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dark canopy

Titel: dark canopy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Todeszuckungen regte. Er lag auf dem Bauch in zwei dunklen Lachen. Eine im Nacken, eine um den Unterleib herum. Fast hätte Matthial gelacht. Er wollte immer schon mal wissen, ob Percents sich wie die Tiere vollpissten, wenn sie verreckten. Jetzt wusste er es. Er stieß den Percent mit der Schuhspitze an. Das Zucken ließ nach. Matthial tippte gegen den Kopf des Toten, um das Gesicht zu erkennen. Hatte er diesen Kerl schon einmal gesehen? Beim Angriff auf die Stadt vielleicht? Womöglich war es einer der Mistkerle, die Joy festgenommen hatten. War es nicht egal, wenn ohnehin einer war wie der andere?
    Glasige Augen starrten an Matthial vorbei ins Leere. Es war unmöglich, dem Tod ins Auge zu blicken. Der Tod ließ sich nicht dazu herab, einen Blick zu erwidern.
    Müde wischte Matthial sich den Schweiß von der Stirn und aus den Augen. Er blickte zu seinem Vater, der hinter dem Percent auf dem Hosenboden saß und völlig verloren aussah. So als müsse er nach Hause gebracht werden. So, wie Matthial sich fühlte.
    »Was hast du mir zu sagen?«
    Mars stöhnte. »Nichts. Nichts würde etwas ändern. Du verstehst das nicht.«
    Matthial lief die Nase. Er ließ sie laufen. »Hat es sich gelohnt?«, höhnte er.
    »Die Verantwortung ist so groß, Matthial«, erwiderte Mars. »Man schafft es nicht ohne Hilfe. Man muss Kompromisse eingehen.«
    »Menschen verraten, heißt das für dich. Clanmitglieder ausliefern.«
    »Nur so konnte ich den restlichen Sicherheit garantieren. Du glaubst doch nicht wirklich, dass sie uns im Clanhaus nie entdeckt hätten, du Narr! Alles hat seinen Preis.«
    »Zu töten.«
    »Sie haben mir versprochen, niemanden zu verletzen, der bei den Festnahmen kooperiert.«
    Matthial legte das Gesicht in eine Hand. Die Lüge war zu viel. Blanker Hohn. Niemanden verletzen? Er dachte an all die Gefallenen, an die Verletzten. An Amber, die gebrochen, und Joy, die völlig verändert war. Jemanden zu töten für die Sicherheit des anderen war abscheulich, er wusste das und er wünschte, die Scham würde niemals enden. Er hatte keine Absolution verdient. Aber es gab Dinge, die schlimmer waren als der Tod.
    »Geh, Mars.« Er sah seinen Vater nicht an. Er würde ihm nie wieder in die Augen sehen und wenn er daran zugrunde ging. »Uns verbindet nichts mehr. Von heute an werde ich mein Terrain gegen dich verteidigen. Geh.«
    Mars hob die Arme, ein erbärmlicher Versuch einer beschwichtigenden Geste. »Sei doch vernünftig. Sie wollen bloß das Mädchen. Sie fangen sie ein und im Gegenzug ist der Clan ein Jahr lang sicher vor ihnen. Joy würde das verstehen. Wir müssen alle unseren Beitrag zum Erhalt der Freiheit leisten.«
    »Joy ist kein Beitrag. Heute Abend wird sie es sein, die frei ist. Um jeden Preis, Mars.«
    »Vergiss es. Es ist zu spät.« Mars kniff die Lippen zusammen und deutete auf den Comm. »Zu spät. Sei vernünftig.«
    Matthial ließ sich nicht anmerken, wie sehr ihn die Aussage schockierte. Zu spät? Dann war Joy bereits verraten worden? »Um jeden Preis«, sagte er, viel entschlossener, als er sich fühlte. »Das ist eine Warnung.«
    Mars schüttelte entrüstet den Kopf. »Du bist dumm, Matthial. Dumm und -«
    »Sieh es als dein persönliches Versagen als Vater. Jetzt verschwinde endlich.«
    »Was hast du vor?«
    Matthial packte den Pfeil, um ihn aus dem Genick des Percents zu ziehen. Die Spitze hatte sich in den zersplitterten Knochen verhakt, das Rucken und Zerren ließ den Kiefer des Toten auf- und zuschnappen.
    »Was hast du vor?«, wiederholte Mars.
    Matthial ignorierte ihn. Er zertrat den Comm des Percents mit der Hacke seines Stiefels, dann wandte er sich um und rannte zu seinem Pferd.
    »Der Gaul gehört mir!«, brüllte Mars ihm nach. Dann wurde seine Stimme zynisch. »Er ist mit Blut bezahlt, Matthial. Wenn du ihn nimmst, bist du genau wie ich. «
    Matthials Pfeil verfehlte seinen Vater um Haaresbreite. »Zu spät.«
    • • •
    Im gestreckten Galopp ritt Matthial zu der Stelle, wo er den Zaun unbemerkt überqueren konnte. Sein Glück war, dass die Wachen sich heute auf das Große Nordtor konzentrierten, wo das Spektakel stattfand.
    Kaum war er in die Stadt eingedrungen, hetzte er weiter. Es gab nur diese eine Chance - er musste Joy warnen. Er rannte, bis er seinen Puls fiebrig in den zitternden Oberschenkeln spürte. Am Großen Nordtor standen die Leute dicht an dicht. Familienangehörige der Soldaten, Freunde, Feinde, Neider, Gaffer. Jeder wollte noch einen letzten Blick auf die Menschen

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