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dark canopy

Titel: dark canopy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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zu retten. Gute Wünsche wären Dämonen gewesen, aus Unwissenheit freigelassen.
    »War es das?«, fragte Matthial.
    »Das war es wohl.«
    »Dann wünsche ich dir einen guten Weg, Vater. Vielleicht kreuzt er den meinen dann und wann in Frieden.«
    Mars griff die Förmlichkeit auf, legte Matthial eine Hand auf die Schulter und reagierte auf die Clanfloskel mit einer anderen. »Möge dir und den deinen die Sonne scheinen.«
    »So hell, wie den deinen und dir.«
    Als Matthial ging, rief Mars noch einmal seinen Namen. Ohne sich umzudrehen, blieb er stehen.
    »Du wirst mir fehlen, Matthial.«
    So sehr wie du mir. Matthial setzte seinen Weg schweigend fort und fragte sich, ob Mars wohl schon ahnte, dass er ihm bereits das erste Clanmitglied weggenommen hatte, ohne es zu wollen. Josh gehörte nun zu ihm. Erneut trug er Verantwortung. Sie wog schwerer als der Verlust seines Vaters. Sie wog das Gewicht seiner ganzen Welt.
    • • •
    Am späten Abend hatten die letzten Mitglieder von Mars’ Clan die alte Fabrik verlassen. Die Geräusche, die geblieben waren, durchbrachen die alles beherrschende Stille nicht, sie untermalten sie.
    Nordwind brannte eisig auf Matthials Wangen und fegte von hauchdünnem Reif überzogenes Laub durch den Hof. Er trat zu der windgeschützten Nische im Gemäuer, wo er immer seinen Gedanken nachging, solange Rick sich zum Kacken in die Holunderbüsche verzog. Ein dünner, langer Stecken lehnte an der rissigen Hausfassade, Matthial griff danach und malte wie in Trance Wellenlinien in die Erde zu seinen Füßen.
    Josh schreckte ihn wenig später auf. Nur anhand der Kälte, die sich aus dem Gemäuer durch seine Jacke bis tief in seinen Rücken gefressen hatte, konnte Matthial abschätzen, dass einige Minuten vergangen sein mussten.
    »Wir müssen über den Strom sprechen«, sagte Josh. Er schlug die behandschuhten Hände zusammen, um sie zu wärmen. »Sie haben den Generator mitgenommen.«
    »Sie haben Frauen und Kinder. Sie brauchen den Generator dringender als wir.«
    »Ja«, meinte Josh gedehnt. »Aber den elektrischen Herd haben sie dagelassen.«
    Matthial musste lachen; es ließ sich nicht aufhalten. »Ironie des Schicksals«, gluckste er und registrierte erleichtert, dass auch sein Bruder grinste. »Wir bleiben ohnehin nicht hier«, sagte er dann. »Mars hat recht, das Risiko, dass uns jemand ungewollt verrät, ist zu groß. Wir verschwinden für eine Weile, vielleicht in den Untergrund.«
    Joshs Gesicht verdüsterte sich. Matthial wusste, wie unbehaglich seinem Bruder in den uralten, unterirdischen Bahntunneln und in der Kanalisation zumute war. Joshs Albträume waren ihm so vertraut, als hätte er sie selbst geträumt. Im Schlaf fand sich sein jüngerer Bruder in diesen Tunneln wieder. Es war windstill und leise und er war allein. Bis das Wasser kam. Unmengen an Wasser, das in deckenhohen Fluten durch die Gänge strömte und Leichen vor sich hertrieb.
    »Nur für eine kurze Zeit«, sagte Matthial schnell. »Vielleicht finden wir auch ein besseres Versteck. Wir kommen hierher zurück, wenn es ruhig bleibt.«
    »Ist schon in Ordnung, Captain.« Josh senkte den Kopf, betrachtete seine Schuhspitze, die ein Steinchen hin und her schob, aber er grinste wieder. Dann wies er auf Matthials Kritzeleien im Sand. »Was machst du da?«
    Matthial hielt inne. Ja, was machte er da?
    Zu seinen Füßen war eine Liste mit Namen entstanden. Amber, Liza, Matches I., Matches II., Luke.
    Mit steifer Hand zog er die Buchstaben W I L L I E darüber. Dann setzte er das Wort VERLOREN an den Kopf der Liste und unterstrich es.
    »Weißt du, wie sie hießen, die Matches-Brüder?«
    Josh schüttelte den Kopf. Er grinste nicht mehr, seit er die Liste entziffert hatte. »Ich weiß bloß, dass ihre Schwester Erin heißt.«
    Matthial hatte gerade zu einem weiteren Namen angesetzt. J O ...
    Doch dann kniete er sich hin, stieß den Stock beiseite und verwischte die ganze Liste mit beiden Händen. Vom obersten Wort ließ er die erste Silbe stehen. VER...VERMISST schrieb er mit zwei Fingern, viel Druck und noch mehr Entschlossenheit in den Sand.
     
    VERMISST
    A M B E R
    E R I N
    L I Z A
    J O Y !

13
    wohin mag er an jedem abend gehen?
    Die Tage glitten ineinander über. Da jeder war wie der vorherige, wusste ich bereits nach kurzer Zeit nicht mehr, ob ich fünf oder sechs Nächte in Gefangenschaft verbracht hatte; oder sieben oder acht? Alles war so gleich. Aussichtslos monoton.
    Der Percent weckte mich jeden Morgen. Nach den

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