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dark canopy

Titel: dark canopy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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bemerken. Er sah sich hastig im Raum um und sein Mund wurde hart. »Willst du mit ihnen essen?«
    »Habe ich eine Alternative?«, hauchte ich zurück.
    »Iss mit mir. Sie werden dich hassen, aber -«
    »Zu spät.« Ich trat zurück und die Tür fiel mit einem Krachen hinter uns ins Schloss. Ich starrte Neél entgeistert an. »Was ist da los? Was haben die plötzlich gegen mich? Oder bin ich verrückt geworden und sehe Gespenster?«
    »Wenn, dann sehe ich sie auch. Findest du von hier aus allein zu unserem Zimmer?«
    »Neél! Wir sind den Weg gerade erst gegangen. Und nicht zum ersten Mal.«
    Er lachte. »Ich wollte doch nur fragen. Dann los. Ich komme nach, sobald ich weiß, was vor sich geht.« Sein Gesicht verdüsterte sich. »Ich ahne es schon.« Er eilte davon.
    • • •
    Keine zehn Minuten später saßen wir nebeneinander an seinem Schreibtisch, Neél auf der schmalen Seite meiner Bettkante, ich auf dem Stuhl. Ich fuhr mit dem Fingernagel einen Kratzer im Holz nach, während er in Leinen eingeschlagenes Brot, ein Fässchen Butter und ein zugeschraubtes Glas auspackte. Weiter unten in seinem Bündel hatte er ein Holzbrett und darunter ein Messer, eher gesagt einen Dolch, mit dem er das Brot in dicke Scheiben schnitt. Es war weich und hell im Inneren, mit ganzen Maiskörnern. Er ließ sich Zeit mit dem Aufschneiden und als er fertig war, strich er eine unanständig großzügige Menge Butter auf eine Scheibe.
    »Sie haben das mit den Pferden herausgekriegt«, sagte er und sah mich an.
    »Aber hallo. Ich vermute, sie fühlen sich benachteiligt?«
    »So könnte man es wohl nennen.« Er deutete auf das Brot.
    Mir war nicht nach Essen zumute, aber um nicht unhöflich zu sein, nahm ich mir eine Scheibe und dachte laut, während ich Butter daraufstrich. »Stehen den anderen Soldaten denn keine Pferde zur Verfügung?«
    »Die Pferde sind nicht das Problem. Nimm Salz, da muss unbedingt Salz drauf!«
    Ich beobachtete verwirrt, wie er ins Salzglas griff und mir etwas auf meine Brotscheibe streute. »Was ist dann das Problem?«
    »Es schmeckt nicht ohne Salz.«
    Ich konnte mir nicht helfen, aber er brachte mich damit zum Lachen.
    Neél kratzte sich an der Wange, dann fuhr er fort: »Die Passierscheine nach draußen sind nicht so leicht zu bekommen wie die Pferde. Ganz zu schweigen von den Waffen.«
    Mein Herz schlug nicht schneller, aber härter. »Waffen?«
    Er senkte den Blick und lächelte sein Brot mit solcher Versonnenheit an, als hätte er sich gerade in das Mischprodukt aus Maismehl, Mais, Wasser und Salz verliebt. »Ich habe welche besorgt. Es hat Vorteile, mit Graves befreundet zu sein. Du hättest schon früh genug davon erfahren. Früh genug, um ausreichend damit zu trainieren.«
    »Dir ist das wirklich ernst!«, entfuhr es mir. Dieser verrückte Percent wollte mich tatsächlich retten! Bisher hatte ich mir größte Mühe gegeben, jedes seiner Worte in diese Richtung anzuzweifeln, aber inzwischen misslang das auf ganzer Linie. Ich glaubte ihm.
    Er biss in sein Brot und sagte mit vollem Mund: »Wirklich. Du solltest dein Brot essen.«
    Ich tat es, um Zeit zu schinden, weil ich nicht wusste, was ich erwidern sollte. Man kann lesen und schreiben lernen, man kann lernen zu reiten und zu kämpfen und Pläne zu machen. Was man nicht lernen kann, ist, richtig auf jemanden zu reagieren, der das eigene Weltbild ins Schwanken bringt.
    »Das ist völliger Wahnsinn«, sagte ich schließlich.
    Er nickte fast begeistert. »Nicht wahr? Es gibt nichts, das besser schmeckt.«
    »Nicht das Brot, du Irrer!« Wobei ich zugeben musste, in meinem ganzen Leben noch nie etwas so Gutes gegessen zu haben. Es war buttrig, süß vom Mais, herzhaft vom Salz, fettig und absolut köstlich. Ich konnte es trotzdem nicht recht genießen. »Waffen«, flüsterte ich ehrfürchtig. »Heißt das, du schmuggelst damit?«
    Er schob Krümel mit den Fingern auf dem Tisch hin und her. »Wenn du es so nennen willst.«
    »Warum tust du das?«
    »Ich habe etwas gehört«, sagte er, ohne aufzuschauen. »Was die Soldaten nach dem Chivvy betrifft. Vor allem die Mädchen ...«
    »Mich.« Natürlich, denn außer mir traten keine Mädchen an.
    »Dich und die, die möglicherweise nach dir kommen.« Neél machte eine Pause, offenbar wusste er, was er mir sagen wollte, fand aber nicht die richtigen Worte. »Ich werde es dir zeigen. Es gibt noch mehr, das ich dir zeigen muss, aber nicht hier. Hab etwas Geduld.«
    Ich nickte, wenn auch widerwillig, und griff nach einer

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