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Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Titel: Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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von uns?

25
    Drakar umrundete den Scheiterhaufen, übergab den Streitwagen einem Diener, während er selbst von den beiden Fahnenträgern auf die Tribüne eskortiert wurde, wo er sich auf seinem Ehrenplatz niederließ. Zu seiner Rechten befanden sich allerlei edle Damen und Herren, Adlige und wohlhabende Bürger, die in irgendeiner engeren Beziehung zu König Drakar standen. Zu seiner Linken saß eine verhutzelte Frau mit zwei kleinen Jungen. Sie passten irgendwie nicht in das Bild von Reichtum und Macht. Sie waren ärmlich gekleidet, ihre Schultern gebeugt. Die Frau wirkte müde. Die Kinder sahen hungrig und bedrückt aus, ihre Augen grau und leblos. Sie wirkten beinahe etwas verloren inmitten der vornehmen Gesellschaft mit ihren hoch getragenen Nasen und prunkvollen Kleidern.
    Zwei besonders aufgetakelte Damen tuschelten hinter vorgehaltener Hand fast ununterbrochen, und ihre abschätzigen Blicke in Richtung der drei schmutzigen Gestalten waren nicht zu übersehen. König Drakar lächelte der Frau und deren Knaben indessen höflich zu, bevor er sich neben sie setzte. Ein zusätzlich starker Händedruck in demütiger Haltung unterstrich die Wichtigkeit ihrer Präsenz.
    «Dark City steht tief in Eurer Schuld», sagte Drakar, während er sich zu ihnen hinüberbeugte. «Ihr habt Mut bewiesen und Tapferkeit. Heute sollt Ihr als Heldin gefeiert werden.»
    Die Frau strich sich eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht und lächelte schwach. «Eure Hoheit», sagte sie, ohne den Blick zu heben, «ist es möglich, dass wir es schon heute erhalten? Wir brauchen es so dringend.»
    «Was meint Ihr?», fragte der König etwas abwesend.
    «Das Licht», antwortete sie. «Wir brauchen Licht.»
    Drakar gab einem der schwarzen Ritter mit dem Kopf ein Zeichen, damit das Programm weiterlief. Der König wechselte ein paar Worte mit dem Gast zu seiner Rechten, dann wandte er sich wieder der in Lumpen gehüllten Frau zu.
    «Wie war Eure Bitte doch gleich?»
    «Das Licht, Eure Hoheit», wiederholte die Frau, «Ihr habt gesagt, Ihr würdet uns Licht geben.»
    «Ach ja, Licht», nickte Drakar und lächelte. «Natürlich. Ich werde mich darum kümmern.»
    Das Gesicht der Frau hellte sich auf.
    «Vielen Dank, Eure Hoheit», murmelte sie und verbeugte sich ehrfurchtsvoll, «Ihr wisst nicht, was das für uns bedeutet.»
    Der König machte mit dem rechten Handschuh eine Bewegung, als würde er eine Fliege verscheuchen. Im selben Moment trat einer seiner Diener vor, und Drakar gab ihm eine Anweisung, worauf der Bursche sich verneigte und davontrabte.
    «Die Kerzen werden Euch noch heute ins Haus geliefert», sagte er, während seine Augen bereits auf das Geschehen in der Arena fixiert waren.
    Die Frau lächelte dankbar und verbeugte sich nochmals. «Eure Hoheit, Ihr habt unser Leben gerettet», sagte sie und wischte sich mit dem Handrücken eine Träne der Rührung aus dem Gesicht. «Danke», flüsterte sie, von tiefster Emotion erfüllt. «Tausend Dank, Eure Hoheit.»

    Erst jetzt bemerkte Miro, dass noch jemand im Raum war. Es war eine Frau, eine alte Frau, und ihre Erscheinung war mysteriös und geheimnisumwittert. Ihr Alter war schwer zu schätzen. Vielleicht war sie fünfzig, genauso gut konnte sie aber auch hundert Jahre alt sein. Sie war eine mollige Frau mit sehr dunkler Hautfarbe und langem, widerspenstigem grauen Haar, das sie sich kunstvoll im Nacken verknotet hatte. Einzelne gewellte Strähnen fielen ihr ins Gesicht. An ihren Händen trug sie verschiedene Ringe und um ihren Hals mehrere lange Ketten aus Holzperlen.
    Ihre Bewegungen waren langsam, aber durchaus elegant. Sie trug eine geblümte Kochschürze über einem bunten Rock und schlurfte mit ihren Pantoffeln gemächlich in der Küche umher. Sie wirkte sehr beschäftigt und gleichzeitig äußerst gelassen und ausgeglichen, als gäbe es nichts in dieser Welt, das sie aus der Fassung bringen könnte. Seltsamerweise schien sie keine Notiz von den vier Jugendlichen zu nehmen und werkelte in aller Seelenruhe in ihrer Küche herum. Die Luft war erfüllt von einem süßen Duft nach frischgebackenen Keksen.
    «Ich glaube, sie sind bald fertig», sagte die alte Frau, während sie sich umständlich bückte, um in den kleinen, mit Kerzen geheizten Ofen zu blicken, der in der Ecke stand. Dann zündete sie in aller Ruhe die neun Dochte einer Kerze an, füllte eine Teekanne mit Wasser und hängte den Topf in die Vorrichtung über der Kochkerze. Dann drehte sie sich um und stieß dabei mit dem

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