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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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sämtliche Geräusche und im nächsten Moment flog ein Körper aus dem zweiten Stock, schlug mitten auf der Straße auf und blieb zuckend, mit verrenkten Gliedern liegen. Ich erkannte nur am Haar, dass es ein Percent sein musste. War das gut oder schlecht? Ich begann zu zittern, eher aus Unsicherheit als aus Angst. Auf welcher Seite stand ich?
    Die Rebellen kamen aus dem Haus, gefolgt von Männern und Frauen, denen ich an ihrer Kleidung ansah, dass sie Städter sein mussten. Ich erkannte meine Nachbarn, die beiden jungen Frauen, und betete, dass sie mich nicht entdeckten. Die meisten schienen freiwillig mitzukommen und ließen nun all ihre unterdrückte Wut an dem Percent auf der Straße aus, wobei es sie olfenbar kein bisschen störte, dass er schon tot war. Sie zerrten dem Toten die Waffen und Kleider vom Leib und selbst die Stiefel von den Füßen. Sie schlugen und stachen nach ihm, zertraten seinen Kopf wie einen fauligen Kohl. Ich musste mich abwenden. Wo waren all die anderen Percents? Vermutlich sammelten sie sich irgendwo für einen Gegenschlag, nur darum waren einzelne ein so leichtes Ziel für die Angreifer. Ich konnte nur hoffen, dass Neel nicht allein war. Ihn mir in einem Regiment vorzustellen, Seite an Seite mit anderen Percents kämpfend, war allerdings kein tröstlicherer Gedanke.
    Und dann offenbarte sich der Grund, warum ausnahmslos alle Bewohner das Haus verlassen hatten. Dichter Qualm drang aus den Fenstern und nur Augenblicke später leckten Flammen an den Fensterrahmen.
    Feuer - schon wieder. Das hatte System. Sie würden die ganze Stadt abfackeln.
    Ich wartete nicht länger in meinem Versteck, sondern eilte weiter zur Villa.
    Sei da, beschwor ich Neel in Gedanken. Bitte, bitte, sei da!
    Je weiter ich vordrang, umso mehr Kämpfen musste ich ausweichen. Es war ein heilloses Durcheinander, ich hatte das Gefühl, jeder würde gegen jeden kämpfen. Viele Städter hatten sich den Rebellen angeschlossen. Nur wenige Menschen stellten sich ihnen an der Seite der Percents entgegen, vermutlich bloß, weil sie hofften, sie könnten ihre Häuser retten. An jeder Straßenecke flogen Brandpfeile, Bolzen, normale Pfeile und Kugeln, viele, viele Kugeln. Die Rebellen statteten jeden Menschen, der eine Waffe wollte, mit einer Pistole aus - und das sprach sich herum. Wer keine richtige
    Waffe hatte, zog mit Küchenmessern oder Spaten zu Felde. Es herrschte das blanke Chaos. Immer mehr Feuerwände taten sich wie aus dem Nichts auf. Die Luft glühte in meinem Gesicht.
    Ich lief so schnell, dass ich beinahe in eine Gruppe Percent-Krieger gerannt wäre. Wieder hielt ich meine Marke wie einen Schutzschild hoch, aber sie unterschieden bereits nicht mehr zwischen Städtern und Rebellen. Mensch war Mensch.
    Ich floh vor ihnen über eine Mauer in einen Hof. Ein Krieger verfolgte mich mit einer Eisenstange und er war schnell - schneller als ich. Beim Abwehren seiner Waffe schaffte ich es, mein Messer in seinem Unterarm zu versenken, aber das schien ihn nur noch mehr anzutreiben. Ich wich einem Schlag, der mein Genick gebrochen hätte, in letzter Sekunde aus, sodass er meinen Kopf nur streifte. Während der rasende Percent erneut ausholte, schaffte ich es, durch eine offen stehende Tür in ein Haus zu fliehen. Und verließ es augenblicklich wieder durch ein zerbrochenes Fenster.
    Ich musste einen Moment Atem holen, so ungünstig das auch war. Aber mir tanzten Sterne vor den Augen ... Sterne mit bunten Schweifen. Wenn ich meinem Körper nicht ein paar Herzschläge lang Ruhe gönnte, würde ich zusammenbrechen und ein dankbares Opfer abgeben.
    Als ich kurz darauf weiterlief, war ich vorsichtiger, hielt an jeder Ecke an und beobachtete die Wegstrecke, die vor mir lag.
    Und so sah ich ihn, noch ehe er mich entdeckte.
    Neel!
    Er stand mitten auf der Straße. Allein, was mich einen Moment lang vor Entsetzen lähmte. Und er war offenbar unbewaffnet. Bei allem Licht, warum rannte er nicht weg?
    Von links und rechts näherten sich Menschen.
    Beinahe hätte ich, aus einem Reflex heraus, seinen Namen gerufen. Um das zu verhindern, biss ich mir so hart auf die Zunge, dass ein Schwall Blut über meine Unterlippe rann. Bei der Sonne, ich durfte ihn doch jetzt nicht ablenken und verwundbar machen!
    Er blieb ganz ruhig stehen. Ich entdeckte eine Pistole zu seinen Füßen, aber die war vermutlich leer geschossen, sonst hätte Neel sie längst aufgehoben. Die Männer zur Linken riefen ihm etwas zu. Ich hörte die Worte nicht, ich hörte nur

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