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dark destiny

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Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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bedeutete. Neel, um Amber zu retten, und Matthial, um Neel zu retten, und Penny, indem ich sie verließ, und Amber, indem ich scheiterte, und Rogue, den ich nicht vor den Ratten hatte schützen können, und zuletzt mich selbst, weil ich nicht begriffen hatte, wann es Zeit war, all diese Schuld loszulassen, die mich antrieb, Dinge zu tun, die sich falsch anfühlten.
    »Was wirst du nun tun?«, fragte Matthial.
    Ich betrachtete ihn misstrauisch. Würde er mich denn gehen lassen? Doch blieb ihm eine Wahl? Er könnte mich sicher mit Gewalt zurück zum Clan bringen, doch ich würde erneut fliehen. Ohne Rücksicht auf Verluste. Matthial wusste ebenso gut wie ich, wie zerstörerisch ich aufgrund meiner Überzeugung werden konnte.
    Er blieb unbeweglich sitzen, nur Rogue verlagerte sein Gewicht und schnaubte. Er sah erschöpft und gehetzt aus, vor Anstrengung wölbten sich die Adern in seinem Gesicht.
    Ich beschloss, Matthial die Wahrheit zu sagen, und straffte die Schultern. »Ich gehe in die Stadt und suche Neel.«
    »Du willst tatsächlich zu ihm?«
    Nicht direkt. »Ich muss.«
    »Und dann?«
    Erschöpfung fasste nach mir, ich musste tief ein- und wieder ausatmen, damit mir nicht schwindelig wurde. »Ich weiß es nicht.« Ich wusste ja nicht einmal, ob er mich sehen wollte.
    Matthial sah die Straße entlang und verzog zynisch seine Lippen. Ich musste über meine Schulter schauen, um seinem Blick zu folgen, und verstand seine Mimik. Die Straße führte in aschiges Grau. Tolle Aussichten.
    »Ich kann nicht anders«, ergänzte ich. »Okay, ich will zu ihm.«
    Matthial seufzte und schwang sich vom Pferd. »Das hatte ich befürchtet. Du willst. Langsam glaube ich dir das. Und das ändert vieles.«
    »Die Erkenntnis kommt reichlich spät.« Sie ließen sich einfach nicht verdrängen, die Bilder von Neel, wie er gefoltert im Keller lag, der Geruch seiner verbrannten Haut, das Echo seiner Schreie.
    Matthials Augen wurden kalt. Schlagartig war er wieder der Mann, zu dem er in den Monaten meiner Abwesenheit geworden war. Der Mann, den ich nicht kannte, nur fürchtete.
    »Es ändert vieles«, wiederholte er ruhig. »Nicht alles.«
    Unschlüssig standen wir uns gegenüber und viele Sekunden, vollgestopft mit Hassgedanken, rissen an unseren Nerven. Schließlich stieß er den Atem aus, zog die Felljacke von Rogues Rücken und drückte sie mir unbeholfen in die Hände. Der weiche Kaninchenpelz war warm von Matthials und Rogues Körpern.
    »Danke.«
    »Ich werde dir nicht helfen«, erwiderte Matthial. »Aber wenn du gehen willst, halte ich dich nicht länger auf.«
    Ich machte einen kleinen Schritt auf Matthial zu, um Rogue zu streicheln. Der Wallach drückte seine Nase gegen meine Brust, sein Atem durchdrang den Stoff meines Pullovers und wärmte mich. Das Bedürfnis, diesen großen, sanften Kerl vor all dem Rauen, Brutalen und Schlechten hier draußen zu schützen, kam schmerzhaft und stechend wie Magensäure in mir hoch.
    »Wie hast du ihn gefunden?«, fragte ich Matthial, ohne ihn anzusehen. »Und mich?«
    »Setzen wir uns einen Moment?« Er wies auf etwas, das am Rand der Straße lag und sich bei näherem Hinsehen als verrostete Felge eines Lasters herausstellte.
    Ich wollte verneinen. Es fühlte sich falsch an, Zeit mit Matthial zu verbringen. Ich hasste ihn für seine Taten und ich wollte ihn unbedingt weiter hassen. Doch ich wusste, dass dieser Hass zu brechen drohte, wenn wir zu lange redeten. Die ersten Risse waren kaum mehr zu übersehen.
    Ehe ich Nein sagen konnte, öffnete Matthial seine Jacke und hob den Deckel seiner Umhängetasche an. Er ließ mich einen Blick auf den Inhalt werfen und meine Ablehnung wurde augenblicklich von einem lauten Magenknurren verschluckt. Er hatte Speck dabei und Käse und ein verschlossenes Glas, in dem sich etwas befand, das wie Schmalz aussah. Vor allem aber Brot. Ich liebte Brot; früher hatte ich immer behauptet, für Brot zu töten. Nun, da ich getötet hatte, sah ich das anders, aber noch immer machte mich Brot verdammt schwach.
    Matthial lächelte. Es war kein siegesgewisses Lächeln, kein überlegenes und keins, das auf schäbige Hintergedanken hinwies. Es war einfach nur Matthials ganz normales Lächeln.
    Und ich verriet aufs Neue, diesmal meine Prinzipien, hüllte mich in die wärmende Jacke und setzte mich zu ihm.
    »Ich hätte gar nicht nach dir gesucht«, begann er zu erzählen, während er das Brot in Stücke brach und mir etwas davon reichte, »aber du hast Jamie verärgert und so

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