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Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Titel: Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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geschah es. Bewegung kam in die hängenden Schultern Isabellas. Ja, wie auf ein Zeichen hin begann sie sich aufzurichten. Jetzt waren es Yolanda und Xenia, die einen Schritt nach hinten machten. In Zeitlupe hob die Alte ihren Kopf. Der Soldat erstarrte.
    «Bloß nicht», murmelte er. Dann packte er Katara an den Schultern, um sie gewaltsam vom Gitter wegzuzerren. «Wir müssen weg hier!», sagte er. «Katara! Lasst endlich los! Wir haben keine Zeit mehr! Schnell!»
    Katara hielt sich eisern an den Stäben fest, als wäre sie mit ihnen verschmolzen. Immer höher hob die Hexe ihren Kopf, und Einar wurde immer unruhiger.
    «Katara, Ihr könnt nicht hierbleiben! Begreift Ihr denn nicht? Es ist eine Falle! Kommt weg, ehe es zu spät ist!» Er warf einen Blick auf die Hexe und schluckte. Jetzt stand sie aufrecht dort, majestätisch und furchteinflößend zugleich. Nur die Falten in ihrem Gesicht verrieten ihr hohes Alter. Ihre Haltung jedoch war gestrafft wie die Sehne eines gespannten Bogens. Und die Alte schien genau zu wissen, wer ihre Beute sein würde.
    Der muskulöse Soldat war bleich wie ein Leintuch geworden, als er sie dort stehen sah.
    «Ihr seid verloren», hauchte er Katara zu. «Bitte tut Euch das nicht an!»
    «Katara!», kreischten die Mädchen. «Beeil dich! Katara!»
    Jetzt war die Hexe im Begriff, ihre Augen zu öffnen.
    «Nicht!», rief Einar. «Schützt Eure Augen!» Er wirbelte herum, packte Xenia und Yolanda mit je einer Hand und zerrte die Mädchen kurzerhand mit sich fort. Sie liefen und stolperten mit den beiden Fackeln, als wäre der Teufel hinter ihnen her.
    Katara blieb alleine in der Dunkelheit zurück, ihre Hände am Gitter festgekrallt, ihren Blick wie magnetisiert auf die Hexe gerichtet. Man hörte das Klirren von Isabellas Ketten. Dann wurden beide von der Finsternis verschluckt.
    Erst nach etlichen Armspannen ließ Einar die Mädchen los, und sie schauten zurück. Doch es war nichts mehr zu sehen. Sowohl die Hexe wie auch Katara waren in der Schwärze der Höhle verschwunden.
    «Katara!», rief Xenia in die Dunkelheit hinein.
    Keine Antwort.
    «Ich habe sie gewarnt», brummte der Soldat. «Habe ich sie nicht gewarnt?»
    «Wir müssen ihr helfen!», sagte Yolanda verzweifelt.
    «Das können wir nicht mehr», murmelte Einar nüchtern.
    «Aber wir können doch nicht einfach hier stehen und nichts tun!»
    «Es bleibt uns nichts anderes übrig», entgegnete Einar schwach. «Wir können nur hoffen, dass sie keinen Schaden nimmt.»
    Und dann lauschten sie. Es war still, zu still. Kein Schrei, kein Hilferuf. Nichts war zu hören, nur das leise Geräusch von fallenden Wassertropfen. Und das machte die Stille noch unerträglicher. Etwas war geschehen. Etwas Furchtbares musste dort in der Finsternis geschehen sein, als Katara alleine mit der Hexe zurückblieb.
    Xenia und Yolanda hielten sich an den Händen fest, während sie dort standen und warteten. Es waren nur wenige Sekunden, doch sie kamen ihnen wie Stunden vor. Endlich wagte es Einar zögernd, zu Isabellas Zelle zurückzukehren und nachzusehen, was mit dem Mädchen passiert war.
    Katara war auf den Boden gesunken. Ihre Hände waren noch immer am Gitter festgekrallt. Dort kniete sie. Wie in Trance. Mit aschfahlem Gesicht. Stumm. Unfähig, sich von der Stelle zu rühren.
    «Kommt», sagte der Soldat und half ihr beim Aufstehen. Sie ließ es wortlos mit sich geschehen. Einar warf einen letzten Blick zurück in die Zelle. Die Alte hing mit vornüber gebeugtem Kopf an der Felswand wie zuvor. Ihr Körper warf einen riesenhaften Schatten an den Felsen, der im Schein der Fackel hin und her zuckte.
    «Morgen seid Ihr tot!», zischte der Soldat im Weggehen. «Morgen ist alles vorbei.»
    Und da glaubte er hinter sich ein leises, scharrendes Lachen zu hören.

8
    Sie setzten Katara auf die Stufen der Treppe, und der Soldat brachte ihr etwas Wasser. Doch sie weigerte sich zu trinken. Sie saß nur da, ohne jemanden anzusehen. Ihren Blick hatte sie ins Leere gerichtet.
    «Katara, was ist geschehen?», fragte Yolanda besorgt und kniete neben ihr nieder.
    «Mir ist schwindlig», murmelte Katara.
    «Trinkt!», forderte sie Einar auf und streckte ihr den Becher mit Wasser hin. Sie beachtete ihn nicht, atmete schwer, fuhr sich mit zittrigen Händen übers Gesicht. Ihr Blick war apathisch, ihre Augen weit aufgerissen, die Pupillen waren auf zwei kleine schwarze Punkte zusammengeschrumpft und viel zu klein für die Dunkelheit, die sie umgab.
    «Hat sie dir etwas

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