Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit
gewählt wurden oder wer angerufen hat. Dann stehe ich ganz oben auf der Liste und die Bullen bei mir vor der Tür.“
„Das hatte ich nicht bedacht.“ Bei den häufigen technischen Neuerungen verlor Devon zunehmend den Überblick darüber, was möglich war und was nicht.
„Keine Panik. Wie gewöhnlich kenne ich jemanden, der jemanden kennt, der sich darum kümmern kann. Ich habe die Nummer auf dem Display, das sollte dem Typ reichen. Wirf das Handy weg, bevor du nach Hause fährst. Falls es eingebautes GPS hat, könnten die Bullen es über Satelliten orten und dann stehen sie bei dir vor der Tür.“
„In Ordnung.“
„Nimm vorher die SIM-Karte raus, sonst haben die Bullen trotzdem die Anruferlisten. Über Fingerabdrücke muss ich dir nichts erzählen, oder?“
„Nein.“ Devon gab seiner Stimme einen warnenden Unterton. Er besaß eine hohe Toleranzgrenze für Dashiells Besserwisserei, doch allmählich reichte es.
„Nein, natürlich nicht.“ Dashiell ruderte hastig zurück. „Denn du bist viel länger im Geschäft als ich und brauchst keine Lehrstunden von mir. Die SIM-Karte sollte unter dem Akku stecken“, fügte er trotzdem hinzu.
„Ich melde mich später bei dir.“
„Viel Erfolg.“
Devon legte auf und wählte die Nummer des Sicherheitsdienstes. Es klingelte mehrmals, ehe sich eine männliche Stimme meldete.
„Ja?“
„Es hat einen Vorfall gegeben.“
„Wie viele?“
„Einer.“
„Sind Sie an dem Vorfall beteiligt gewesen?“
„Nein. Ich habe ihn gefunden.“
Schweigen in der Leitung.
„Sonst ist niemand vor Ort gewesen? Keiner von uns?“
Sein Gesprächspartner klang jetzt angespannt.
„Nein.“
„Wo sind Sie?“
Devon nannte den Standort des Vans.
„Moment.“
Im Hintergrund waren gedämpfte Stimmen zu hören. Es klang nach einer Diskussion. Mit etwas mehr Mühe hätte er vermutlich heraushören können, worum es ging.
Schließlich meldete sich sein Gesprächspartner zurück.
„Ich gebe Ihnen eine Adresse. Bringen Sie das Fahrzeug dorthin.“
„Ich habe keine Zeit dafür.“ Devon lag es fern, den Chauffeur zu spielen. Für ihn waren seine Pflichten mit diesem Anruf erfüllt.
„Wir haben niemanden in der Nähe.“
„Nicht mein Problem.“
„Es wird mindestens drei Stunden dauern, bis jemand vor Ort sein kann. Wahrscheinlich sogar länger.“
Devon schaute auf die Uhr. Es war Viertel nach zwei. Im September ging die Sonne um kurz nach sechs auf.
„Sebastian würde Ihre Hilfe sehr zu schätzen wissen“, bemerkte sein Gesprächspartner.
Eine subtile Drohung, die bei einem jüngeren Vampir wahrscheinlich gewirkt hätte. Devon war es gleichgültig, was der Herrscher der Stadt zu schätzen wusste oder nicht. Die Leiche musste verschwinden. Wenn ein Mensch sie entdeckte und laut genug ‚Vampir‘ schrie, würden die Jäger wie Heuschrecken in Melbourne einfallen. Eine einzige Meldung im Fernsehen oder Internet konnte genügen, um sie herzulocken. Es wurden jedes Jahr mehr. Sterbliche, die bereit waren zu glauben . Zu kämpfen. Sie bildeten Netzwerke, tauschten Erfahrungen aus, spürten die Verstecke der Untoten auf. Dashiell verbrachte seine Zeit im Internet nicht nur damit, Möchtegern-Vampire zu ärgern. Er suchte nach Hinweisen auf mögliche Bedrohungen.
„Wohin soll ich den Wagen bringen?“
Der Mann nannte ihm die Adresse eines Schrottplatzes im Osten der Stadt.
„Dort wird jemand auf Sie warten, der sich um alles Weitere kümmert.“
Devon legte auf, ohne sich zu verabschieden. Er steckte das Handy ein, nahm die Autoschlüssel an sich und kletterte zwischen den Sitzen hindurch auf den Fahrersitz. Der Van besaß eine Gangschaltung, was er missbilligend zur Kenntnis nahm. Seit der Erfindung des Automatikgetriebes war er nicht mehr mit Gangschaltung gefahren.
Er war keine zehn Minuten unterwegs, als das Handy in seiner Jackentasche vibrierte. Zuerst dachte er, es sei ein Anruf. Dashiell oder der Mann vom Sicherheitsdienst. Doch nach dem vierten Brummen verstummte das Handy wieder. An der nächsten roten Ampel holte Devon es hervor und betrachtete den kleinen Umschlag, der im Außendisplay erschienen war. Eine Textnachricht? Handys gehörten wie das Internet zu Erfindungen der Neuzeit, mit denen Devon nie warm geworden war. Dashiell warf ihm regelmäßig vor, er würde durch seine Verweigerungshaltung absichtlich den Anschluss an die Gesellschaft verlieren. Eine amüsante Aussage. Wer konnte ‚den Anschluss‘ mehr verlieren, als ein
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