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Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Titel: Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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Energie und war deshalb lediglich in geringen, den Reichen vorbehaltenen Mengen verfügbar. Es gab zwar Mehl, aber die Kochkerzen reichten zum Brotbacken nicht aus. Deswegen waren die Menschen so wild hinter dem Zuckerbrot her, sie selbst konnten ja in den winzigen Backöfen, die mit Kerzen gerade noch betrieben werden konnten, nur noch dünne Fladen machen.
    Nach dem Tod Drakars des Ersten übernahm sein Sohn Drakar der Zweite die komplexe Produktion des synthetischen Lichts, und damit regierte er nicht nur über einen Stadtstaat, er regierte auch über das Kostbarste, was es in Dark City gab:
    Licht.

13
    Veolicht wurde zu einer Art Statussymbol. Wer sein Haus mit Veolicht beleuchten konnte, gehörte zur reichen Elite. Der größte Teil der Bevölkerung musste sich mit Kerzen begnügen. Obwohl viele in einer von Drakars Veolicht-Fabriken arbeiteten, reichte der Lohn kaum fürs Nötigste, geschweige denn dazu, Veolicht zu kaufen. Dafür schenkte Drakar jeder minderbemittelten Familie alle drei Monate sechs Kerzen, und einmal die Woche ließ er an gewissen Straßenecken gratis Brot verteilen.
    Miro war weder auf das eine noch das andere angewiesen. Seine Familie zählte zu den allerreichsten in Dark City. Obwohl seine Eltern geschieden waren und seine Mutter das Sorgerecht beansprucht hatte, war Miro bei seinem Vater geblieben. Sie lebten in einer Villa am Stadtrand, Miro hatte seinen eigenen Butler und besuchte eine Eliteschule, die ihn auf die große Aufgabe vorbereitete, die ihn in ein paar Jahren erwartete: nämlich den gesamten Konzern seines Vaters zu übernehmen. Eine große Herausforderung, doch Miro liebte Herausforderungen. Und er war überzeugt, dass die Aufgabe durchaus dem Niveau seiner Intelligenz angemessen war.
    Der Kutscher bog in eine enge Gasse ein, und beinahe hätte er eine Katze überfahren, die plötzlich von der Seite in die Straße hineinsprang. Er wich aus und fuhr in ein Schlagloch. Irgendwie hatte Miro den Eindruck, dass sie nichts weiter taten, als im Kreis herumzufahren.
    «Bora, seid Ihr sicher, dass Ihr Euch nicht verfahren habt?»
    Bora antwortete nicht und wich dem nächsten Schlagloch aus.
    «Wir müssten längst das Stadion sehen. Ihr kurvt schon eine Ewigkeit in diesen düsteren Gassen herum, wie mir scheint.»
    Das nächste Schlagloch war fast so breit wie die Straße und gefüllt mit einer schmierigen schwarzen Flüssigkeit. Es holperte und spritzte nach allen Seiten, als sie hindurchfuhren.
    «Im Übrigen wird es meinem Vater sehr missfallen, wenn seine Kutsche aussieht, als hätte sie ein Schlammbad genommen. Es ist wirklich an der Zeit, dass Ihr einen Weg aus diesem Labyrinth findet. Wir verpassen noch die Hexenverbrennung. Hört Ihr mir überhaupt zu, Bora?»
    Obwohl Miro während der ganzen Fahrt mit dem Kutscher geredet hatte, fiel ihm erst jetzt auf, wie schweigsam der Mann heute war. Nicht einmal das übliche «Jawohl, Sir» oder «Nein, Sir» gab er von sich. Er blickte nur stur geradeaus, die Mütze tief in die Stirn gezogen, und bog mal scharf nach links, dann wieder nach rechts ab, ohne dass der von ihm gewählte Weg irgendeine Logik hatte. Ja, es schien eher, als würden sie sich mehr und mehr vom Stadtzentrum entfernen, und das in einem rasenden Tempo. Als Bora die nächste Kurve so haarscharf schnitt, dass die Kutsche gefährlich ins Schwanken kam, wusste Miro nicht mehr, was er denken sollte.
    «Bora? Was soll das? Ihr fahrt heute wie ein Henker!» Noch immer kam keine Antwort. «Habt Ihr Wachs in den Ohren? Hey! Das ist bestimmt nicht der Weg zum Stadion!»
    Der Mann gab keine Antwort. Miro kniff die Augen leicht zusammen und betrachtete ihn kritisch von hinten. Erst jetzt fiel ihm auf, dass der Kutscher irgendwie größer wirkte als sonst.
    «Bora?»
    In diesem Moment schloss sich der Schieber zwischen Miro und seinem Kutscher, und da erst kapierte der Achtzehnjährige, was hier wirklich gespielt wurde.
    Ich werde entführt!, schoss es ihm durch den Kopf. Es lief ihm kalt den Rücken hinunter. Für ein paar Sekunden saß er wie versteinert auf seinem ledernen Sitz. Er drückte auf den Knopf, um den Schieber wieder zu öffnen, doch er reagierte nicht. Er versuchte auf dieselbe Art, die Tür aufzubekommen, doch auch hier versagte die Technik aus ihm unerfindlichen Gründen. In einem Akt der Verzweiflung hechtete er zur Tür und versuchte, die Verriegelung von Hand zu öffnen, doch es ging nicht. Er saß fest.
    «Lasst mich sofort raus hier!», rief Miro in

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