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Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Titel: Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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ein Fladenbrot drückte.
    Dein Gehirn ist ein wundersames Kunstwerk, mein Junge, das mit einer unglaublichen Präzision und Geschwindigkeit Daten zu verarbeiten vermag, wofür andere Menschen Tage, ja sogar Monate brauchen würden. Du bist in der Lage – wie soll ich es am besten formulieren –, Impulse aufzufangen und Signale zu senden, die weit über den visuellen und akustischen Bereich hinausgehen. Deswegen kannst du meine Gedanken hören und mit mir reden.
    Miro war einigermaßen überrascht.
    Heißt das, ich könnte auch die Gedanken von Menschen hören?
    Gedanken zu hören ist nur ein Bruchteil deines Talents, erklärte ihm Nayati mit der Stimme eines weisen Gelehrten. Du bist viel stärker, als du denkst, mein Junge. Deinem Geist sind Möglichkeiten gegeben, die unsereinem verwehrt bleiben.
    Was für Möglichkeiten?, fragte Miro neugierig.
    Nayati sagte es ihm, und Miro hörte ihm fassungslos zu.
    Das könnte ich wirklich tun? Ohne Witz?
    Wenn du nur genug Glauben hättest, mein Junge, könntest du unglaubliche Dinge tun. Aber da du dazu neigst, an allem zu zweifeln, was du nicht mit dem Verstand begreifen kannst, wird es wohl – sagen wir mal – noch ein Weilchen dauern, bis du so weit bist.
    Miro nahm einen Bissen von seinem Brot und dachte angestrengt über das Gehörte nach. Warum hast du eigentlich nicht früher begonnen, mit mir zu reden?
    Nun, mein Junge, ich hab immer wieder versucht, zu dir durchzudringen. Aber du hast mich sehr hartnäckig abgeblockt, antwortete Nayati.
    Ich hab dich abgeblockt?, wunderte sich Miro.
    Nicht bewusst, aber du hast es getan. Das hatte nichts mit deiner Gabe an sich zu tun, sondern vielmehr mit deiner Herzenshaltung. Das herablassende Funkeln in deinen Augen – um nur ein Beispiel zu nennen – ist mir nicht entgangen, als die andern sich lieber auf meinen ausgeprägten Spürsinn verließen als auf deine Blümchenberechnungen. Du hast den Gedanken nicht ertragen, dass ein Wolf dir an Intelligenz überlegen sein könnte – wenn ich das mal so ausdrücken darf.
    Ich hab kein Problem mit deiner Intelligenz, verteidigte sich Miro, und mit unschuldiger Miene fügte er hinzu: Und ich hab dich nicht herablassend angefunkelt.
    Nayati legte den Kopf schief und sah Miro an wie ein Lehrmeister seinen Schüler, wenn er ihn beim Abschreiben erwischt. Junge, Junge, hältst du mich wirklich für so naiv? Ich weiß um deinen Immer-alles-besser-wissen-wollen-Komplex. Deswegen kam ich auch nie zu dir durch. Du hast – wie soll ich es am besten beschreiben? – eine Mauer aus Überheblichkeit und Stolz um dein Herz aufgebaut. Es war unmöglich, eine Verbindung mit dir aufzunehmen. Jedenfalls bis heute Morgen. Da war der Widerstand plötzlich weg. Dein Geist ist sanfter geworden.
    Miro runzelte die Stirn. Was bist du eigentlich, Nayati? Ein Prophet in Wolfsgestalt?
    Nayati schmunzelte. Ich bin ein Mirin-Wolf, aber das weißt du ja bereits.
    Ja, und ich weiß zufällig auch, dass Mirin-Wölfe seit der großen Nebelkatastrophe ausgestorben sind, sagte Miro knapp und trank einen Schluck abgekochtes Wasser aus seinem Trinkschlauch.
    Siehst du? Das ist es, was ich meine mit dem Immer-alles-besserwissen-wollen-Komplex. Ich müsste es wohl am besten wissen, wenn ich ausgestorben wäre, meinst du nicht?
    Dann bist du der Letzte deiner Art?, fragte Miro.
    Vielleicht, antwortete Nayati, und Miro hörte einen feinen Klang von Melancholie in seiner Stimme. Alles, was ich weiß, ist, dass ich anders bin als die anderen Mirin-Wölfe.
    Wie anders?
    Anders eben. Mein Rudel hat mich schon vor Jahren verstoßen, weil sie nichts mit mir anfangen konnten. Sie sagten, ich wäre – wie haben sie es ausgedrückt? – seltsam. Und so streunte ich fortan als einsamer Wolf durchs Mirin-Tal. Ich jagte alleine, fraß alleine und verkroch mich oft tagelang in meiner Höhle, weil ich nicht die geringste Motivation hatte, nach draußen zu gehen. Ich sehnte mich nach der Gemeinschaft mit anderen Wölfen, aber sie wichen mir aus, wollten nichts mit mir zu tun haben.
    Das tut mir leid, Nayati, antwortete Miro mitfühlend.
    Mir auch, seufzte der weiße Wolf und legte den Kopf auf seine Pfoten. Mir auch.
    Und wie ging es weiter?, fragte Miro, als Nayati eine Weile trübselig vor sich hingestarrt hatte. Wie bist du nach Dark City gekommen?
    Nayati richtete sich wieder auf und erzählte weiter. Eines Tages hatte ich dieses starke Empfinden, dass ich weggehen sollte. Es war mehr als nur Instinkt. Ich wusste einfach, dass

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