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dark destiny

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Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Präsidenten standen. Sie taten es, schafften es jedoch nicht, respektvoll die Köpfe zu senken. Ihre Blicke huschten hin und her, tasteten nervös die Dunkelheit ab.
    Rechts und links der Präsidenten standen in schwarzen Kapuzenmänteln die Wachen. Es war nichts zu vernehmen außer dem Luftholen und Ausatmen der Anwesenden. Die Laute wurden in der Finsternis zu einem grotesken Lied, man fühlte sich wie von feindlichen Geistern umgeben. Von Monstern.
    Und so falsch war das nicht.
    Doch Neel erkannte auch etwas Positives in dem furchterregenden Schauspiel: Die Triade machte sich niemals solche Mühe, wenn sie vorhatte, die Gefangenen zum Tode zu verurteilen. Furcht zu säen lohnte nur, wenn man davon ausgehen konnte, dass diese Furcht hinausgetragen und verbreitet werden würde. Junge Menschen, die leicht zu beeindrucken waren und ihr Leben noch vor sich hatten, stellten sicher, dass viele Städter von den Schauergeschichten erfuhren und sie weitererzählten. Angst, von Mund zu Mund verbreitet, war ein effektives Heilmittel gegen jeglichen Keim einer Rebellion.
    »Killian und Valeria Stark«, tönte die Stimme des ersten Präsidenten durch den Saal. »Hohe Schuld lastet man euch an. Ihr seid angeklagt, die Stadt, die euch schützt und nährt, verraten und gefährdet zu haben, indem ihr den Zaun beschädigt habt.«
    »Das ist nicht wahr. Das ist alles nicht wahr, wir sind nur drüber-geklettert.« Neel ahnte das Flüstern des Mädchens mehr, als dass er es hörte. Trotzdem stieß er ihr seine Stiefelspitze behutsam in den Rücken. Sprich nur, wenn du gefragt wirst, und wähle deine Worte besser.
    »Die Stadt kann sich keine Schwachstelle erlauben«, fuhr der zweite Präsident, unter dem Schädel des Wolfes, fort. Neel fürchtete den Mann, er war als ungeduldig und cholerisch bekannt und trieb sein Gegenüber durch provokante Worte oft zu ungewollten Antworten. »Und hier sitzen gleich zwei davon. Zwei Kinder, denen die Eltern sicher beigebracht haben, welche Folgen es hat, sich nicht an die Regeln zu halten. Ist es nicht so? Sprich, mein Junge.«
    »Unsere Eltern habt ihr schon getötet!« Es war Valeria, die sprach, und auch wenn Tränen in ihrer Stimme zu hören waren, klang Wut mit.
    »Still«, wisperte Neel eindringlich. Doch nicht leise genug.
    Cloud wandte den Kopf ins Licht einer Fackel. Sein Gesicht lag im Schatten der Hörner eines Tieres, das Neel noch nie zuvor gesehen hatte. Es sah aus wie ein Ziegenbock, nur war der Schädel schlanker und anmutiger, mit einer breiten, klugen Stirn, die Hörner spitz wie Dolche. Vermutlich ein Tier, das nur jenseits der Meere lebte.
    »Du hast beschlossen, für deine Gefangenen zu sprechen, Hauptmann?«
    Neel brauchte einen quälenden Moment, ehe er begriff, dass Cloud ihn meinte. Er konnte nicht einschätzen, ob Cloud ihn in eine Misere reiten wollte. Seine Gefangenen, das klang, als wäre er für diese Kinder verantwortlich. Das roch nach Gefahr. Vielleicht schenkte Cloud ihm auf diese Weise aber auch eine Chance.
    »Nun denn, sprich«, forderte der zweite Präsident. Es klang, als freute er sich bereits auf Neels ersten Fehler.
    Er atmete durch. »Es sind Kinder, ehrenwerte Triade, deren Eltern nicht mehr leben. Ihnen fehlte es an Nahrung. Hunger macht Arbeiter schwach und nutzlos, darum haben sie sich an der Jagd versucht. Der Zaun wurde dabei nicht beschädigt.«
    »So?« Selbst in der Dunkelheit konnte Neel erkennen, dass der zweite Präsident fein lächelte. »Was taugt ein Zaun, den hungrige Gören überklettern?«
    Der erste Präsident beantwortete die Frage. »Sie hätten ihn ebenso gut niederreißen können.«
    »Uns hat keiner gesehen«, hauchte Killian Neel zu. »Sag ihnen, dass niemand gesehen hat, wie wir aus der Stadt weggelaufen sind.«
    Aber Neel wusste, dass die Triade sich nicht dafür interessierte. »Sie waren in Not«, erklärte er leise, »und haben so weit nicht gedacht.«
    »Was arbeitet ihr, Kinder?«, fragte Cloud. »Wie kommt es, dass ihr Hunger leidet, wenn ihr doch hoffentlich einer anständigen Arbeit nachgeht, für die ihr bezahlt werdet.«
    Neel entwich beinahe ein abschätziger Laut. Cloud wusste genau, dass Münzen im Winter nichts wert waren. Münzen konnte man nicht essen und man konnte sie nicht gegen etwas Essbares eintauschen, wenn für Menschen nichts Essbares zum Verkauf angeboten wurde.
    »Ich laufe Botengänge für einen Apotheker«, antwortete Killian. »Meine Schwester arbeitet im Sommer auf der Schafsfarm, aber es sind kaum

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