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Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit

Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit

Titel: Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Möller
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Sonne aufgehen.
    Sie könnte hier stehen bleiben und warten. Bis die kraftvollen Strahlen ihren Körper erfassten und zu Asche verbrannten. Es würde entsetzlich wehtun und sie hatte keine Vorstellung, wie lange es dauerte. Vielleicht würde die Müdigkeit helfen. Sie konnte sich hier draußen zum Schlafen hinlegen und es einfach geschehen lassen. Nie wieder aufwachen. Aber sie wusste, wie es war, zu sterben und sie hatte furchtbare Angst davor, diesen Weg erneut zu gehen. Wie konnte sie sich an dieses elende Dasein klammern? Obwohl sie sich an den unendlichen Frieden erinnerte, der sie damals erfüllte hatte. Nach dem entsetzlichen Kampf. Sie war bereit gewesen, alles hinter sich zu lassen und ihr Schicksal zu akzeptieren. Dann hatte Er sie zurückgerissen. In diesen toten Körper, der nur warm wurde, wenn sie Menschenblut trank.
    „Was tust du hier?“
    Die Stimme ihrer Schwester. Sie schloss die Augen und hörte Soonys Herz schlagen. Dort wartete die Wärme.
    „Komm rein. Es wird bald hell.“
    Sie wandte den Kopf. Ihre Schwester stand in der offenen Tür. Blass, mager, ein Schatten ihrer selbst.
    „Es hat nicht funktioniert.“
    Soony trat zögernd näher.
    „Was hat nicht funktioniert?“ Angst, Sorge, Misstrauen.
    Sie hatte es genauso getan, wie Er es ihr erzählt hatte. Wie Er es bei ihr gemacht hatte. Etwas fehlte. Sie konnte es spüren. Wie bei Richard war es ihr entglitten.
    „Was hast du versucht?“ Ein angstvoller Ausdruck erschien auf dem Gesicht ihrer Schwester.
    „Sie ist nicht wieder aufgewacht. Ich habe eine Stunde gewartet, aber sie ist nicht wieder aufgewacht.“
    Mai-Li schaute auf den Fluss hinaus.
    „Wie konntest du das tun? Nach allem, was passiert ist?“ Soonys Wut und Verzweiflung schlug über ihr zusammen.
    „Du wirst mich verlassen.“ Mai-Li schloss die Augen. „Ich möchte nicht allein sein.“
    Bald würde die Sonne aufgehen.
    Sie könnte einfach hier stehenbleiben.

Kapitel 15
     
    Sonntag
     
    Der Regen hatte Richards Kleidung bis auf die Knochen durchnässt. Die Knochen. Er kicherte leise. Knochen.
    Seine Haut löste sich in schimmlig-schwarzen Fetzen vom Körper. Darunter kamen graues Fleisch und blanke Knochen zum Vorschein. Süßlicher Verwesungsgestank umgab ihn. Hunger, Durst und Schmerzen waren ständige Begleiter.
    Doch er hatte es fast geschafft. Nicholas war wieder bei ihm. Er musste nur das richtige Blut finden. Das richtige Blut würde ihn heilen. Dunkle Schlieren und Punkte tanzten über den Gehweg. Sie folgten seinem Blick, wo immer er hinsah. Die verfluchte Sonne verbrannte seine Augen. Durch die Wolken und die Kapuze hindurch. Er senkte den Kopf tiefer. Die entgegenkommenden Passanten wichen ihm aus. Einige verzogen angewidert das Gesicht. Er durfte sie nicht anrühren. Durfte nicht entdeckt werden. Nur in der Dunkelheit konnte er sich ihnen nähern. Er hörte ihre Herzen kaum noch schlagen. Bei Tage waren seine Sinne stumpf. Nachts quälten sie ihn. Er schlief nicht mehr. Allein die Suche trieb ihn an. Das richtige Blut. Peta. Nicholas. Sie würden bald eine Familie sein.
    Endlich hatte er sein Ziel erreicht. Er kroch unter einen parkenden Wagen, wo ihn das Sonnenlicht nicht mehr quälen konnte und wartete.

Jesse verabschiedete sich von Nguyen und stellte das Telefon zurück in die Ladestation. Sein Freund hatte ihm Löcher in den Bauch gefragt, war dann jedoch mit einem mehrfachen detaillierten Bericht der Ereignisse im Sicherungsraum zufrieden gewesen. Jetzt wollte er Tobey für eine Runde Telefonsex von seinen Verwandten loseisen.
    Jesse schmunzelte. Gefahr hin oder her, er genoss es, endlich wieder dieses Kribbeln zu spüren. Diese Leichtigkeit, diese Euphorie, dieses Gefühl, dass alles gut war und er alles schaffen konnte. Wie schnell sich die Dinge änderten. Noch vor Kurzem hatte er nicht daran geglaubt, sich jemals wieder so fühlen zu können.
    Mit dem Teebecher in der Hand ging Jesse in die Küche. Seit er vor zwei Stunden aufgewacht war, prasselten dicke Tropfen auf die Terrassenüberdachung und rannen in breiten Bächen über das Milchglas in den Innenhof. Er lehnte sich gegen die Terrassentür und schob die Gardine vorm Fenster beiseite. Ein Vogel saß auf dem Terrassengeländer und putzte sein Gefieder. Jesse beobachtete ihn, trank dabei in kleinen Schlucken den Tee und dachte an rein gar nichts. Als der Regen endlich nachließ, schulterte er den Wäschesack, der neben der Terrassentür stand, und klemmte sich das Waschpulver unter den Arm.

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