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Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit

Titel: Dark Bd. 1 - Prinz der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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in die Beine. Das Gefälle zog die ganze Zeit über an uns, als wollte es uns steuern und die Kontrolle über uns an sich reißen. Beim Weg hinauf kämpft man gegen den Berg.
    »Verdammt, wie sehr ich das Pferd vermisse«, sagte ich.
    »Ein feines Stück Pferdefleisch.« Makin nickte und spuckte von staubigen Lippen. »Lass den Stallmeister ein anderes für dich zureiten. Bestimmt gibt es in Ankrath nicht eine Koppel ohne mindestens einen von Gerrods Nachkömmlingen.«
    »Er war ein lüsterner Bursche, das stimmt.« Ich sammelte Speichel und spuckte ebenfalls. Die Rüstung rieb auf meiner Haut, und das Metall hielt die Hitze der Nachmittagssonne gefangen. Schweiß rann darunter.
    »Es fühlt sich nicht richtig an«, sagte Makin. »Es ist der überzeugendste Sieg seit Jahrhunderten, und wir haben nichts anderes vorzuweisen als das Fehlen unserer Pferde.«
    »Eine Bauernhütte gibt mehr Beute her!«, rief Rike von weiter hinten.
    »Beim blutenden Christus! Bringt bloß nicht unseren Kleinen Rikey in Fahrt«, sagte ich. »Wir sind auf eine Weise reich, die am meisten zählt, meine Brüder. Wir kehren beladen mit Sieg und Triumph zurück.« Das war eine Währung, mit der man am Hof durchaus etwas anfangen konnte. Alles steht für den richtigen Preis zum Verkauf. Die Gunst eines Königs, eine Thronfolge, sogar der Respekt eines Vaters.
    Und das war eine andere Sache, die die Meilen der Rückkehr länger machte. Ich musste nicht nur zu Fuß gehen und Rüstung und Proviant tragen, ich hatte auch noch eine andere Last. Es ist schwer, das Gewicht von Neuigkeiten zu tragen, die man erst in einigen Tagen mit jemandem teilen kann. Gute Nachrichten sind so schwer wie schlechte. Ich stellte mir vor, wie ich mich am Hof des Sieges rühmte und ihn unter Nasen rieb, insbesondere unter die Nase einer gewissen Stiefmutter. Was ich nicht an die Leinwand meiner Fantasie malen konnte, war die Reaktion meines Vaters. Ich versuchte mir vorzustellen, wie er ungläubig den Kopf schüttelte. Oder wie er lächelte, aufstand und mir die Hand auf die Schulter legte. Ich versuchte zu hören, wie er mich lobte und Sohn nannte. Doch meine Augen wurden blind, und die Worte, die mein Vater sprach, waren so leise, dass ich sie nicht verstand.
    Die Brüder hatten während der Rückreise nicht viel zu sagen. Sie fühlten die Lücken in unseren Reihen und waren heimgesucht von der Leere dort, wo der Nubier sein sollte. Gog hingegen war quicklebendig, lief immer wieder voraus, jagte Hasen und stellte dauernd Fragen.
    »Warum ist das Dach blau, Bruder Jorg?«, fragte er. Er schien die Außenwelt für eine größere Höhle zu halten. Manche Philosophen stimmen ihm da zu.
    Es gab auch andere Veränderungen. Die geröteten Stellen auf Gogs Haut zeigten ein kräftigeres Rot, und die nächtlichen Lagerfeuer faszinierten ihn. Wie verzaubert starrte er in die Flammen und rückte immer näher an sie heran. Gorgoth schien darüber besorgt zu sein und stieß den Jungen mehrmals vom Feuer zurück in die Schatten.
    Die Straße wurde vertrauter, das Gelände weniger steil, die Felder und Wiesen üppiger. Ich wandelte auf den Wegen meiner Kindheit. Eine goldene Zeit war es, leichte Tage ohne Sorgen, begleitet von der Musik meiner Mutter und ihrem Gesang, ohne Missklang bis zu meinem sechsten Lebensjahr. Damals hatte mich mein Vater die erste der harten Lektionen gelehrt – Lektionen, bei denen es um Schmerz, Verlust und Opfer ging. Gelleth war die Summe jener Lektionen. Sieg ohne Kompromiss, ohne Gnade oder Zögern. Ich nahm mir vor, König Olidan für den Unterricht zu danken und ihm zu schildern, was ich mit seinen Feinden gemacht hatte. Er würde es bestimmt zu schätzen wissen.
    Unterwegs dachte ich auch an Katherine. Meine müßigen Momente füllten sich mit ihrem Bild, mit Erinnerungen daran, wie ich ihr ganz nahe gewesen war. Ich sah, wie das Licht auf sie fiel, auf ihr Gesicht und die vollen Lippen.
    Müde und mit wunden Füßen erreichten wir das Landesinnere von Ankrath und waren so tief in Gedanken versunken, dass wir nicht einmal daran dachten, uns Pferde für den Rest der Reise zu stehlen. Wenn ich die Augen schloss, sah ich die neue Sonne über Gelleth aufgehen und hörte die Schreie der Geister.
    Wir sahen die Zinnen der Hohen Burg von der Ostenkamm, und von dort aus waren es noch sieben Meilen bis zu den Toren. Im Westen ging die Sonne unter, scharlachrot, und drängte uns zur Eile.
    »Kehren wir als Helden zurück, Jorg?«, fragte Elban. Er lispelte

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