dark destiny
Holzboden und hielt mich an seiner Hand fest. Sie war nass und kalt und fühlte sich wie ein Schwamm an. »Er sagte, wenn Krieg wäre, würde es draußen ganz still werden. Daran sieht man, dass es ernst wird. Wie bei Hunden. Wenn sie dich anbellen und knurren, dann wollen sie dich bloß ärgern und lassen sich leicht vertreiben, wenn du ihnen klarmachst, dass du keiner bist, der sich ärgern lässt. Wenn sie dich aber töten wollen, dann merkst du es daran, dass es mucksmäuschenstill wird. Und dann musst du den Hund töten, wenn du nicht selbst sterben willst.« Ich drückte seine Hand. »Du müsstest das wissen, du hast schon mal eine Schlacht miterlebt. Hatte er recht? Ist es ernst, da draußen?«
Aber ich bekam keine Antwort, abgesehen von einem lauten, ungesund klingenden Schnarchen.
Ich legte meine Stirn auf die Bettkante. »Erinnerst du dich an Penny?«, flüsterte ich. »Sie hat einen Mann und ein kleines Kind. Hab ich dir noch gar nicht erzählt. Sie ist ein wirklich braves Mädchen und eine tapfere Rebellin. Du wärst stolz auf sie.« Ich seufzte und blinzelte ein paar Tränen weg. Sie fehlte mir. »Mit mir verhält sich das leider etwas anders, weißt du? Penny meinte, du hättest einmal gesagt, dass ich uns alle retten würde. Aber ich muss dich enttäuschen. Daraus wird wohl nichts. Ich fürchte, ich kann dich nicht retten. Ich bin keine besonders nützliche Tochter, tut mir leid. Aber«, ich musste lächeln, »du bist ja auch kein besonders guter Vater gewesen. Vielleicht gleicht sich das aus. Zumindest bleiben wir beide uns nichts schuldig, hm?« Ich schloss die Augen und wartete darauf, dass etwas geschah. Irgendetwas.
34
später wird dann klar,
dass alle verlieren.
Ich gab die Wacht am Bett meines Vaters auf, als ich seine Frau kommen hörte. Wie ein Schatten verschwand ich, sodass sie mich nicht einmal sah und mich gar nicht erst darum bitten konnte, Robin in Sicherheit zu bringen. Es gab keine Sicherheit, ich hatte mir etwas vorgemacht.
Ich fragte mich mit quälender Sorge, warum Neel nicht wie verabredet in der Nähe war, und hoffte, dass er an meiner Stelle zu Flaggs Boulder gegangen war, um Alex zu helfen. Vielleicht würde ich ihn dort treffen, immerhin war das stets unser Treffpunkt gewesen.
Ich hätte ahnen müssen, dass es nicht so einfach werden würde, zu Alex Villa zu gelangen. Ich war so gut wie unbewaffnet, trug nur mein Messer bei mir. Die Armbrust hatte ich nach dem Zusammentreffen mit Matthial und dem Clan in ihrem Versteck zurücklassen müssen, denn als Mensch durfte ich sie nicht tragen, und um sie in einem Krautsack zu tarnen, war keine Zeit gewesen.
Die ersten Personen, vor denen ich mich nicht rechtzeitig verstecken konnte, waren zwei sehr junge Varlets. Sie fragten nicht, wer ich war oder was ich vorhatte. Sie legten ihre Armbrüste auf mich an und schössen. Der eine Bolzen traf in Leere, dem Schuss des zweiten Varlets musste ich ausweichen, indem ich mich auf die Straße schmiss. Im gleichen Augenblick jagte eins der wenigen noch fahrtüchtigen Autos um die Ecke. Zuerst fluchte ich unterdrückt, weil ich mich erneut in den Dreck werfen musste, um nicht überfahren zu werden, aber als ich einen Bolzen ins Heck des Wagens einschlagen sah, verspürte ich Dankbarkeit. Ansonsten hätte der Schütze mich erwischt. Das Auto jagte an uns vorbei, als wäre nichts passiert.
Ich zog mein Messer, blieb halb in der Hocke stehen, damit rechnend, jederzeit weitere Bolzen um die Ohren zu bekommen. Mit der freien Hand tastete ich hektisch nach meiner Marke und zerrte sie hervor. Die Kette riss, die Plakette tanzte unter meiner zitternden, weit vorgestreckten Hand.
»Ich bin Städterin!«, rief ich den Percents zu. »Städterin! Habt ihr gehört! Ich darf hier sein! Ich habe nichts getan!«
Erst als die Varlets hilflose Blicke austauschten, wurde mir klar, warum sie mich angegriffen hatten.
Sie waren fast noch Kinder und von dem Rebellenangriff vollkommen überrumpelt.
Als ich mich etwas weiter in die bewohnten Gebiete vorwagte, begegneten mir die ersten Rebellen. Sie tauchten wie aus dem Nichts auf, traten eine Haustür ein und stürmten in das Wohnhaus. Ich verbarg mich hinter einem verrosteten Auto - an dem Haus vorbeizulaufen, wagte ich nicht, denn sie hatten eine Wache davor aufgestellt. Einen Moment war es ruhig, dann brach ein Tumult im Inneren des Hauses aus. Schüsse fielen, Männer grölten. Ein ohrenbetäubendes Klirren von brechendem Fensterglas schluckte
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