dark canopy
vor der Tür warten. Dieses Garhaus gehörte nicht zu denen, die Menschen den Eintritt verwehrten, wer ausreichend zahlte, konnte hier sogar ein warmes Essen bestellen.
Wie erwartet wurde das Grinsen des Mannes etwas breiter. Er schob eine Hand in die Tasche seiner formlosen Hose. »Kann durchaus sein. Wer will das wissen? Und warum?«
»Vielleicht suche ich ja neue Arbeit«, sagte Matthial, lachte lautlos und hielt dem anderen die Hand hin. »Mein Name ist Matt.«
»Ist ja ein Ding. Ich bin Brad - das reimt sich.« Brad schlug mit der freien Hand ein und schüttelte Matthials. Pranken wie ein Bär hatte er, das musste man ihm lassen.
»Tatsache. Wir sollten tanzen gehen.«
Eine Sekunde wirkte Brad bestürzt, dann erkannte er, dass Matthial einen Witz gemacht hatte, und boxte ihm gegen die Brust. »Du bist mir ein Vogel.«
»Heißt das, ich soll singen und du tanzt?« Matthial lächelte gutmütig, während Brad sich kaum einkriegte. Er krümmte sich vor Erheiterung und hielt sich den Bauch. Offenbar litt er an chronischer Langeweile oder ständigem Elend, sonst wäre es nicht so leicht, ihn zu amüsieren. Aber langsam war es Zeit, zum Punkt zu kommen. Wer wusste, wie lange die Percents brauchten, um ihr Abendessen zu verschlingen. »Ich brauche deine Hilfe, Brad. Die beiden, da drinnen, wer sind die?«
»Die Percs? Mein Herr Giran. Ich bin kein Diener, ich bin Soldat.«
»Chivvy-Soldat?«, hakte Matthial nach. Plötzlich erschien ihm seine eigene Stimme viel zu hoch.
»So ist es. Bald bin ich ein freier Mann. Ich geh dann zurück zu meiner Frau. Bin inzwischen Vater, hab das Kind aber noch nie gesehen. Ein Mädchen, so viel hat mir einer gesagt, der meine Frau -«
»Verzeih mir, Brad«, unterbrach ihn Matthial voller Ungeduld. »Kennst du die Frau, die sie für das Chivvy ausbilden? Die Soldatin?«
»Joy? Oh ja, die kenn ich, klar. Und wenn du sie auch kennst, dann sprich schon mal ein Gebet zur Sonne für sie, mein Freund. Wenn sie überhaupt noch an die Sonne glaubt.«
Matthials Muskeln spannten sich unwillkürlich an. Er zwang sich, seine Fäuste zu lockern. »Ich kenne die Gerüchte. Sie sind nicht wahr.«
»Gerüchte?« Brads Stimme bekam nun etwas Höhnisches. »Ach, Unsinn. Die haben sich eine Weile ganz gut verstanden, die brave Joy und der stolze Neél.«
Neél? So hieß er also. Nun ballte Matthial die Fäuste doch.
»Aber an ihr interessiert zu sein, schien er nicht. Giran hatte da schon die wildesten Theorien, weil Neél zwar mit der Frau trainierte, aber eben nicht auf diese spezielle Art, du weißt schon. Zumindest gab es kein Geschrei aus ihrem Zimmer und sie sieht auch nicht aus, als würde er ihr etwas antun.«
Matthial hatte plötzlich Magensäure in der Kehle.
»Irgendwer hat gewettet, Neél wäre schwul, weil er so oft mit einem anderen Typen rumhängt. Hab seinen Namen vergessen. Aber wer auch immer das erzählt hat, hat seinen Einsatz verloren, denn jetzt ist der Hammer passiert!«
»Was denn?« Wollte er es überhaupt hören?
»Dieser Neél«, Brad klopfte sich auf den Oberschenkel, so witzig fand er das, »hat die Dienerin von Widden für sich beansprucht. Das ist der Kerl, der da drinnen neben meinem Herrn am Tisch sitzt und sich vermutlich vor Wut die Birne mit Gebranntem zudröhnt. Ich mein, klar, sie ist ganz hübsch. Anfangs war sie durchaus noch eine Nummer heißer als die kleine Soldaten-Joy. Aber hinterher ...« Brad schüttelte bedauernd den Kopf
Matthial nickte, er hatte genug gehört. Brad hatte recht. Amber hatte furchtbar ausgesehen, als er sie das letzte Mal zu Gesicht bekommen hatte. Und immer wieder hatte er in seinen Träumen Joy gesehen, mit diesen stumpfen Augen, den eingefallenen Wangen und den zerbissenen Lippen - wie bei Amber.
»Weißt du, wo Amber nun ist?«, wollte er wissen.
Brad schüttelte den Kopf, es wirkte nicht, als würde ihn die Antwort interessieren. »Keine Ahnung. Bei Neél wohl nicht. Einen Gefallen hat er sich damit nicht getan.«
»Was meinst du damit?«
»Na, sieh mal. Widden hat eine Mordswut. Er trifft sich reihum mit den Varlets, die mit Neél ins Chivvy gehen und ...«, Brad kratzte sich unschlüssig an einem Insektenstich an der Halsseite, »... sagen wir so: Er motiviert sie, Neél unter keinen Umständen gewinnen zu lassen.«
Matthial verstand. Wie weit das wohl gehen mochte? Bis hin zu »Unfällen«? Warum nicht. Es waren Percents. »Ist das erlaubt?«
Brad zuckte mit seinen breiten Schultern. »Kommt auf die Motivation
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