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Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Titel: Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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Katara gefährlich. Sie hatte das Überraschungsmoment geschickt genutzt, um sich aufzurichten und beschützend vor Ephrion zu stellen. Obwohl sie ihre Füße nicht bewegen konnte, stand sie mit ausgestreckten Armen da, bereit, sich und Ephrion mit der Scherbe zu verteidigen, solange es irgend möglich war. Lauernd wie eine Katze folgte sie mit der Glasscherbe jeder Bewegung ihres Gegners. Während der eine seine Wange betastete, machte der zweite Mann einen Bogen um sie herum, um sich ihr von hinten zu nähern. Katara wusste, dass sie keine Chance gegen die beiden hatte, da sie nur ihren Oberkörper und die Arme frei bewegen konnte. Aber diese würde sie einsetzen und den Männern so viele Kratz- und Schnittwunden zufügen, wie es ihr nur möglich war.
    Als die beiden zum Angriff übergingen, wirbelte Katara herum wie eine Peitsche. Trotz gefesselter Füße verlor sie keinen Moment das Gleichgewicht. Sie war biegsam wie ein Schilfrohr und balancierte ihren Körper mit einer schier unglaublichen Beweglichkeit. Sie hielt den kleinen Splitter in der Faust wie einen Säbel und zerschnitt damit die Luft und alles, was ihr in die Quere kam. Wie ein Krake seine Tentakel einsetzt, so schwang Katara ihre Arme herum. Mehrmals traf sie die Männer, und sie wichen zurück. Sie drehte und wendete sich derart rasch, dass die beiden Mühe hatten, sie zu fassen. Immer wieder entschlüpfte sie ihren starken Griffen und brachte sie mit ihren gelenkigen Bewegungen in Verlegenheit. Ihre Verteidigung war kraftvoll und gleichzeitig elegant wie das Schauspiel einer indischen Tänzerin.
    Ephrion saß bloß geduckt auf dem Boden und traute sich vor Angst kaum zu atmen. Irgendwann gelang es dem einen der Männer, Katara im Würgegriff zu packen, und der andere nahm ihr die Spiegelscherbe ab. Sie warfen sie zu Boden, zerrten ihr die Arme auf den Rücken und verschnürten sie so stark, dass sie nur noch wie ein Fisch auf dem Trockenen zappeln konnte. Auch Ephrions Hände wurden erneut gefesselt.
    «Das wäre wirklich nicht nötig gewesen», meinte der mit der Schnittwunde, die seltsamerweise noch immer nicht blutete.
    Katara schnaubte wütend, als der Mann sie packte und wie einen Mehlsack über die Schulter warf. Der andere tat dasselbe mit Ephrion. Dann stiegen sie schweigend die Treppe hoch.

22
    Die Kutsche knarrte, als würde sie jeden Moment auseinanderbrechen. Aliyah klammerte sich mit beiden Händen am gepolsterten Sitz fest. In einem irrwitzigen Tempo rumpelten sie über die Pflastersteine, so dass Aliyah glaubte, es würde ihr den Magen umdrehen. Sie spürte die Anwesenheit von jemandem, der ihr gegenübersaß. Und obwohl ihr geheimnisvoller Retter kein Wort sagte, ahnte sie, wer es sein musste.
    «Ihr habt mir bereits zum zweiten Mal die Haut gerettet», murmelte sie nach einer Weile, «danke.»
    Der Fremde schwieg.
    «Wie ist Euer Name?»
    Keine Antwort.
    «Wer seid Ihr?»
    Noch immer hüllte sich der Unbekannte in Schweigen.
    «Warum redet Ihr nicht mit mir?»
    All ihre Fragen blieben unbeantwortet, und langsam wurde es Aliyah doch etwas mulmig zumute. Was ging hier vor? Wer war dieser Mann? Beide Male, als sie Hilfe brauchte, war er wie aus dem Nichts aufgetaucht und hatte sie in letzter Sekunde aus der Gefahrenzone gerissen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Doch war sie in Sicherheit? Der Fahrer lenkte die Kutsche unvernünftig schnell durch die Straßen von Dark City. Aliyah hörte das Klappern der Pferdehufe, das Ächzen der Kutsche, das Knallen der Peitsche, und es kam ihr auf einmal alles irgendwie gespenstisch vor.
    «Wo fahren wir hin?», fragte Aliyah, nachdem sie eine Weile schweigend durch die Gassen gejagt waren, ohne dass auch nur ein Wort gewechselt worden war. Und da sagte der Fremde etwas, das ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    «Ihr werdet erwartet, Aliyah.»
    Aliyah zuckte zusammen wie ein aufgescheuchtes Reh. Woher, um alles in der Welt, kannte dieser Mann ihren Namen?
    «Wer … wer seid Ihr?»
    Die Frage blieb unbeantwortet in der Kutsche hängen. Und gleichzeitig schossen Tausende von anderen Fragen durch Aliyahs Kopf. Hat dieser Fremde mir etwa aufgelauert? Hat er womöglich etwas mit Nayatis Verschwinden zu tun? Bei Shaíria, was hat das alles zu bedeuten? Wird er mir etwas antun? Und meinem Wolf? Wird er Nayati nach dem Leben trachten? Ich muss weg hier! Ich muss Nayati finden! Ich werfe mich einfach aus der Kutsche!
    In diesem Moment spürte sie dieselbe kräftige Hand auf ihrer Schulter, die sie

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