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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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erwarte dich vor den Sonnenstunden des nächsten Tages zurück, komm dann in meine -«
    »Hauptmann?«, fuhr der zweite Präsident dazwischen. Der Schatten der Wolfsschnauze fiel über sein Gesicht und verwandelte es in eine obskure Fratze.
    Wie seltsam , dachte Neel. Hier und heute fürchtete er sich vor einem Wolf, dabei hatte er so lange nach der Gilde der Wölfe gesucht. Geblieben war Resignation und etwas Dumpfes in seinem Kopf. Das war wohl das Gefühl des Scheiterns.
    »Es ist allein dein Versagen, sollte das Mädchen nach seiner Jagd nicht auffindbar sein. Vielleicht«, der Präsident lachte leise, »bindest du sie einfach gut fest.«

12
    die suche ist aussichtslos,
    in diesem Land gibt es das,
    was sie frieden nennen, nicht.

    Der Wind trieb den Schnee vor sich her und nahm mir die Sicht. Als er für einen Moment innehielt, vermutlich nur zum Atemschöpfen, sah ich ein Pferd näher kommen.
    Es war noch weit entfernt, ich hatte Zeit, mich zu verstecken.
    Gratulation zu diesem grandiosen Einfall, verspottete ich mich im nächsten Moment. Ich befand mich auf einer Straße, in die die Jahre tiefe Risse gegraben hatten, zu beiden Seiten des Asphalts stand nur kahles, zerzaustes Gebüsch, in dem sich nicht einmal eine Ratte hätte unsichtbar machen können. Dahinter Wiesen, vermutlich altes Weide- oder Ackerland, bedeckt von grauem Schnee, der nicht tief genug war, um sich darin einzugraben. Ich hätte davonrennen können, aber ich war eine gute Jägerin und kannte die Problematik, ohne ein Ziel zu flüchten.
    Also ging ich langsam weiter. Hielt meine Muskeln durch die Bewegung warm. Rief mir meinen letzten Kampf mit einem Reiter ins Gedächtnis, um für den nächsten gewappnet zu sein.
    Erst als ich den Hufschlag hinter mir hörte, drehte ich mich um. Und erstarrte. Für einen Moment fühlte ich mich schwach und hilflos, als stünde ich einer Armee gegenüber. Ich kannte das Pferd. Vor allem aber kannte ich den Reiter.
    Resignation nahm von mir Besitz. Ich musste mir Mühe geben, nicht auf die Knie zu fallen.
    »Matthial.«
    Als ich die Augen wieder öffnete, saß er reglos wie ein Stein auf dem Pferderücken. Sein Gesicht war eine undurchdringliche Maske. Kalt und starr. Ich fand darin nichts, was ich kannte, nichts, was ich einschätzen konnte. Seine Lippe war angeschwollen und ich entdeckte blutige Kratzer, dort, wo sein Schal ein wenig Haut frei ließ. Er musste gekämpft haben. Natürlich ... um das Pferd.
    Es war mein Pferd, oder eher gesagt das Pferd, das ich Jamie gestohlen hatte: Rogue.
    Ich hätte Erleichterung empfinden sollen, weil er lebte, weil die Mutantratten ihn nicht getötet hatten. Aber aus irgendeinem Grund deprimierte mich sein Anblick. Er war nun Matthials Eigentum. Ein Pferd des Feindes.
    »Matthial, ich ... ich musste gehen« war alles, was ich sagen konnte.
    Er nickte, ich befürchtete Ironie. Aber dann stahl sich ein Lächeln auf seine Lippen, es war dieses unglückliche, hilflose Lächeln, mit dem er schon als Kind den Karren aus dem Dreck gezogen hatte, wenn er zu weit gegangen war und wusste, dass er sich entschuldigen musste.
    »Ich wusste nicht«, flüsterte er, »dass es dir so ernst war. All die Tage und Wochen habe ich gedacht, dass du dich erholen und wieder gesund werden würdest. Normal. Die echte Joy. Ich hatte nie angenommen, dass ...«
    Dass meine Gefühle für Neel echt waren, dass es die Gefühle der echten Joy waren.
    »Ich habe Amber in der Stadt den ganzen Sommer über beobachtet, Joy. Ich sah sie sterben, auch wenn sie weiter auf zwei Beinen lief. Aber ihre Augen, die waren tot, sie hatten nichts Lebendiges mehr an sich. Nichts! Und ich glaube nicht daran, dass Tote wieder auferstehen.«
    Ich konnte nichts erwidern. Auch ich hatte sie gesehen.
    »Ich dachte, dass mit dir das Gleiche passiert ist. Ich dachte, du wärst nicht mehr du selbst. Ich dachte, es wäre nichts von dir übrig geblieben außer einer Hülle.« Matthial sah auf etwas herab, das über dem Widerrist des Pferdes lag. Es war die Jacke, die er mir geschenkt hatte. »Aber ich glaube, ich habe mich geirrt. Oder?«
    »Das klingt, als wärst du traurig, dass du dich nicht geirrt hast.«
    »Was soll ich dazu sagen, Joy?« Er sah mich an und das Elend in seinen Augen war Antwort genug. Er hätte mich tatsächlich lieber tot oder gebrochen erlebt als auf der Seite des Feindes. Aber konnte ich ihm das verübeln? Für ihn war ich zur Verräterin geworden.
    Ich hatte sie alle verraten, jeden, der mir etwas

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