Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)
Argon, während sich der Kreis der Soldaten immer enger um ihn zog. Dreiundzwanzig Schwerter waren auf ihn gerichtet, und dennoch blieb Argon gelassen, so als hätte er seinen letzten Trumpf noch nicht ausgespielt. Er öffnete seine Hände, und schneller, als irgendjemand reagieren konnte, sprangen ihm die beiden am Boden liegenden Schwerter in die Hände zurück. Er wirbelte herum, und im nächsten Moment spürte Katara die scharfe Klinge ihres eigenen Schwertes an ihrer Kehle.
«Keinen Schritt weiter, oder sie stirbt!», rief Argon. Die Soldaten blieben ruckartig stehen. Das eine Schwert auf Katara, das andere zu seiner eigenen Verteidigung willkürlich auf ein paar Männer der Sicherheitsgarde gerichtet, zeigte Argon noch immer keinerlei Furcht.
«Was wisst Ihr über mich?», fragte Katara.
«Was alle Propheten wissen», antwortete er einfach.
«Sagt es mir!»
«Ist irgendwie gerade ein schlechter Zeitpunkt», meinte Argon und deutete mit den Augen auf die Sicherheitsgarde. «Ich sollte jetzt besser gehen.»
Ohne weitere Erklärung berührte er mit der Spitze des zweiten Schwertes den Boden, und im selben Moment wurden die Soldaten entwaffnet und ihre Schwerter sammelten sich sternförmig an der Spitze seines Schwerts wie an einem Magneten. Katara sperrte die Augen auf. Argon riss das Schwert wieder hoch, und alle Schwerter schossen gleichzeitig mit ihm in die Höhe, als wären sie mit ihm verbunden. Dirigiert von seinem Schwert, wirbelten sie herum und blieben, die Klingen auf deren Kehlen gerichtet, vor den verblüfften Soldaten in der Luft hängen. Einige Schaulustige, die den ungewöhnlichen Kampf bis jetzt interessiert verfolgt hatten, stoben panikartig auseinander. Die Soldaten, von ihren eigenen Schwertern in Schach gehalten, wagten nicht, sich von der Stelle zu rühren. Mangol und Goran saßen starr im Sattel. Katara sah Argon mit offenem Mund an. Ihre Blicke kreuzten sich.
«Ich glaube an Euch», sagte Argon und lächelte sie an, «vergesst nicht, wer Ihr seid.»
Mit diesen Worten ließ er beide Schwerter los, die dreiundzwanzig Schwerter der Sicherheitsgarde fielen klirrend zu Boden – und Argon war verschwunden.
53
«Da vorne muss es sein!», rief Sihana und beschleunigte ihren Schritt.
Zwei Steinwürfe von ihnen entfernt tauchte ein einsamer, mächtiger Baum aus dem Nebel auf, und dahinter stand ein kleines Häuschen mit Strohdach.
Es war um die Mittagszeit. Vier Stunden hatten die Freunde gebraucht, um über den Cardona-See zu segeln. Dann waren sie zu Fuß weitergegangen und dem Fluss am nördlichen Ufer stromaufwärts gefolgt, wie Andora es ihnen gesagt hatte. Nach einem relativ kurzen Marsch erreichten sie das Haus und klopften an die Tür. Im Innern des Häuschens waren schlurfende Schritte zu hören, dann wurde die Tür einen Spalt aufgezogen und eine ältere Frau streckte ihren Kopf heraus.
«Ja?», sagte sie und musterte die Jugendlichen argwöhnisch. Sie wirkte müde und hatte rote, wässrige Augen.
«Wir suchen einen Mann namens Einbein», übernahm Miro die Wortführung. «Es wurde uns gesagt, er wohne hier.»
Die Frau seufzte. «Nicht mehr», sagte sie und wollte die Tür eben wieder schließen, als Sihana rasch einwarf:
«Wo können wir ihn finden?»
«Geht vier Meilen weiter», sagte die Frau, und ihre Stimme klang traurig und schwer, «bis ihr den Wegweiser nach Mizbarh seht. Ist ein kleines Dorf, bin lange nicht dort gewesen. Geht nicht in das Dorf hinein, sondern folgt dem Sträßchen auf den Hügel. Dort findet ihr ihn.»
Wieder wollte sie die Tür schließen, und diesmal war es Aliyah, die sie daran hinderte.
«Wartet. Woran erkennen wir ihn?»
«Auf dem Hügel bleibt niemand unerkannt», antwortete die Frau dumpf. Und damit zog sie endgültig die Tür zu und ließ die Jugendlichen draußen stehen.
«Auch Euch noch einen schönen Tag», sagte Sihana höflich zur verschlossenen Tür.
«Also nochmals eine gute Stunde Fußmarsch», stellte Miro fest.
«Tja», meinte Joash. «Wenn das so ist, Leute, schlage ich vor, wir gönnen uns erst mal einen Happen zu essen.»
Dagegen hatte niemand etwas einzuwenden, und so suchten sie sich ein nettes Plätzchen am steinigen Flussufer und packten ihre Vorräte aus. Miro machte es sich auf einem flachen Felsen bequem, und Nayati sprang hinter ihm her und setzte sich neben ihn.
Wie kommt es, dass nur ich dich hören kann?, fragte Miro den weißen Wolf, während er ihm ein Stück Trockenfleisch zuwarf und ein Stück Käse in
Weitere Kostenlose Bücher