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dark canopy

Titel: dark canopy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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das Blut aus dem Gesicht wich. In meinen Wangen und tief in meiner Stirn prickelte es. Hastig fuhr ich mir übers Gesicht. Jetzt nur nicht ohnmächtig werden.
    »Joy? Joy, was ist los?« Neél rieb mir über die Schulter. Mit der anderen Hand berührte er meine Wange. Ich stieß ihn ein Stück von mir. Wenn Matthial das sah ...
    Ich blickte zu ihm hinüber. Ausdruckslos starrte er zurück. Es war zu spät. Er hatte bereits gesehen, wie ich lachend mit dem Percent durch die Straßen gelaufen war. Wie sollte ich ihm das erklären?
    »Da ist jemand, den ich kenne«, flüsterte ich Neél zu, ohne meine Lippen zu bewegen. »Ich muss kurz mit ihm reden.«
    Neél nickte, aber noch ließ er mich nicht los. Nein, er verstärkte seinen Griff sogar, tat mir ein bisschen weh. »Joy«, mahnte er mich leise, »den werde ich diesmal nicht für dich heiraten.«
    Sein Scherz perlte an mir ab, als hätte ich ihn nicht gehört. Ich löste mich von Neél und ging auf Matthial zu. Einen Meter entfernt blieb ich stehen. Eine dunkle, lautlose Leere hatte sich in meinem Kopf ausgebreitet. Ich wollte etwas sagen, aber es kam nichts. Zu weit weg und zu lange her erschienen mir die Codes und geheimen Gesten, mit denen wir uns früher unterhalten hatten.
    »Marc«, sagte ich schließlich laut genug, dass auch Neél es hörte. Es war ein Hinweis für Matthial, dass ich nichts über ihn verraten hatte. Aber entsprach das wirklich der Wahrheit? Was hatte ich Neél alles erzählt? Ich wusste es nicht mehr. »Wie geht es dir?«
    »Ganz gut. So weit.« Matthial zuckte mit den Schultern und sah zwischen seinen gespreizten Beinen auf die Treppe hinab. Er stand nicht auf. Ich hatte keine Ahnung, was das bedeutete.
    Denk nach, Joy, du weißt es, du musst dich nur erinnern, denk nach!
    Er riss einen Halm aus, der zwischen den Steinen gewachsen war. »Du siehst gut aus.«
    »Es geht mir auch gut«, erwiderte ich. »Ich trainiere hart.« Für die nächsten Worte senkte ich die Stimme, ohne dass es nötig gewesen wäre. »In nicht einmal zwei Wochen ist das Chivvy. Ich werde entkommen. Sag unserem Clanführer, dass ich ein eigenes Zimmer will, wenn ich zurück bin. Mit Penny und Ennes wird es mir zu -«
    »Mars ist fort«, entgegnete Matthial. »Auch Penny ist fort. Alle sind es. Ich bin jetzt Clanführer.« Er hatte nicht besonders leise gesprochen und blickte nun provokant zu Neél.
    Ich drehte mich nicht um. Ich konnte mich auf Neél verlassen, mein Leben würde ich ihm anvertrauen. Allerdings wusste ich nicht, ob Letzteres auch für meine Freunde galt. Mit einem Blick signalisierte ich Matthial, vorsichtig zu sein. Er nickte wissend. In seinen Mundwinkeln war der Hass in sichtbaren Falten eingegraben. Neél und ihn so nah beieinander zu wissen, jagte mir plötzlich panische Angst ein.
    Ich trat näher zu ihm, hockte mich vor ihn hin und legte eine Hand auf sein Knie. »Matthial, mach keine Dummheiten und geh nach Hause. Ich komme nach. Ich verspreche es dir, es wird alles gut!«
    Er legte seine Hand auf meine. Schwieg. Sah mich an, den Boden und wieder mich. Und dann sprudelten plötzlich geflüsterte Worte aus ihm heraus wie Blutstropfen aus aufgeschlitzter Haut. »Es ist ein abgekartetes Spiel, Joy. Die verarschen dich. Du hast beim Chivvy keine Chance, sie haben ein Kopfgeld auf dich ausgesetzt, um dich für irgendwas zu bestrafen.«
    Kopfgeld? Nun konnte ich nicht anders, ich sah über die Schulter zu Neél. Seine zusammengekniffenen Augen waren dunkel und kalt, wie scharfe Scherben aus schwarzem Glas.
    »Der Typ da ist in die Sache verwickelt«, fuhr Matthial fort. »Er hat Amber nur benutzt und nun will er dir den Rest geben, bei diesem verfluchten Chivvy.«
    »U...Unsinn«, stammelte ich. Matthi... Marc - du irrst dich, das musst du falsch verstanden haben.«
    »Falsch verstanden?« Matthial sprang so heftig auf, dass er mich umwarf und ich auf dem Hintern landete. »Du machst mit ihm rum und der lässt zu, dass die dich umbringen.«
    Mit der war Neél gemeint und der stand im nächsten Moment neben Matthial, versetzte ihm einen kurzen, aber effektiven Schlag gegen die Kehle und drehte ihm einen Arm auf den Rücken.
    Matthial japste, der Schlag hatte ihm für einen Moment die Luft abgeschnitten. Er taumelte, fing sich wieder, aber Neél trat ihm von hinten in die Kniekehlen und Matthial fiel auf die Knie.
    »Neél!«, rief ich entsetzt. »Neél, bitte nicht.«
    Er beachtete mich nicht. »Jetzt noch einmal, mein lieber Clanführer«, zischte er

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