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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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blieb mir nichts anderes übrig.«
    »Er ließ nach dir schicken?«
    Matthial drückte sein Brot in das Schmalzglas und nahm einen Bissen. »Er kam sogar selbst«, antwortete er mit vollem Mund.
    »Zum Clan? In die Kanalisation?«
    »Hhm.«
    Das bedeutete offenbar, dass Jamie sehr wütend war und es persönlich nahm, dass ich seiner Einladung, seine Geisel zu spielen, nicht nachgekommen war. Ich beschloss, dass es mir scheißegal sein konnte, was der Typ dachte, zuckte mit den Schultern und biss ebenfalls herzhaft in mein Brot. Es war überraschend frisch - so gutes Brot hatte ich zuletzt bei den Percents gegessen.
    »Er hat mir ein Angebot gemacht«, fuhr Matthial fort, »das dich betrifft. Er sprach von Plänen. Offenbar hast du ihn so sehr beeindruckt, dass er dich gerne wiedersehen möchte.«
    Der nächste Bissen blieb mir im Hals hängen, ich hustete, bis Matthial mir seine Wasserflasche reichte. »Bist du dir im Klaren darüber«, keuchte ich, »um welche Art von Plänen es sich dabei handelt?«
    Matthial schüttelte den Kopf. Ich hatte den Eindruck, dass es ihn auch nicht weiter interessierte. Mein Misstrauen ihm gegenüber schwoll an wie ein Wespenstich. Jamie hatte Matthial etwas für mich geboten. Und ich saß hier, völlig naiv, neben ihm. Ich musterte das Brot in meiner Hand. Matthial kannte sich bestens mit Pflanzen und deren Wirkungsweisen aus. Er rauchte manchmal Kräuter, die einen ganz schummrig machten und für verrückte Träume sorgten. Ob er mir etwas untergemischt hatte? Er hatte selbst von dem Brot gegessen, aber wie hieß noch gleich die Geschichte, in der eine Hexe die rote Seite des Apfels vergiftet hatte und die grüne selbst aß?
    »Er will mich ausliefern. An die Percents verkaufen!« Ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimme hektisch klang.
    Matthial sah mich von der Seite an. »Seltsam. Eben dachte ich, gehört zu haben, dass du zu denen zurückwillst.«
    Aber doch nicht als Gefangene! Ich musste schlucken, denn ich hatte auf einmal viel zu viel Speichel im Mund. War ich bloß nervös oder war tatsächlich etwas in meinem Essen?
    Matthial lehnte sich zurück, die Augen neugierig auf mich gerichtet, als hätte er bestimmte Erwartungen. Dann lachte er. »Joy, reg dich wieder ab. Ich werde dich nicht ausliefern.«
    Ich hätte ihm gerne vertraut, wusste aber nach allem, was passiert war, beim besten Willen nicht mehr, wie mir das gelingen sollte. Eine bissige Bemerkung konnte ich mir jedoch nicht verkneifen, auch wenn ich wusste, dass das dumm war. »Bestimmt nicht? Jamie zahlt doch sicher einen guten Preis.«
    »Treffer für dich«, entgegnete Matthial resigniert. »Ich liefere dich deshalb nicht aus, weil auf Jamie ohnehin kein Verlass ist.«
    »Sonst würdest du.«
    »Hättest du gefragt, hätte ich geantwortet. Aber da die Sache für dich feststeht, mache ich mir keine Mühe, deine Meinung zu ändern. Fest steht, dass du gehen darfst, wann immer du willst.«
    »Und das Brot? Es ist doch nicht... vergiftet, oder?«
    Wieder lachte er, aber diesmal klang es traurig. »Nein, aber ich fange an, es zu bereuen.«
    Es hatte wieder zu schneien begonnen, ungleichmäßige, verwirrte Flöckchen, mit denen der Wind tat, was er wollte. Es erging ihnen wie mir: herumgewirbelt von etwas, das sie nicht sehen konnten, nicht verstanden und worauf sie keinen Einfluss hatten.
    Matthial rieb sein Messer an seiner Hose sauber. »Weißt du, Jamie macht große Versprechungen und hält sie nicht.« Er spuckte auf die Klinge und zog sie dann hart, beinahe aggressiv ein weiteres Mal über den Stoff. »Und doch gelingt es ihm jedes Mal wieder, mich mit seinen Worten einzulullen.«
    »Gräm dich nicht. Mir ging es genauso.«
    »Er ist sehr überzeugend«, murmelte Matthial.
    Nein , dachte ich, denn mir fiel wieder ein, wie redegewandt Mat thial früher gewesen war, wie leicht es ihm gefallen war, Menschen mit ein paar Worten auf seine Seite zu ziehen. Überzeugend... warst du. »Ich glaube, Jamie ist bloß ein guter Lügner. Wie dein Vater, nur freundlicher.«
    »Da gibt es einen Unterschied?«, meinte Matthial. Seine Worte hatten einen seltsamen Unterton, ich fragte mich, ob er das ironisch gemeint hatte, war mir aber nicht sicher.
    Er drehte das Schmalzglas zu, schlug den restlichen Käse wieder in das Papier ein und verstaute beides in seiner Tasche.
    »War dir eigentlich klar, dass Jamie Neel am Leben lassen würde?«, fragte ich.
    Er sah mich aufmerksam an und überlegte lange. Dann antwortete er ruhig:

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