dark destiny
einen Scheißdreck an. Und wenn ich sie hier rausschaffe, um ihr den Hals umzudrehen und sie im Schnee zu verscharren - es ist nicht dein Problem. Hast du mich verstanden?«
Der Mann verzog mürrisch das Gesicht, ließ sich aber zu einem »Sehr wohl« herab.
»Sehr wohl, Hauptmann !«, blaffte Neel ihn an. Die schlechte Laune musste er nicht vorspielen. Er verabscheute diese Machthaberei, auch wenn er Vorteile daraus schlug.
Der Wachposten trat zur Seite. »Sehr wohl, Hauptmann. Ich bitte um Verzeihung und wünsche einen guten Ritt ohne Zwischenfälle.«
Grußlos trieb Neel sein Pferd an.
Die vier Krieger, die ihn begleiteten, begannen bald eine Unterhaltung, doch Neel hielt sich etwas abseits. Er brauchte Zeit zum Nachdenken, so vieles ging ihm durch den Kopf.
Das Mädchen natürlich, Valeria. Er konnte davon ausgehen, dass ihr nichts passiert war - ansonsten wäre Graves vorzeitig zurückgekommen. Dass Graves etwas zugestoßen war, schloss er aus. Nicht dem alten Hund Graves. Hoffentlich hatte Valeria auch eine Kleinigkeit erjagt, die sie der Triade vorlegen konnte, um ihre Strafe zu erfüllen.
Der alte Robin Rissel spukte in seinem Kopf herum. Ob er seine Frau von nun an besser im Auge behielt, oder bereitete sie den Kindern bald die nächsten Probleme? Ob der Mann wohl je erfuhr, wie es seiner Tochter ging? Ob Neel selbst je erfuhr, wie es Joy ging? Er wischte den Gedanken fort wie eisige Schneeflocken von der Haut.
Seine Haut fesselte ebenfalls seine Gedanken. Etwas hatte sich verändert, das taube Gefühl ließ langsam nach. Leider konnte er das nicht als Fortschritt betrachten, denn das Einzige, was zurückkehrte, war Kälte. Er fror, ohne zittern zu können, denn seine Haut war steif und starr, und das den ganzen Tag und die ganze Nacht über.
Die Pistole, die Cloud ihm am Morgen überlassen hatte, belastete Neels Kopf ebenso sehr wie seine Tasche. Er hatte sich nie Gedanken um die Waffen gemacht, über die seinesgleichen verfügten, bis Matthial ihn danach gefragt hatte.
Wo habt ihr sie her? Wo lagert ihr sie?
Die Pistole, die nun seine war, glänzte matt. Die Oberfläche hatte nicht den geringsten Kratzer. Sie war neu, gerade erst hergestellt. Aber wo? Und von wem? Neel kannte die beiden Schmieden, in denen Waffen fabriziert wurden. In keiner hatte man die Mittel, um solche Pistolen anzufertigen; das Beste, was die Waffenmeister dort zustande brachten, waren primitive Steinschlosspistolen, die immer nur eine einzige Kugel sauber abfeuerten.
Die Männer, die mit Neel ritten, waren ebenfalls mit neuen Waffen ausgestattet worden sowie mit der Warnung, jenseits des Zauns besonders vorsichtig zu sein. Es waren viele Rebellen in der Nähe der Stadt gesichtet worden - bewaffnete und aggressive Rebellen -und Gerüchten zufolge hatte es tatsächlich Überfälle gegeben. Der Wachmann am Tor war mit seinen Befürchtungen nicht allein. Cloud selbst nahm die Situation ernst, sonst hätte er nicht fünf wertvolle Pistolen an gewöhnliche Krieger herausgegeben.
Neel erwischte sich dabei, wie er mit den Zähnen knirschte, als er an das morgendliche Gespräch mit seinem ehemaligen Mentor dachte.
»Es wäre mir lieb, wenn du sie nicht gegen dich selbst richtest«, hatte Cloud gesagt.
Neel hatte einen Moment überlegt, ob er darauf reagieren sollte, und sich dann dagegen entschieden. Cloud versuchte, ihn zu beleidigen, besser, er gab vor, darüberzustehen. Er hatte lediglich dünn gelächelt, mehr Höflichkeit konnte sein Mentor nicht verlangen.
»Neel«, hatte dieser nachgeschoben, »erschieß auch dein Mädchen nicht, wenn es sich vermeiden lässt.«
Neels Lächeln war breiter geworden. »Das liegt allein an ihr.« Er hatte das Zeichen für Respekt gemacht und war gegangen.
Er konnte Cloud die Bedenken nicht verübeln. Amber war von all seinen Sorgen tatsächlich die quälendste und er kannte einen Haufen Männer, die solche Herausforderungen gemeinhin mit einem Messer oder einer Pistole lösten. Er warf ihr einen schnellen Blick zu. Amber zuckte schon zusammen, wenn er nur den Kopf bewegte. Konnte er ihr das verdenken? Sie kannte solche Männer ebenfalls.
Er hatte alles falsch gemacht. Vom ersten Tag an hätte er versuchen müssen, sie kennenzulernen, ein wenig von ihrem Vertrauen zu gewinnen, nur um zu erreichen, dass sie ihn nicht in den Wahnsinn trieb mit ihrer Panik vor allem, was sich bewegte. Aber er hatte nur an Joy gedacht und sich bequem darauf ausgeruht, dass Amber in Clouds und Minas Haus
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