dark canopy
während sie sprach.
Neél sagte: »Ich will nur die Argumente und Ausreden der Triade genannt haben -«
»Damit wir hinterher nicht wie die letzten Idioten dastehen, wenn sie uns damit vorführen, schon klar«, ergänzte Alex. Neél lächelte kurz in ihre Richtung - und das gefiel mir nicht. Sie hielt es noch nicht einmal für nötig, sich umzudrehen, und er lächelte sie an!
Neél und der alte Percent sprachen weiter, von Alex hin und wieder unterbrochen.
Ich beugte mich zu Graves. »Wovon sprecht ihr hier überhaupt? Was sollen das für Leute sein, die ihr ... findet?«
Graves räusperte sich und die anderen unterbrachen ihre Gespräche, um ihm zuzuhören. Ich hatte gehofft, er würde mich still und unauffällig aufklären, aber den Gefallen tat er mir nicht.
»Joy hat recht«, sagte er und ich hörte, wie Alex lautlos seufzte. »Wir sollten sie informieren, wenn wir sie schon in Flagg’s Boulder dulden.«
Na wunderbar, und schon starrten mich alle an. Wie sehr ich so was hasste! »Flagg’s Boulder ...«, überlegte ich laut, um meine Beklemmung zu überspielen. »Das stammt aus einem deiner Bücher, hast du gesagt. Aber was bedeutet es?«
Graves grinste, als hätte ich etwas sehr, sehr Kluges gesagt. »Das Mädchen stellt die richtigen Fragen.« Neél verdrehte die Augen, aber Graves ließ sich nicht irritieren. »Der Begriff kommt aus einem Roman aus der Zeit vor dem Krieg. Flagg war der Böse und Boulder der Ort, an dem sich die Guten versammelten.«
»Verstehe. Und wer seid ihr nun? Die Guten oder die Bösen?«
»Das kommt auf den Standpunkt an. Im Zweifel die, die hinterher gewinnen.« Graves lachte, aber keiner fiel ein. »Das Buch gehörte dem Mann, der diese Gruppe ins Leben rief. Er meinte, der Name würde zu uns passen, und nachdem ich das Buch gelesen hatte, konnte ich ihm nur zustimmen. Du kannst es auch lesen, wenn du willst, aber du musst vorsichtig sein, die Seiten sind teilweise schon lose, und du musst schwören, niemandem den Namen des Autors zu verraten und das Buch zu verstecken und -«
»Graves!«, mahnten Newton und Neél wie aus einem Mund.
»Verzeihung. Bin ich vom Thema abgekommen? Kommen wir besser zum Punkt, bevor es dunkel wird.« Graves lachte still, Neél schmunzelte. Alex zog scharf die Luft ein. Seltsam. Sie benahm sich, als hätte Graves es mit dem schwarzen Humor übertrieben, offenbar hatte ich den Witz nicht verstanden. »Mein Mentor Flynn hat diese Gruppe gegründet, nachdem er bei seiner täglichen Arbeit über eine ... nennen wir es Unregelmäßigkeit gestolpert ist. Flynn arbeitete damals für die Triade. Er hatte das Amt des Korrespondenzverantwortlichen inne und damit unmittelbaren Kontakt zu den drei Präsidenten.«
Ich versuchte, das fremde Wort zu wiederholen. »Kor-res-pon-was, bitte?«
»Korrespondenz. Informationsaustausch mit anderen Ländern.«
»Du meinst, andere Städte«, verbesserte ich ihn.
»Nein, ich meine, was ich sage, und ich sage, was ich meine. Andere Länder.«
Mein Herz schlug härter. Ich starrte Graves an, ein stummes Sprich weiter! auf den Lippen.
In seinem Gesicht spielte Zufriedenheit. »Ja, du hast richtig gehört. Die Präsidenten stehen in regelmäßigem Kontakt mit Percents aus anderen Nationen.«
»Nicht ganz«, fuhr Neél dazwischen, »sie standen.«
Graves nickte nachdenklich. »Oh ja, mein Freund hat recht. Sie standen. Mein Mentor hatte gelernt, die fremden Sprachen zu verstehen, und übersetzte die Texte, die sie uns zukommen ließen. Doch von einem auf den anderen Tag konnte die Triade Flynn nicht mehr gebrauchen und sie versetzten ihn an eine Stadtgrenze in den Wachdienst.«
»Vielleicht gab es Streit mit den fremden Ländern?« Ich konnte bloß raten. »Was stand denn in den Texten?«
»Die Antwort wird in den letzten Briefen zu finden sein«, mischte sich Alex ins Gespräch ein.
»Davon ist auszugehen«, stimmte Graves ihr zu. »Aber wir werden es nicht erfahren, denn die letzten Briefe kennt nur Flynn. Und der ist zwei Stunden nach seiner Versetzung von Rebellen getötet worden.«
Warum bezweifelte ich das? »Es passiert relativ selten, dass Rebellen Grenzposten angreifen«, sagte ich vorsichtig.
Neél lachte mit einem bitteren Unterton. »Das musst du uns nicht sagen. Wir sind nicht so naiv, wie du denkst. Es gibt für Rebellen -die um jeden Preis unerkannt bleiben wollen - keinen Grund, ein Stadttor anzugreifen.«
Demnach hatte jemand anders diesen Percent getötet. Jemand aus der Stadt, vermutlich im
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