe Sache.«
    Vater sprang auf.
    Ein Schritt, und ich stand beinahe Nase an Nase mit ihm. Ich wusste nicht zu deuten, was da in seinen Augen glänzte, aber die alte Furcht hatte mich verlassen, als sei sie mir wie der Sand durch die Finger geronnen.
    »Gib mir mein Geburtsrecht.« Ich hielt alle Farbe aus meiner Stimme fern, obwohl es in den Kiefern schmerzte. »Lass mich unsere Heere führen, und ich nehme das Reich und mache es wieder ganz. Lass den Heiden beiseite, ihn und seine Pläne.« Bei diesen Worten ging mein Blick zur neuen Königin.
    Ich hätte Vater im Auge behalten sollen. Ich hätte daran denken sollen, woher die Gemeinheit in mir stammte.
    Ich fühlte einen plötzlichen Schmerz unter dem Herzen, so heftig, dass ich mir fast die Zungenspitze abgebissen hätte. Der Geschmack von Blut lag mir im Mund, heiß und kupfrig. Ein Schritt zurück, dann noch einer, ein taumelnder. Ich sah die Klinge in Vaters Hand, als sie aus der Wunde kam.
    Ist das ein Dolch, was ich vor mir erblicke ? . Das Zitat stieg in mir auf, und Lachen folgte ihm, es blubberte zusammen mit scharlachrotem Speichel aus mir heraus. Ich wollte sprechen, aber diesmal fehlten mir die Worte. Sie flossen zusammen mit dem Blut aus mir heraus.
    Das Bild des Thronraums verschwamm vor meinen Augen, als verlöre seine Architektur angesichts eines solchen Verrats an Gewissheit. Alle Augen beobachteten meinen Rückzug zur Tür. Die Blicke spießten mich auf, Lords und Ladies, Prinzessin, Königin und König. Die Beine, die mich von Gelleths Roter Burg hierher getragen hatten, ließen mich nun im Stich, als erinnerten sie sich plötzlich an die vielen zurückgelegten Meilen.
    Er hat einen Dolch in mich gestoßen!
    Einst hatte ich meinen Vater geliebt. Zu einer Zeit, an die ich mich in meinen Träumen erinnere, und manchmal auch, ganz kurz, in wachen Momenten, wie der Schatten einer hohen Wolke, die über meinen Geist streicht. Es gibt da ein lachendes Gesicht aus einem Jahr, das nicht mehr mir gehört, aus einem Damals, als ich zu jung war, um die Distanz zwischen uns zu sehen. Das Gesicht ist bärtig und streng, aber ohne Drohung.
    Ist das ein Dolch, was ich vor mir erblicke? Meine Lippen können den Scherz nicht formen, als hätte der Dolch die Stimmbänder zerschnitten. Ich kann nur lachen, als ich falle.
    Eine Ewigkeit lag ich vor ihnen, die Wange auf kaltem Marmor. Ich hörte Makin schreien. Ich hörte ein Rasseln und Klappern, als er unter zu vielen Wächtern zu Boden ging. Das langsame Pochen eines Herzschlags hallte in meinen Ohren.
    Als ich fiel, sah ich das schwarze Haar meines Vaters, dunkler als die Nacht, mit einem ganz leichten smaragdgrünen Schimmer, wie der Flügel einer Elster.
    »Bringt ihn weg.« Er klang

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