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dark canopy

Titel: dark canopy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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und «, fuhr Neél sarkastisch dazwischen, aber Graves ließ sich auch diesmal nicht aus dem Konzept bringen.
    »- aber bei den meisten Texten tappen wir im Dunkeln. Es würde uns weiterhelfen, wenn wir wüssten, was die anderen Länder uns sagen und die Triade verschweigen will.«
    Der fünfte Percent in der Runde, der bis jetzt kein einziges Wort von sich gegeben hatte, und Newton wechselten einen Blick.
    »Dazu müssten wir einen der Fremden vor seinem Ableben finden«, sagte Newton.
    Graves schnalzte mit der Zunge. »Und selbst als Nächstes abdanken? Nein danke.«
    Offenbar war sich die Gruppe, was das Vorgehen anging, nicht einig. Ich beobachtete alle ganz genau, weil ich wissen wollte, wer in dieser Hierarchie ganz oben stand. Niemand verriet sich.
    Alex meinte: »Wenn sie von den Rebellen kommt, dann weiß sie sicher etwas.«
    Ich lächelte giftig in ihre Richtung. »Sie kommt von den Rebellen, aber sie weiß von nichts.«
    »Wir haben die Leichen außerhalb der Stadtgrenzen gefunden«, sagte Graves beschwichtigend. »Das macht es den Präsidenten leicht, ihren Tod Rebellen in die Schuhe zu schieben. Aber wenn man sich mit Todesursachen auch nur rudimentär auskennt, kommen daran schnell Zweifel auf.«
    »Wir fanden die Leichen mit großen Verletzungen wie von Armbrustbolzen oder Pistolenkugeln. Was wir am Fundort aber nicht fanden, waren Blutspuren«, erklärte Neél. »Sie wurden also irgendwo anders getötet. Und die Waffenwahl lässt auf Percents schließen.«
    Da musste ich ihm zustimmen. Bei den Rebellen gab es die eine oder andere Armbrust, aber ich kannte niemanden, der eine Pistole besaß. Das hätte sich bestimmt rumgesprochen.
    »Sie schieben es uns in die Schuhe«, sagte ich und sah Alex scharf an. Sie reagierte nicht, ihr Blick blieb auf eine der Wände gerichtet.
    Die Percents nickten. Ich erzählte ihnen nichts Neues.
    In meiner Matratze steckten zwei weitere Papiere, die möglicherweise damit zu tun hatten. Ein beschriebenes Blatt mit einer Zeichnung sowie eine Karte. Ich konnte mich nicht überwinden, ihnen davon zu erzählen. Ich vertraute ihnen nicht genug, um ihnen meinen einzigen Besitz zu opfern.
    Was mir für den Augenblick aber wichtiger erschien, war die Frage ... »Warum tut ihr das? Warum wollt ihr das alles aufklären, wieso interessiert es euch so sehr, dass ihr solche Risiken auf euch nehmt?«
    Mit der Antwort waren sich alle einig. Jeder im Raum sah kurz zu mir, dann zu Graves und als dieser Neél zunickte, zu ihm.
    Und Neél sagte: »Weil das, was hier vor sich geht, nicht richtig ist.«
    • • •
    Wir kehrten erst Stunden später zum Gefängnis zurück und schwiegen den ganzen Weg über. Ich war Neél dankbar, dass er mich in Ruhe Ordnung in meine buchstäblich verrückten Gedanken bringen ließ. Wenn mein Bild von der Welt ein Gemälde war, dann war dieses soeben in winzige Fetzen gerissen und neu zusammengefügt worden. Ich musste nun versuchen, die Fugen zu kitten, um das Ganze wieder erkennen zu können.
    Schwieriger war es, zu begreifen, was ich gerade erlebt hatte. Mein ganzes Leben lang hatte ich von Helden geträumt, die mehr taten, als bloß zu existieren. Menschen, die für Größeres kämpften als um das eigene Überleben. Für das Richtige. Ich hatte mir Geschichten erzählen lassen und ausgedacht, in denen strahlende Sieger für uns alle einstanden und die Menschheit retteten, und in den meisten dieser Geschichten kam ich vor. In meinem Clan hatte ich mich nie ganz zugehörig gefühlt, weil sie so wenig taten. Weil sie nicht kämpften. Keine höheren Ziele hatten.
    Nun, ausgerechnet hier, ausgerechnet zur schlimmsten Zeit meines Lebens, in Gefangenschaft, fand ich eine kleine Gruppe, die genau das tat. Die etwas bewegte. Die das Richtige tat - ohne zu wissen, ob es auch tatsächlich richtig war. Ohne jeden Kompromiss. Vielleicht wurde ich verrückt, vielleicht verlor ich den Verstand. Aber vielleicht ... so gering die Chance auch sein mochte ... hatte ich meine Helden ja gefunden.
    Und es waren keine Menschen.

24
    »wer sich stark fühlt, ist es auch.«
    Am nächsten Tag begann meine Hand zu schmerzen. Ich drückte dunkles, geronnenes Blut und Eiter aus den so harmlos wirkenden Bisswunden, schmierte eine dicke Schicht der Kräutersalbe darauf, die Mina mir beim letzten Mal gegeben hatte, und wickelte einen neuen Verband aus sauberen Tuchstreifen darum.
    Als der Abend in die Nacht überging, starrte ich meine Löcher in die Dunkelheit, wie Neél es nannte. Auch

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