Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Titel: Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
Vom Netzwerk:
schätze, er ist erst vor wenigen Tagen verstorben, der lockeren Erde nach zu urteilen.»
    «Das erklärt wenigstens, warum die Frau so kurz angebunden war», stellte Sihana fest. «Sie war in Trauer um ihren Mann.»
    «Und kann mir mal jemand verklickern, wie wir jetzt die Karte finden sollen?», überlegte Joash.
    «Keine Ahnung», sagte Miro. «Wir sind zu spät gekommen.»
    Eine Weile blieben sie entmutigt und ratlos am Grab stehen.
    «Vielleicht weiß seine Frau, wo die Karte ist», mutmaßte Aliyah. «Wir könnten zurückgehen und sie fragen.»
    Keine gute Idee, meldete sich Nayati zu Wort. Wir würden zu viel Zeit verlieren. Drakars Soldaten rücken immer näher.
    Und was sollen wir deiner Meinung nach tun?, fragte ihn Miro.
    Nun, kombinierte Nayati mit weiser Miene, wenn ich mich recht erinnere, so sagte Andora, wir sollten nach einem Mann namens Einbein fragen. Die Karte wäre bei ihm. So sagte sie es, richtig?
    Richtig, sagte Miro, sie vergaß bloß zu erwähnen, dass Einbein unglücklicherweise zehn Fuß unter der Erde liegt. Also, worauf willst du hinaus?
    Ich dachte, du wärst der Schlauere von uns beiden. Verstehst du denn noch immer nicht? Sie sagte nicht, er hätte die Karte irgendwo versteckt. Sie sagte: Die Karte ist bei ihm.
    «Du meinst …», murmelte Miro, und es fuhr ihm kalt den Rücken hinunter bei diesem Gedanken. «Hör auf, das glaube ich nicht.»
    «Was hat er gesagt?», fragte Joash.
    «Nichts. Gar nichts», wich Miro aus, aber alle wussten, dass er nicht die Wahrheit sagte.
    «Nur weil du seine Gedanken hören kannst, brauchst du nicht alles für dich zu behalten», sagte Aliyah verdrossen, da sie noch immer nicht ganz verdaut hatte, dass Nayati ausgerechnet mit Miro kommunizierte.
    «Also gut», gab sich Miro geschlagen, «aber es wird euch nicht gefallen.»
    «Jetzt mach’s nicht so spannend», sagte Sihana ungeduldig.
    Miro zog den Mund schief. «Er denkt, die Karte könnte in Einbeins Grab sein.»
    «In seinem Grab?!», riefen Aliyah und Sihana gleichzeitig aus.
    «Ja, in seinem Grab», seufzte Miro und machte eine bedeutsame Pause. «Andora sagte, die Karte sei bei ihm. Und wenn die Karte wirklich bei ihm ist, dann bedeutet das eigentlich nur eines …»
    «Graben», vervollständigte Joash den Satz.
    Totenstille machte sich breit. Jeder versuchte das, was soeben gesagt wurde, irgendwie zu verdrängen. Vielsagende Blicke wurden getauscht. Aliyah knetete nervös ihre Finger, Sihana hatte das Gefühl, ihr Herz würde gleich aufhören zu schlagen. Auch Miro war etwas bleich um die Nase. Der Einzige, dem das Ganze nichts auszumachen schien, war Joash.
    «Ey, da hinten liegen ein paar Spaten und Hacken», sagte er unbekümmert. «Wir fangen am besten gleich an. Könnte eine Weile dauern, je nachdem, wie tief unser Freund unter der Erde liegt.»
    Sihana schüttelte energisch den Kopf. «Wir können doch nicht einfach …»
    «Seine Leiche ausgraben?», fragte Joash. «Warum nicht, Leuchtkäfer?»
    «Ich grab keine Leiche aus, das könnt ihr gleich vergessen!», winkte Sihana angeekelt ab, und ihre Armreife klimperten dabei wild.
    «Hast du etwa Angst?», grunzte Joash.
    «Nein, aber … so was tut man einfach nicht.»
    «Da kann ich mich nur anschließen», pflichtete ihr Aliyah bei. Allein die Vorstellung ließ ihr die Haare zu Berge stehen. «Und überhaupt: Vielleicht ist die Karte ja ganz woanders.»
    «Vielleicht ist sie aber auch in seinem Sarg, ey», sagte Joash. «Was meinst du, Hirn?»
    «Ich … ich denke», stammelte Miro verlegen und eierte herum. «Na ja, nicht dass ich begeistert wäre von der Idee, auf einem Friedhof einen Toten auszugraben, und unter normalen Umständen würde ich so was auch niemals tun, das dürft ihr mir glauben, aber wenn wir herausfinden wollen, ob die Karte wirklich bei ihm ist, dann fürchte ich … ich meine, dann bleibt uns nichts anderes übrig …»
    «… als zu graben», brummte Joash und knackte mit seinen Knöcheln. «Ich hol dann mal die Schaufeln der Totengräber. Vielleicht könnt ihr euch ja irgendwie einigen, bis ich zurück bin.»
    Gesagt, getan. Joash stapfte davon, und keine Minute später kam er mit Spaten und Hacken über der Schulter und einer leeren Kerzenlaterne in der rechten Hand zurück und drückte jedem ungefragt ein Werkzeug in die Hand. Murrend, widerwillig und mit einem mulmigen Gefühl im Magen machten sich die Jugendlichen an die Arbeit.

55
    Ein paar schwarze Krähen hatten sich auf einem der Bäume niedergelassen,

Weitere Kostenlose Bücher