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dark canopy

Titel: dark canopy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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vorzuspielen, die nicht existierte, würde ihm schwerfallen. Tatsächlich war es leichter als gedacht. Für Josh hielt er das Kinn hoch und den Rücken gerade. Sein Bruder lebte - wenn das kein Grund war, den Kopf aufrecht zu tragen.
    Matthial hatte sich gewaschen, rasiert, Kleider angezogen, die beinahe sauber waren, und das nasse Haar mit einem Tuch zurückgebunden. Schließlich hatte er sogar Ricks Fell gebürstet und mit dem Reststück einer Speckschwarte abgerieben, damit es glänzte und der Hund aussah, als hätte er erst die Hälfte seiner Jahre auf dem Buckel. Ricks Rippen berührten auf dem Weg in Mars’ Zimmer permanent Matthials Knie.
    Mars erwartete ihn vermutlich nicht erst seit wenigen Minuten, aber er ließ ihn keine Ungeduld spüren. Zur Begrüßung nickte Matthial seinem Vater bedächtig zu. Er rang den Impuls nieder, sich zu auffällig im Raum umzusehen. Stuhl, Schreibtisch und das Bett waren noch da, alles andere hatte man hinausgetragen und auf den Reisekarren verstaut. Nichts Persönliches wies mehr darauf hin, dass dies das Zimmer des Clanführers war. Gewesen war.
    Unter Mars’ bohrendem Blick senkte Matthial wider Willen den Kopf. Du wolltest mich sprechen, dachte er. Nun sprich auch.
    Der Streit lag bereits in der Luft. Wie Gas. Es fehlte noch ein Funke, dann würde alles in die Luft gehen. Seine Vergangenheit. Seine Zukunft. Der Rest seiner erbärmlichen Familie. Und jegliche Aussicht, Joy zu retten - wenn sie denn noch lebte.
    Matthial musste schlucken, aber sein Hals war zu trocken. Ein Klumpen versteinerte dort, wo die Nasenhöhlen in den Rachen übergingen, und schnürte ihm die Luft ab.
    »Du weißt, dass wir gehen müssen«, sagte Mars. Endlich.
    »Ich weiß.«
    »Es lässt sich nicht ändern. Ich habe lange nachgedacht. Es hat keinen Zweck, Matthial. Ich kann nichts tun.«
    Matthial sah auf. Mars’ Worte klangen weniger nach Anklage, als er erwartet hatte. Eher klangen sie wie ... eine Entschuldigung?
    »Es war mein Fehler«, gab Matthial zu und Mars erwiderte: »Dein erster und du musst aus ihm lernen, denn du bist so weit.« Matthial schüttelte den Kopf, weil er nicht verstand, und Mars sagte: »Du wirst nicht mit uns gehen.«
    »Du hast recht, das werde ich nicht.«
    »Nein«, erwiderte Mars, »du verstehst nicht. Es ist nicht deine Entscheidung, es ist meine.«
    Und jetzt begriff Matthial. Er verließ den Clan nicht. Sein Vater ... »Du wirfst mich raus.«
    Es klackte in Mars’ Kehle, so schwer schluckte er. »Ich ... ich kann nicht anders.«
    »Verstehe.«
    »Das hoffe ich, Matthial, das hoffe ich.« Mars’ Stimme wurde erst leiser, dann wieder laut, was ihn so durcheinander wirken ließ, wie Matthial ihn nie zuvor erlebt hatte. »Du teilst den Clan. Ich kann das nicht zulassen. Ich trage Verantwortung. Aber du unterwirfst dich mir nicht. Du bist wie ich und zugleich wie deine Mutter.«
    »Und deshalb musst du mich rauswerfen.«
    »Ja.«
    »Ja.« Matthials Lächeln geriet müde, war aber von Herzen ehrlich. Es war alles so logisch. Wer sich nicht fügt, muss selbst Clanführer sein.
    Ein Anflug von verletztem Stolz flüsterte Matthial zu, dass er sich nicht rauswerfen lassen musste, weil er selbst gegangen war. Aber immerhin war er nach dem gescheiterten Angriff zurückgekommen. Ein Einwand seinerseits würde nicht von Stolz, sondern von Patzigkeit zeugen. »Ich akzeptiere deine Anweisung, Vater.«
    Mars rieb sich das Gesicht. Er bemühte sich sichtlich um Ruhe, aber Matthial entging weder das feine Zittern seiner Finger noch das kaum merkliche Zucken in seinen Mundwinkeln. Sein Vater litt, und sowenig er es wahrhaben wollte, konnte Matthial leugnen, dass ihn dies tröstete. Es war keine Häme, die er spürte. Eher Erleichterung. Er bedeutete Mars etwas, noch immer.
    »Ich bin zuversichtlich«, sagte Mars, es klang gepresst. »Du bist eigenwillig - oh ja, so sehr der Sohn deiner Mutter. Aber ich habe dich alles gelehrt, was wichtig ist. Auch die Dinge«, er lachte kurz und trocken, »die du nicht wissen wolltest. Du wirst deinen Weg gehen. Ich wünsche dir -«
    »Lass gut sein«, unterbrach Matthial ihn. Er hatte kein Anrecht auf die guten Wünsche seines Vaters. Mars ahnte ja nicht, dass sein Sohn in Wahrheit viel Schlimmeres getan hatte, als den Clan zu spalten und einen Plan zu schmieden, der nicht aufgegangen war. Er hatte einen Mann geopfert, der ihm vertrauensvoll gefolgt war, und das nicht, um den Clan zu retten - das hätte Mars verstanden -, sondern, um seine Liebe

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