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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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sicher war. Er hatte angenommen, das würde ausreichen, und obgleich er merkte, dass das nicht der Fall war, hatte er nichts geändert. Später hatten ihn zuerst seine Verletzungen und dann sein Selbstmitleid so sehr beschäftigt, dass Amber ihm völlig egal geworden war.
    Mein Fehler. Nun muss ich ihn ausbaden.
    Es wäre einfach, ihr zu helfen, wenn sie nur mit ihm reden würde. Aber wann immer er es versuchte, begann sie zu weinen oder zu würgen und lief fort, verkroch sich irgendwo. Auf keine Frage antwortete sie und sie reagierte auch nicht, wenn er ihr beteuerte, dass er ihr nichts antun würde. Und langsam begann Neel angesichts ihres Schweigens und all der Bemühungen, die ins Leere liefen, an seinen eigenen Worten zu zweifeln.
    Er trank nicht mehr, seit Amber in seinem Zimmer lebte, weil er wusste, dass sich seine Wut nach dem Genuss von Alkohol harmloser anfühlte, in Wahrheit aber brennender auswirkte. Er schlief kaum noch, denn wenn er im Schlaf Ambers Albträumen lauschte, stahlen sich diese auch in seinen Kopf und er wurde zu dem Monster, das sie quälte.
    Amber war aus tiefster Seele davon überzeugt, dass er ihr etwas antun würde. Diese Überzeugung war stark, sie strahlte diese Gewissheit aus wie eine löchrige Holzwand, durch die Rauch drang, und vergiftete Neels Atemluft. Er glaubte es inzwischen selbst. Erinnerungen kamen hoch. Joy, wie sie ihn provozierte. Joy, wie er sie schlug.
    Er hatte sich damals, als er bei Kräften gewesen war, nicht beherrschen können, als diese starke, bewundernswerte Frau vor ihm gestanden hatte, die er eigentlich nur hatte beeindrucken wollen. Jetzt, da er ein Schatten seiner selbst war und die Frau an seiner Seite ihm keinerlei Achtung abverlangte, sondern bloß Mitleid ... Wie lange würde er sich noch beherrschen können? »Werde wieder du selbst!«, hatte Graves ihm geraten. Aber das konnte er nicht, solange er Amber gefangen halten musste. Nichts anderes war ihr Zusammenleben.
    Er musste das beenden, besser heute als morgen. Aber ob Amber sich überwinden konnte, seinen Plan zu befolgen? Es wäre das erste Mal, dass sie tat, was er sagte.
    Zweifelnd blickte Neel noch einmal zu ihr. Sie zitterte, ansonsten tat sie nichts. Wie immer.
    Vielleicht verlangte er zu viel. Womöglich konnte sie nicht mehr fliehen. Sah so eine Frau aus, die noch in der Lage war zu kämpfen? Körperlich mochte sie unversehrt sein. Seelisch war sie ein Wrack.
    »Denk daran, was ich dir gesagt habe«, meinte er leise. »Du hast eine Chance.« Und nur eine. Bitte nutze sie, um unser beider willen.
    • • •
    Wind kam auf und wehte die Nacht in den Wald. Wenn Neel die Augen schloss, klang das Sturmheulen sowie das Knacken und Knistern der gefrorenen Bäume, als loderte in der Nähe ein Feuer. Seine Haut brannte vor Kälte.
    Er blieb aufrecht im Sattel sitzen, die Reitjacke über dem ärmellosen Hemd geöffnet, damit der Schnee in seine Haut stechen konnte, anstatt sich klein zu machen und in seine Kleidung zu hüllen wie die anderen Reiter. Nacht, Sturm und Schnee vermischten sich und raubten die Sicht, bis man kaum mehr drei Pferdelängen weit sehen konnte. Sie hatten noch eine knappe Stunde zu reiten, ehe sie den Blauen See erreichten. Allein diese Stunde schien Neel viel zu lange - Valeria wartete sicher schon seit dem Morgen darauf, von ihrer Strafe erlöst zu werden. Andererseits herrschten jetzt die besten Bedingungen für das, was er mit Amber vorhatte.
    Er zügelte sein Pferd und somit auch Ambers, sodass zwischen den vier Kriegern und ihnen eine Lücke aufklaffte.
    »Bleib nicht zurück, Hauptmann!«, rief ihm einer der Männer zu. Er konnte im Schnee kein Gesicht mehr erkennen. »Das ist gefährliches Land.«
    »Ja«, erwiderte Neel leise. »Rebellenland. Östlich von hier jagt der Clan der Waldleute.« Seine Stimme zitterte leicht, als er den Namen aussprach. Amber reagierte nicht. Er seufzte lautlos. Es schien aussichtslos, aber einen Versuch war es wert. Sie mochte nie ein Wort antworten, aber vielleicht verstand sie ja doch, was er sagte.
    »Sie muss mal pinkeln«, rief er den anderen Reitern zu und achtete darauf, ausreichend genervt zu klingen. Dann sprang er ab, schlang die Zügel seines Pferdes nachlässig um einen Ast und löste die Kette, mit der Ambers Wallach am Sattel seiner Stute festgebunden war. In seinem Kopf tobten Warnungen und Ratschläge, die er ihr mitgeben wollte. Aber alles war bereits unter vier Augen gesagt und jedes Wort zu viel würde die Männer

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