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Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit

Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit

Titel: Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Möller
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sich verstaucht an. Sein Schienbein tat höllisch weh und leuchtete in den schönsten Blau- und Lilatönen. Ansonsten ging es ihm ganz gut. Abgesehen von dieser tiefen Schwäche und den beiden Löchern in seinem Hals. Den beiden Bisslöchern.
    Es war Tag gewesen! Wie konnte das sein?!
    Die Müdigkeit hielt ihn davon ab, hysterisch zu werden.
    Er war kurz vorm Einschlafen, als Mia zurückkam.
    Sie trug ein Tablett mit einer Suppenschüssel, einem Glas Wasser und einer Untertasse. Auf der Untertasse lag eine Tablette.
    „Ihr Körper braucht Eisen“, erklärte sie.
    Er schluckte brav, wenn auch unter Schmerzen die Tablette und probierte danach die Gemüsesuppe. Sie war lauwarm und schmeckte fad. Nachdem er die Hälfte der Suppe gegessen hatte, wurde der Löffel allmählich schwer und die Augen begannen ihm zuzufallen.
    „Das reicht erst mal.“ Mit einem Lächeln nahm Mia ihm Schüssel und Löffel ab. „Devon hat gesagt, Sie arbeiten nachts. Soll ich Ihre Arbeitsstelle anrufen und Sie entschuldigen?“
    Jesse nickte schwerfällig und nannte ihr die Telefonnummer.
    „Ich erledige es gleich.“
     
    Als er das nächste Mal aufwachte, saß Mia in dem Sessel am Fußende seines Bettes und las in einem Buch. Sobald er sich aufrichtete, legte sich ihre Lektüre beiseite und lächelte ihn an.
    „Wie fühlen Sie sich?“
    „Besser.“ Jesse fasste sich automatisch an den Hals.
    Statt des Verbandes bemerkte er zwei Pflaster. Der Zugang für die Infusion war ebenfalls verschwunden. An dessen Stelle klebte ein weiteres Pflaster.
    „Wie spät ist es?“ Sein Kopf fühlte sich an wie in Watte gepackt. Er trug eines seiner T-Shirts. Ohne sich daran zu erinnern, es angezogen zu haben. Oder das man es ihm angezogen hatte.
    Mia sah auf die Uhr. „Gleich halb sechs. Haben Sie Hunger?“
    „Wie ein Wolf.“ Jesse räusperte sich, was ein Fehler war. Rechts fühlte sich sein Hals an, als hätte ihm jemand eine Fleischgabel hineingerammt.
    „Ich hole Ihnen mehr Suppe.“ Mia stand auf.
    „Können Sie mich vorher ins Badezimmer bringen?“
    „Natürlich.“ Sie half ihm beim Aufstehen.
    Erst jetzt bemerkte er, dass er neben dem T-Shirt bloß Boxershorts trug. Es war ihm peinlich, aber Mia tat es mit einem Achselzucken ab.
    „Ich bin Krankenschwester. Es gibt nichts, was ich nicht bereits gesehen hätte.“
    Trotzdem holte er eine Jogginghose aus dem Kleiderschrank. Mia stützte ihn beim Anziehen und brachte ihn ins Badezimmer. Jesse erleichterte sich im Dunklen, weil er Angst vor seinem Spiegelbild hatte, und wusch sich anschließend die Hände und das verschwitzte Gesicht. Dabei wurde der Verband am Handgelenk nass, doch das kümmerte ihn nicht.
    Während er sich vorsichtig abtrocknete, kam die Erinnerung ans Krankenhaus zurück. Und mit ihr eine Flut von Bildern und Gefühlen. Der Tod seiner Mutter. Die Beerdigung. Die Trennung von Sasha. Sein Leben hatte sich innerhalb weniger Wochen in einen Scherbenhaufen verwandelt. In seiner Verzweiflung war er schließlich in ein Flugzeug gestiegen und an die australische Ostküste geflogen. So weit weg von allem, wie möglich, und gleichzeitig den Erinnerungen ganz nah. Viel zu nah. Was ihn dazu trieb, ausgerechnet die Orte aufzusuchen, an denen seine Mutter ihre letzten Wochen verlebt hatte, wusste er bis heute nicht. Es war ein Absturz mit Vorbereitung gewesen und der Aufprall, als er endlich kam, hart wie Beton.
    Jesse konnte nicht mehr genau sagen, wann er die Kontrolle verloren hatte. An welchem Punkt alles aus dem Ruder gelaufen war. Irgendwann hatte sich sein Leben nur noch in Nachtclubs, Bars und Discotheken abgespielt. Mehr als einmal war er am Morgen nach einer Party verkatert am Strand aufgewacht, hatte sich in den Schatten einer Bar zurückgezogen und Bier getrunken, bis abends die nächste Feier losging. Alkohol, bunte Pillen, alles, um zu vergessen. Den Verlust. Sasha. Die Demütigung, verlassen zu werden. In den zwei Wochen vor seiner Einlieferung ins Krankenhaus war Jesse keinen Tag nüchtern gewesen. Als wäre ein Schalter in seinem Kopf auf Selbstzerstörung gestellt worden. Die letzten zwei Tage vor der Notaufnahme waren komplett aus seinem Gedächtnis gelöscht. Achtundvierzig Stunden, an die er keinerlei Erinnerung hatte. Das Vergessen hatte funktioniert. Allerdings anders, als beabsichtigt.
     
    Mia wartete geduldig vor dem Badezimmer und begleitete Jesse zurück zum Bett. Danach brachte sie ihm Suppe, eines seiner isotonischen Getränke und verschwand

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