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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Freundschaft aber nicht.«
    Ich hätte gerne etwas Treffenderes geantwortet, aber mir fielen nur noch zwei Dinge ein, die ich ihr sagen wollte, ehe ich ging. »Ich hoffe ehrlich, Graves erhebt keinen Anspruch auf dich, Alex, denn er ist - ohne dich schlechtmachen zu wollen - bei Weitem zu schade für dich. Nichts für ungut. Danke für alles. Du wirst mich schon finden, wenn ich mich für deine Hilfe revanchieren darf.«
    »Leb wohl, Joy«, gab sie zuckersüß zurück und wickelte sich lasziv eine Strähne ihres blonden Haares um den Finger. »Ich hoffe, du findest eine Arbeit. Ansonsten gebe ich den Männern in der Aufsicht gerne einen Tipp, was du gut kannst.«
    An jedem anderen Tag hätte ich mich vergessen und sie aufs Übelste beschimpft, heute war mir nicht ansatzweise danach. Ihre Worte machten mich nicht zornig. Nur unglücklich.
    • • •
    Ohne es zu wissen, hatte Alex mir einen Tipp gegeben, wo ich Neel finden würde. (Doch es war auch nicht auszuschließen, dass sie mir diesen Tipp vielleicht doch nicht ganz so unbeabsichtigt gab.)
    Die Bar. Das Mondlicht.
    Ich rannte beinahe dorthin, in meinen Ohren eine süße Erinnerung an unsere letzte Nacht: Wir sehen uns wieder, hatte ich gesagt und Neel hatte geantwortet: Im Mondlicht, ja - das waren seine Worte gewesen!
    Ich war erfüllt von Angst und Euphorie - ich wollte so sehr zu ihm und gleichzeitig fortlaufen. Ihn wiederzusehen, war das Einzige, was noch zählte, und es war so bedeutungsschwer für mich, dass es sich anfühlte, als steuerte ich auf eine Katastrophe zu. Die
    Gewissheit, dass die ganze Welt falsch fand, was ich tat, ließ mich erschaudern und schneller laufen.
    Du kümmerst mich nicht mehr, Welt - ich schaffe uns eine eigene, wenn wir in dieser hier falsch sind.
    Ich eilte an Percents vorbei, die mich kritisch musterten. Ich um-fasste meine Städtermarke, hielt mich am Metall fest und redete mir ein, dass mir nichts passieren konnte, obwohl ich wusste, wie wenig Wahrheit dahintersteckte. Sobald mir jemand wirklich nahe kam, glaubte ich wieder, das Blut des Zaunwächters an mir zu riechen. Sie mussten es doch auch wittern ...
    In den Tagen, in denen ich mich bei Alex versteckt hatte, hatte ich es nicht ein einziges Mal gewagt, nach dem Toten zu fragen. Gefunden hatten sie ihn garantiert. Doch offenbar war niemand auf die Idee gekommen, seinen Tod mit meinem Auftauchen in Verbindung zu bringen. Ein weiterer Beweis, dass ein Einzelner bei den Percents nichts wert war. Es scherte sie vielleicht gar nicht, wer ihn getötet hatte. Das war gut für mich, aber es intensivierte auch meine Sorgen. Neel war auch ein Einzelner. Wie mochte es ihm gehen?
    Ich war so aufgeregt und so ängstlich, dass ich die Tür zur Bar aufstieß, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, wie gefährlich betrunkene Percents waren. Mein Blick glitt über alle Tische, flog über jedes Gesicht. Sie sahen alle gleich aus.
    Neel war nicht hier.
    Die Enttäuschung erwischte mich wie ein unverhoffter Regenschauer und irritierte mich gleichermaßen. Wie kam ich denn auf den dummen Gedanken, er würde hier sein? Hatte ich das wirklich geglaubt? Wie naiv war ich geworden? Wenn Alex recht hatte und Neel wieder trank, dann sollte ich doch eher froh statt enttäuscht sein, dass er nicht hier war.
    »Was willst denn du hier?«, riss mich eine unfreundliche Stimme aus meinen Gedanken. Der Wirt, ein hagerer Percent mit einer fleckigen Schürze, stapfte auf mich zu. Er ging eigenartig, als wären seine Knie steif. Ich hatte noch nie zuvor gesehen, dass ein Percent steifbeinig ging.
    »Was starrst du denn so? Willst du bloß herumstehen und für Ärger sorgen? Ich will hier keine Randale, auch nicht wegen eines Weibs. Huren ist hier verboten!«
    Huren? »Ich bin keine -«
    »Was bist du nicht? Kein Weibsstück? Na, das sehe ich aber anders!«
    An den Tischen begannen die ersten Percents zu grinsen, der kauzige Wirt und ich zogen die Aufmerksamkeit aller Gäste auf uns.
    »Willst du was trinken, ja? Verträgst du denn das, was wir hier verkaufen, überhaupt?«
    »Ich wette, dass sie es nicht verträgt«, rief einer, und ein anderer fiel ein: »Und genau das will ich sehen.«
    Ich zwang mich, aus meiner Schreckstarre zu erwachen. Mit Demut hatte ich bislang noch keinen Percent beeindrucken können, also versuchte ich es gar nicht erst, sondern entschied mich zu lächeln. »Ich würde es wirklich gern auf einen Versuch ankommen lassen. Leider habe ich gar keine Münzen, und um dich

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