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dark canopy

Titel: dark canopy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Brücke und hätte mich um ein Haar umgerannt. Alles schwankte und im nächsten Moment riss sie mich mit. Die Zügel schürften mir die Hände auf, aber ich hielt sie fest und die Stute schleifte mich ein paar Meter an Neél vorbei. Dann blieb sie stehen und atmete schwer durch ihre geblähten Nüstern. Ich löste die verkrampften Finger vom Leder und strich ihr über den Hals, um uns beide zu beruhigen. Mein Puls raste nicht weniger als ihrer.
    Neél verdrehte die Augen, sagte aber nichts. Ich folgte ihm in Richtung der Häuser und atmete so langsam ich konnte, allerdings ließ sich mein Herz nicht dazu bringen, ruhiger zu schlagen. Meine Stute schwitzte und auch ich musste mir ständig die brennenden Handflächen an der Hose abwischen.
    »Reiß dich zusammen«, flüsterte ich noch einmal, aber diesmal meinte ich mehr mich selbst als das Pferd. Ich war in etlichen alten Häusern gewesen. Südwestlich der Stadt, wo unser Clangebiet lag, gab es keine Ruine, die ich nicht erkundet hatte. Selbst in alte Brunnenschächte hatten Matthial, Josh und ich uns abgeseilt, um zwischen den Skeletten von Katzen und anderem Unrat die Schätze zu finden, die die Menschen im Krieg vor den Percents gerettet hatten. Warum also machte mich diese alte Siedlung so nervös?
    Der Wind eilte zwischen den Ruinen umher. Als würde er ruhelos nach etwas suchen.
    Es sah ein wenig so aus wie in der Stadt. Straßen, schmale Gehsteige, Gullys, aus denen Flechten und Pilze hervorwuchsen. Vor den Häusern fanden sich Reste von Zäunen, wuchernde Hecken und vor einem stand sogar noch die ausgeschlachtete, rostige Karosse eines Automobils. Eine Ratte huschte darunter, zum Glück nur eine kleine. Fensterscheiben gab es nicht mehr. Jedes Gebäude starrte uns aus schwarzen, blinden Augen entgegen. Viele Mauern waren stark beschädigt. Ein Gebäude, das einmal ein Wohnhaus gewesen sein musste, reichte mir nur noch bis ans Knie. Ich sah auf Anhieb, dass hier keine Bomben gefallen waren. Nein, diese Häuser hatte man abgerissen und die Steine fortgetragen, um anderswo etwas auszubessern oder neu zu bauen. Die Percents - so hieß es in den Geschichten - hatten nach dem Krieg Hunderte von Häusern in Stücke schlagen lassen und die Menschen gezwungen, ihnen aus den Bruchstücken neue zu bauen. Percent-Häuser, mit dem Ziel, uns zu demonstrieren, was wir oder unser Eigentum ihnen wert waren.
    Ich musste an unsere Bücher denken, die sie verbrannten. An unsere Namen, die sie vernichteten, um sie für sich selbst zu beanspruchen. Ich biss mir auf die Lippe. Je länger ich das zerstörte Haus ansah, desto stärker wurde das Brennen in meinen Augen.
    »Solche Sachen tun mir leid.«
    Im ersten Moment wusste ich nicht, wo die leise Stimme herkam. »Was?«, fragte ich verwirrt und blickte zur Seite.
    Neél hatte sich die Zügelschlaufe um den Unterarm gehängt und die Arme vor der Brust verschränkt. Seine Stute zupfte ein paar Pflanzen.
    Er deutete mit dem Kinn auf das, was einmal ein Zuhause gewesen war. »Wir reißen keine Häuser mehr ab.«
    »Aber ihr zwingt uns, in die Stadt zu kommen und unsere Häuser draußen verfallen zu lassen.«
    »Joy -«
    »Nein, red nicht so. Sag nicht, es täte dir leid.« Ich musste blinzeln. »Du weißt gar nicht, wie das ist.« Ich drehte mich fort, bevor er etwas erwidern konnte, und zog mein Pferd zum nächsten Haus. Er folgte mir nicht.
    Ich hatte Besseres zu tun, als mir den Schwachsinn anzuhören, den der Percent von sich gab. Es war alles ihre Schuld, das durfte er nicht infrage stellen. Nein, nur nicht darüber nachdenken. Es gab Wichtigeres. Irgendwo musste ein Hinweis auf Menschen sein, den ich finden sollte, bevor der Percent es tat. Ich hatte Taubendreck auf einer Türschwelle und die Ratte gesehen. Wo diese Tiere sich tummelten, waren Menschen nicht weit. Sie konnten nicht alle weg sein. Sie durften nicht!
    Der Wind frischte auf und aus dem Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite drang ein pfeifendes Geräusch. Ich trat näher. Ungern, aber entschlossen. Von ein bisschen Furcht durfte ich mir meine Chancen nicht zunichtemachen lassen. Es war schlimm, wie schreckhaft ich in den letzten Wochen geworden war. Damit musste Schluss sein!
    Das Haus wirkte wie ein Toter mit tiefen Wunden im Gesicht. Das Dach war fort, nur ein paar Schindelscherben im Unkraut erinnerten an seine frühere Existenz. Die Tür fehlte, ebenso die Fensterläden und -scheiben. Selbst die Scharniere waren aus den Mauern gerissen worden; man

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