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dark canopy

Titel: dark canopy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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hassten die Clanleute, weil sie von ihnen abgewiesen oder verstoßen worden waren.
    Mein Herz schlug kräftiger. Zu wissen, wer in der Nähe war und wie ich den- oder diejenigen fand, konnte sich bei der Flucht wie ein Zünglein an der Waage auswirken.
    Die Schemen lösten sich weiter aus dem Grau, je näher wir kamen, und gaben sich als knapp zwei Dutzend Häuser zu erkennen. Die kleine Siedlung lag im Schatten eines bewaldeten Hügels, der die Häuser von Weitem fast unsichtbar machte. Ein Graben trennte uns von ihnen. Zwar wuchs Unkraut darin, aber zum Hindurchgehen war er trotzdem zu tief und zum Überspringen zu breit. Die bislang schnurgerade Straße machte einen Bogen um die Siedlung, nur sanft, aber mit reichlich Abstand. Vielleicht waren die Leute in diesem Dorf dafür bekannt gewesen, lieber unter sich zu bleiben.
    Dann sollen sie es auch bleiben, dachte ich. Lassen wir sie und ihre Geister besser in Ruhe.
    Doch Neél hielt schon auf eine von Wetter und Staub schwarz gewordene Holzbrücke zu und da unsere Pferde noch immer aneinander festgebunden waren, blieb mir nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
    Der Wind war seltsam an diesem Ort - verflucht, merkte Neél das denn nicht? Er wehte kühl von hinten, ließ kurz nach und hauchte uns dann Modergeruch ins Gesicht. Mich schauderte. Die Siedlung atmete Sauerstoff ein und Einsamkeit aus.
    Neél sprang vom Pferd, ging zur Brücke und trat beherzt auf die ersten Planken. Das Geräusch klang wie Donner, wenn das Gewitter noch hinter dem Wald lauerte und bloß der armen Amber Angst machen wollte. Diesmal zuckte ich zusammen. Das Holz ächzte. Merkte der dumme Percent das nicht?
    »Es wird gehen«, sagte er und ich kämpfte mit mir, ihn anzubetteln, die Siedlung nicht zu betreten. Ich hatte keine Argumente, nur dieses Gefühl ... Und nicht einmal darauf war Verlass. Amber hatte Gefahren immer wittern können. Ich war nicht wie Amber, ich war kein bisschen wie sie. Vermutlich bildete ich mir das alles nur ein.
    Neél machte sich an der Trense seiner Stute zu schaffen und löste das Seil, das vom Pferdespeichel nass und hart geworden war. »Die Brücke scheint stabil, aber wir führen sie einzeln rüber. Ich will kein Risiko eingehen.«
    »Dann lass uns hier verschwinden«, flüsterte ich in den trudelnden Wind. Er trug meine Worte weg, vielleicht wollte Neél sie auch gar nicht hören. Ich wusste nicht, was da in seinen unmenschlichen Augen funkelte, aber wenn ich raten müsste, so wäre mein Tipp Neugier.
    Er ging voran, die Hufe seines Pferdes polterten dumpf über die Bohlen. »Komm schon, Soldat! Nicht so ängstlich.« Er lachte in sich hinein; ein leises, dunkles Geräusch, das durch seine Brust rollte. Ohne auf mich zu warten, wandte er sich um. Offenbar interessierten ihn die verfallenden Häuser mehr als die Fragen, ob und wie ich mein Pferd auf die andere Seite bekam.
    Meine Stute tat das, was sie am besten konnte. Sie stellte sich stur. Ich versuchte, sie auf die Brücke zu reiten, aber sie trat nur auf der Stelle, schnaubte und warf den Kopf hoch. So wurde das nichts. Ich sprang ab und führte sie am Zügel, zerrte sie regelrecht. Sie schnappte nach mir. Ihre Zähne und das Metall der Trense verursachten widerliche Knirschlaute. Schaum tropfte von ihrem Maul. Ich betrat die Brücke, zog und ruckte, damit sie mir folgte, und kämpfte gegen mein schlechtes Gewissen. Tut mir leid. Du willst genauso von hier weg wie ich.
    Für mehr als einen Moment ließ ich den Gedanken zu, auf ihr zu fliehen. Wenn der Abstand zu Neél ein wenig größer gewesen wäre, hätte ich es versucht. Aber er war nur wenige Schritte entfernt und während des Galopps über die Felder hatte ich gemerkt, dass sein Pferd sehr viel schneller hatte laufen wollen, während meins sich bereits anstrengen musste. Vielleicht hätte ich bei der Wahl des Pferdes eher auf kräftige Beine achten sollen statt darauf, welches nach Neél biss und damit Sympathiepunkte bei mir sammelte.
    »Reiß dich zusammen«, murmelte ich. »Über die andere Brücke bist du auch ohne Probleme gegangen.« Dabei ahnte ich, dass es weniger die Brücke war, sondern mehr, was dahinterlag. Ich roch die Exkremente wilder Hunde. Wenn sich ein Rudel von ihnen in den Ruinen verbarg, würde es gefährlich werden. Allerdings war Neél bewaffnet.
    Zentimeter für Zentimeter zog ich die Stute vorwärts. Sie rollte mit den Augen, als ihre Hufe hohl auf dem Holz polterten. Und dann schoss sie plötzlich los, donnerte über die

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