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dark canopy

Titel: dark canopy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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wusste, wie alt dieses Relikt aus früheren Zeiten war und wie lange es noch funktionieren würde; das Ding tat es seit Monaten nur noch, wenn man es falsch herum, mit der Oberfläche nach unten, hinlegte.
    Ich beeilte mich, in den Gemeinschaftsraum zu gelangen, um meinen Freunden beim Spielen zuzusehen. Das würde mich auf andere Gedanken bringen und das allgemeine Interesse an den erbitterten Tekken -Duellen zwischen Matthial und Josh würde die Aufmerksamkeit der anderen von mir ablenken.
    Heute hatte ich kein Glück. Das Essen war bereits fertig und der kostbare Strom wieder abgeschaltet. Von unseren fünfundzwanzig Clanmitgliedern waren die meisten anwesend. Sie hatten sich auf den paar Stühlen, der Bank und den abgewetzten Sofas und Sesseln um die Tische versammelt, auf denen Töpfe neben schiefen Kerzen standen. Ich registrierte sofort, dass es heute kein Brot gab. Schade, das mochte ich am liebsten. Aber mit meinem Kiefer hätte ich es ohnehin nicht kauen können. Ein paar Gesichter drehten sich kurz in meine Richtung, nickten mir zu und widmeten sich wieder dem Essen. Zwei oder drei Leute sagten »Hallo, Joy«, doch die meisten aßen einfach weiter. Wer keine Schale besaß oder keine Lust hatte, sie nach dem Essen zu spülen, löffelte direkt aus einem Topf.
    Ich ging zu Baby, die meistens kochte, und legte meine Pilze vor ihr auf den Tisch, wobei ich mein Gesicht zur Seite neigte, damit sie meinen Kiefer nicht sah. Baby trug ihren Namen, weil sie permanent Kinder bekam, keiner wusste so recht, von wem. Das letzte war im achten Monat gestorben, aber sie war - wie Mars es nannte - schon wieder trächtig. Das vorletzte hatte sie sich mit einem Tuch auf den Rücken gebunden, zwei weitere Kleinkinder saßen zu ihren Füßen und zankten um eine rohe Rübe. Die meisten Erwachsenen mochten Baby nicht besonders, ich dafür umso mehr. Leider beruhte dies auf Gegenseitigkeit, dadurch entging ihr mein Verhalten natürlich nicht.
    »Was ist passiert, Püppchen?«, fragte sie und drehte mein Gesicht ins Kerzenlicht. Prompt schlug sie die Zähne zusammen. »Mein Gott, deine Wange! Wer hat dich so geschlagen?«
    »Ein Perschent.« Mist. Ich bekam den S-Laut nicht richtig zustande.
    Baby ließ den Löffel fallen und schlug die Hände vor den Mund. Im gleichen Moment bemerkte und bereute ich zugleich, dass ich unüberlegt die Wahrheit gesagt hatte. Es war zu spät, das Ganze als Witz abzutun, Baby wiederholte meine Antwort bereits laut und deutlich mit mehreren Fragezeichen dahinter, die im Raum umherzufliegen und zu blinken schienen wie Leuchtschilder aus der Stadt.
    »Aber isch bin ihm entkommen!«, rief ich. Ach nee.
    Meine Worte hallten durch den Aufenthaltsraum, in dem meist Ruhe herrschte, damit uns von draußen niemand hörte. Für einen Moment hielt jedes Schmatzen und Schlürfen inne. Dann sagte irgendwer: »Echt jetzt?«
    Im Nu war ich umringt und musste meinem Clan Bericht erstatten. Ich wagte kaum, jemanden anzusehen, außer meine Freundin Amber, deren Augen schreckensstarr wurden. Sie war die Ängstliche von uns beiden und mich schauderte bei dem Gedanken daran, dass sie ursprünglich heute mit mir zum Jagen in den Wald hatte gehen wollen. Neben ihr stand Penny und schüttelte zornig den Kopf, als würde sie es nicht glauben und mich für meinen Leichtsinn am liebsten auf die heile Wange schlagen.
    Mein Unbehagen verflog, als unter den Erwachsenen ein paar unterdrückte Töne der Erleichterung laut wurden und jemand anerkennende Worte flüsterte. Ich fühlte sogar ein wenig Stolz, weil der Percent mich nicht erwischt hatte. Dass er es war, der mich verschont hatte, sagte ich nicht. Natürlich ließ ich auch weg, dass der Percent nun mein Messer besaß, und von meiner vollgepinkelten Hose würde kein Mensch je erfahren. Diese Minuten gehörten mir. Ich war die Heldin; eine tapfere Rebellin, die ganz allein einem Percent entkommen war.
    Ich blieb es, bis unser Anführer Mars, der noch nie von Angesicht zu Angesicht mit mir gesprochen hatte, mich an den Schultern zu sich zog.
    »Wo ist denn deine Klinge, Messermädchen?«
    »Verloren«, murmelte ich. Um ihm nicht in die Augen schauen zu müssen, starrte ich auf seinen drahtigen aschblonden Bart.
    Er schüttelte den Kopf, diese Antwort stellte ihn nicht zufrieden. »Wo ist die Klinge, Messermädchen, in die du deinen Namen geritzt hast, um sie nicht zu verlieren?«
    Mein Hochmut hatte mich verraten. Ich war stolz gewesen, wenn sie mich Messermädchen genannt

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