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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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den Hass. Sie kamen näher. Und in dem Moment, als die ihn umzingelnden Menschen glaubten, er würde aufgeben, schlug Neel zu. Er verteilte Tritte, boxte nach und feuerte mit einer bisher verborgenen Waffe hinter sich, um seinen Rücken freizuhalten. Unter lautem Kriegsgeschrei eilte ein halbes Dutzend Percent-Krieger um die Ecke und kam ihm zu Hilfe. Binnen Sekunden war der Kampf vorbei. Keiner von Neels Angreifern war noch in der Lage zu atmen.
    Ich kroch rasch unter eine Dornenhecke, als die Krieger weiterliefen. Neel würde mir nicht helfen können, wenn sie mich fanden. Erst als sie nicht mehr zu sehen waren, robbte ich unter dem Busch hervor, rieb mir die blutig gekratzten Hände an der Hose ab und eilte Neel nach. Wo lief er denn hin? Da ging es nicht zur Villa!
    Neel bemerkte mich, nein, er bemerkte einen Verfolger, und entsicherte augenblicklich seine Waffe. Als er mich erkannte, fiel für einen Lidschlag alle Spannung von ihm ab. Er zog mich mitten auf der Straße in seine Arme, flüsterte mir ein »Verzeih mir, ich liebe dich« ins Ohr und führte mich in eine Gasse, wo wir ein wenig Schutz fanden.
    »Wir müssen zur Villa!«, rief ich gegen den Krach der Feuersbrunst an, zu der die Brände in der Nähe sich vereinigt hatten. Das Atmen wurde von Minute zu Minute schwerer. Inzwischen war es so dunkel, als hätten wir Nacht. »Alex braucht Hilfe.«
    Neel schüttelte den Kopf. »Joy, das schaffen wir nicht. Wir müssen hier weg!«
    »Wir können sie doch nicht alleinlassen!«
    Er rang sichtlich mit sich. Auch ihm war Alex nicht gleichgültig. »Die Kämpfe sind überall. Auf jeder größeren Straße schlagen sie sich. Die Hochhäuser im Westen stehen in Flammen und werden bald einstürzen. Das Hotel ist eingenommen. Ganze Regimente wurden aus der Stadt geschickt, um Dark Canopy zu halten, koste es, was es wolle. Diese Männer fehlen uns hier an jeder Ecke! Joy! Hör mich an! Die Percents werden dich töten, niemand unterscheidet mehr, sie töten wahllos jeden Menschen. Wir müssen raus aus der Stadt! Sofort!«
    »Aber wohin denn?«, brach es voller Verzweiflung aus mir heraus. Der Rauch verwob sich immer dichter, ich konnte kaum noch zehn Schritte weit sehen. Hustenkrämpfe schüttelten mich. Es war so schrecklich heiß.
    »Zum Fischerhafen!«, rief Neel. Auch er musste husten. Asche überzog sein Gesicht und sammelte sich zwischen seinen Narben. »Graves holt bereits das Boot, er ist sicher schon da und wartet. Aber wir können nicht zusammen gehen.«
    Er hatte recht. Allein hatte ich, was die kämpfenden Menschen betraf, nichts zu befürchten und er nichts hinsichtlich der Percents. Gemeinsam würden wir nicht weit kommen.
    Während Neel meine Haare mit den Fingern kämmte, als wäre es von Bedeutung, dass sie ordentlich aussahen, plante ich in skizzierten Gedanken einen Umweg zum Hafen. Ich würde Alex nicht zurücklassen.
    »Der Sauerstoff wird weniger.« Neels Husten wurde zu einem erstickten Keuchen. Seine Augen tränten. Er küsste mich und unter den Geschmack von Asche mischte sich das Salz seiner Tränen. Unvermittelt riss er sich von mir los und drückte mir seine Pistole in die Hände.
    »Du hast vier Schuss.«
    »Und du?«
    Er lachte bloß, es wirkte auf eine so seltsame Weise befreit, dass mir angst und bange wurde. »Ich hole mir eine neue. Hier sind doch Tausende im Umlauf!«
    Er rannte ein paar Schritte und wandte sich dann noch einmal zu mir um. »Zum Hafen!«, rief er, als könnte ich das vergessen. »Das Schiff gehört dir, Joy. Nutze es gut. Für mich!« Er machte das Zeichen für Respekt.
    Erst als er davoneilte, begriff ich, was das bedeutete. Er hatte sich entschieden. Gegen mich. Und für etwas, das ich hinter mir gelassen hatte und das ich nicht mehr verspürte, seit mein Vater mich im Alter von sieben Jahren verlassen hatte: das Bedürfnis eines Kindes, beschützt und festgehalten zu werden. Neel lief zu Edison.
    Er würde nicht zum Hafen kommen. Er würde dieses Schiff nicht besteigen. Er würde hierbleiben - hier, in dieser Stadt, die sich unaufhaltsam in ein flammendes Inferno verwandelte. Die starb.
    • • •
    Im Schock wird man seltsam. Man wundert sich hinterher über sich selbst.
    Ich nahm die Pistole in beide Hände und trabte mit gleichmäßigen, kraftschonenden Schritten in Richtung Villa. Kein bewusster Gedanke regte sich in meinem Kopf, keine Sorge und keine Hoffnung. Vor allem aber kein Name. Ich hielt mich dicht an den Haus-wänden, selbst wenn schon Flammen aus den

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