Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)
wollt ihr gehen?», fragte Joash. «Es ist euch hoffentlich klar, dass sie nach uns suchen werden. Wahrscheinlich reitet gerade jetzt ein Trupp über die Zugbrücke, um die Verfolgung aufzunehmen. Könnte übel werden, Mann. Ich sag’s euch.»
«Wir müssen irgendeinen Unterschlupf finden», überlegte Miro, «wenigstens für den Rest der Nacht.»
«Aber wo sollen wir denn hin?», fragte Ephrion. «Kennt sich irgendjemand hier aus?»
«Wuff! Wuff!», machte Nayati und begann wie auf Kommando aufgeregt zwischen den Jugendlichen hin und her zu trippeln. Dann rannte er ein Stück weit weg, kam zurück, sah sie auffordernd an, bellte, drehte sich um die eigene Achse und rannte wieder weg.
«Wir sollten ihm folgen», sagte Ephrion. «Bestimmt wird er uns zu einem Versteck führen, wo wir in Sicherheit sind.»
«Moment, Moment», winkte Joash ab und zog eine Augenbraue hoch. «Das ist jetzt nicht euer Ernst, ey? Wir sollen einem Wolf folgen? Er wird uns in eine Falle locken, Mann.»
«Nayati hat uns noch nie in die Irre geführt», widersprach ihm Aliyah. «Er weiß genau, was er tut.»
«Du musst es ja wissen, Kleine», brummte der Bursche mit den Filzlocken misstrauisch und hob die Hände. «Ich hab bloß keine Lust, von seinem Wolfsrudel als Nachtisch verspeist zu werden.»
«Keine Sorge, die Mirin-Wölfe sind längst ausgestorben», versicherte ihm Aliyah schmunzelnd, «außer Nayati natürlich. Er ist ein besonderer Wolf.»
«Aha», machte Joash nur und schüttelte verständnislos seine Mähne. «Ihr seid voll durchgeknallt, Mann. Wisst ihr das eigentlich?»
«Dann lasst uns gehen, bevor wir der Sicherheitsgarde über den Weg laufen», meinte Miro und sprang vom Brunnenrand.
Nayati bellte noch einmal und wartete hechelnd und ungeduldig, bis die Jugendlichen ihm folgten. Dann drehte er sich um und trabte zielstrebig in den Nebel hinein.
57
Sie folgten dem Wolf auf ein verlassenes Feld, und plötzlich tauchten unmittelbar vor ihnen die Umrisse einer Kutsche auf, das Schnauben von Pferdenüstern war zu vernehmen. Zwei große Männer in schwarzen Anzügen standen in strammer Haltung davor und begrüßten die Jugendlichen mit einem leichten Kopfnicken, als hätten sie sie bereits erwartet. Mit dieser Begegnung hatte nun wirklich keiner von ihnen gerechnet.
«Zwei der Vierlinge», murmelte Miro. «Aber woher wussten die …»
«Ihr kennt die Brüder?», fragte Joash misstrauisch und verlangsamte seinen Schritt. «Wer sind die Typen?»
Nayati kläffte freudig und ging hechelnd und schwanzwedelnd auf die beiden zu. Der eine hatte einen Ring in seiner Unterlippe, der andere in seiner Augenbraue. Doch an ihre Namen konnten sich die Jugendlichen beim besten Willen nicht mehr erinnern. Der mit dem Lippenring nickte ihnen zu und bedeutete ihnen, näher zu kommen.
«Wohin soll die Reise diesmal gehen?», fragte Miro. «Zurück zum Haus der Alten?»
Anstelle einer Antwort öffnete der Hüne die Tür der Kutsche, und Nayati sprang bedenkenlos hinein, streckte seinen Kopf wieder heraus und bellte abenteuerlustig. Aliyah und Miro folgten dem Wolf; Joash musterte die Kutsche und die beiden schweigsamen Fremden eingehend und nickte beeindruckt.
«Die Sache wird ja cooler und cooler.»
Dann stieg auch er in die Kutsche, gefolgt von Ephrion, der noch immer mit den Schmerzen in seinen Beinen zu kämpfen hatte und sich alle Mühe gab, nicht zu stark zu hinken. Als er an den beiden blonden Männern vorbeiging, konnte er es sich nicht verkneifen, sie anzusprechen.
«Könnt ihr nicht wenigstens hallo sagen oder so was in der Art? Taucht einfach hier draußen im Nirgendwo auf und sagt kein Wort. Hmm … hallo?»
Keine Antwort. «Ich sagte hallo!?» Als die beiden jungen Männer weiterhin beharrlich schwiegen, stieg er schließlich achselzuckend in die Kutsche, drehte sich aber nochmals um und meinte mit erhobenem Zeigefinger: «Ach … äh … ich hätte da nur noch eine scheue Frage, bevor wir losfahren: Hat euch die Prophetin ein paar neue Schokolade-Zimt-Kekse für uns mitgegeben? Unser Proviant ist nämlich alle, und ich dachte mir …»
Anstatt ihm zu antworten, verschlossen die beiden die Tür und verdunkelten die Kabine, indem sie auf jeder Seite der Kutsche einen dunklen Stoff über die Fenster fallen ließen.
«Alles klar», murmelte Ephrion. «War auch nur eine Frage.»
Die Kutsche setzte sich ratternd in Bewegung, und die holprige Fahrt begann.
«Könnte mir vielleicht jemand verklickern, was genau wir hier
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