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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Fenstern schlugen, und machte weite Bogen um alle Kämpfe, die sich ankündigten. Hin und wieder regnete es Asche und kleine Flocken aus Glut. Hin und wieder kamen mir flüchtende Menschen entgegen, die mich in ihrer Panik, Verzweiflung oder kriegerischen Euphorie kaum wahrnahmen. Hin und wieder musste ich an Leichen vorbei. Ein Percent war noch nicht tot. Nicht richtig.
    Ich lief an ihm vorbei, blieb dann aber stehen. Mir war, als weigerten sich meine Beine weiterzulaufen, doch der Rest von mir wollte nicht umkehren, war sich der Gefahr bewusst, in der ich mich befand. Das Gesicht kam mir so eigenartig vertraut vor. Ich erinnerte mich daran, wie Mars uns eingebläut hatte, ein sterbendes Tier niemals leiden zu lassen, wenn feststand, dass es nicht mehr zu retten war: »Nur eine Bestie lässt unnötige Qualen zu.«
    Dieser Percent musste unvorstellbar leiden, denn ein Großteil seiner Innereien lag neben ihm im Dreck.
    Es war Widden.
    Er musste unfassbare Schmerzen haben, und auch wenn es kaum jemanden gab, den ich mehr hasste, dem ich mein Mitleid weniger gönnte, konnte ich ihn so nicht zurücklassen. Verrecken lassen, dahinsiechen lassen.
    Ich entsicherte die Pistole, richtete den Lauf auf ihn, wandte mich ab und presste die Augen zu. Meine Hand zitterte. Ich konnte nicht abdrücken, es ging nicht. Ich konnte niemanden töten, der hilflos vor mir lag.
    Also hockte ich mich neben ihn. Der Gestank seiner Eingeweide mischte sich mit dem Feuerqualm und biss sich tief in meine Brust. Ich drückte Widden meine Pistole in die Hand und verkniff mir den Kommentar, dass er Gnade nicht verdient hatte. Ich hatte sie vermutlich auch nicht verdient und hoffte dennoch, jemand würde sie mir schenken, wenn es an der Zeit war.
    Er schoss sich in den Kopf und die Waffe fiel auf den Boden. Sein Finger steckte noch in der Abzugsschlaufe. Und er atmete noch. Nein, er röchelte. Ich sah mich hektisch um, aus einer irrationalen Angst heraus, dass sein Keuchen Feinde anlockte, doch ich sah nur ein paar Ratten.
    Widden gab erst auf, als ich seine Hand von der Pistole löste und sie erneut auf ihn richtete.
    Ich sah ihn an und versuchte, etwas zu fühlen. Genugtuung oder Mitleid oder Bedauern um die wertvolle Kugel - irgendetwas.
    Aber da war nichts.
    Mit leerem Kopf rannte ich weiter. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie ich zur Villa kam und wer sich mir in den Weg stellte. Ich fand kaum noch die richtigen Straßen. Wilde Schlachten und Feuer verändern das Antlitz einer Stadt. Fixpunkte und Farben verschwinden einfach, und irgendwann glaubt man, sich hoffnungslos verirrt zu haben, obwohl man in einer Gasse steht, durch die man schon hundert Mal gegangen ist. Selbst die Ratten rannten ziellos umher.
    Der Anblick der Villa, die vor mir auftauchte, holte mich schließlich aus meiner Trance. Sie brannte lichterloh.
    Ich kam zu spät. Viel zu spät. Das Feuer hatte sich die Villa geholt. Das Dach stand in lodernden Flammen, die das Haus auf seine doppelte Höhe anwachsen ließen. Im Untergeschoss quoll lediglich Rauch aus den Fenstern, aber weiter oben, dort wo der Erker gewesen war, hinter dessen Scheiben sich Flaggs Boulder versteckte, brachen schon die Wände ein. Das Gebäude drohte zusammenzustürzen. Von irgendwoher glaubte ich, meinen Namen zu hören.
    »Alex!« Ich riss die Haustür auf und fand mich in schwarzem Qualm wieder, der mich am Atmen hinderte. Ich sah die Hand vor Augen nicht, spürte nur, wie Tränen über meine Wangen rannen, wie meine Nase lief, wie meine Lunge schmerzte von dem Rauch, den ich ungewollt eingesogen hatte.
    Blind trat ich in die Schwärze. Die Hitze war so stark, dass ich glaubte, meine Wimpern würden schmelzen. »Alex!« Zu schreien war ein schrecklicher Fehler. Der Rauch fand seine Wege in meinen Körper und ließ mich japsen und verursachte Übelkeit. Ich taumelte, drohte zu fallen.
    Wo war Alex? Wo war der Ausgang? Ich tastete mich an Wänden entlang, die kein Ende nehmen wollten. Mein Blut schien zu kochen. Verdammt, so weit war ich doch gar nicht hineingegangen, wo war nur die Tür? Lief ich immer tiefer in diese brennende schwarze Hölle hinein? Panik ergriff Besitz von mir. Ich musste den Ausgang finden! Ich wollte schreien, um Luft ringen, atmen.
    Dicht neben mir brüllte jemand auf. »Das Dach gibt nach!« Hände packten mich und schleiften mich nach draußen. Dort fiel ich bäuchlings auf den Boden, blieb liegen und schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. Die Villa hinter mir

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